Afghanistan-Einsatz: Jung stellt sich vor die Truppe

Verteidigungsminister Jung hat betont, die deutschen Einheiten in Afghanistan seien professionell ausgerüstet. Sie als Kampftruppen in den Süden zu schicken, hält er allerdings für falsch.
Die Bundeswehr ist laut Verteidigungsminister Franz Josef Jung (CDU) in der Lage, professionell ausgerüstete Einheiten als schnelle Eingreiftruppe in den Norden Afghanistans zu schicken. «Ich schicke keinen Soldaten in eine so riskanten Einsatz, wie es in Afghanistan der Fall ist, wenn er nicht gut ausgerüstet und ausgebildet ist», sagte Jung der «Welt am Sonntag». Berichte, der Bundeswehr fehle die richtige Ausrüstung für diesen von der Nato erbetenen, aber von der Bundesregierung noch nicht beschlossenen Einsatz nannte Jung «ärgerlich».
Am vergangenen Dienstag war die seit längerem erwartete Anfrage aus Brüssel im Verteidigungsministerium in Berlin eingegangenen. Die Nato will, dass Deutschland die derzeit von Norwegen gestellte schnelle Eingreiftruppe (Quick Reaction Force/QRF) ablöst. Im Sommer will Norwegen die Verantwortung für die QRF an eine andere Nation abgeben. Es geht um rund 250 Soldaten. In der Bundeswehr und im Bundestag wird fest mit einer baldigen deutschen Zusage gerechnet.
Fahrzeuge durch Sprengfallen geschützt
Politiker und Militärs hatten kritisiert, die Bundeswehr sei auf diesen Einsatz nicht richtig vorbereitet. So bemängelte der frühere Generalinspekteur der Bundeswehr, Harald Kujat, «gravierende Ausrüstungsdefizite». Jung erläuterte, alle Fahrzeuge würden jetzt gegen ferngesteuerte Sprengfallen geschützt. Man müsse berücksichtigen, dass es sich bei den sogenannten Jammern um eine recht neue Technologie handele, die zunächst erprobt werden musste, auch um Gesundheitsschäden für die Soldaten zu vermeiden. «Und nun braucht die Industrie eine gewisse Zeit, bis die erforderliche Stückzahl der Jammer produziert ist», sagte der Minister.
Verlegung von Bundeswehrsoldaten in andere afghanische Regionen wäre ein «Fehler»
Im gleichen Interview sagte Jung auch: «Wenn Freunde in Not kommen, werden wir ihnen helfen. Darum machen wir beispielsweise die Luftaufklärung mit unseren Tornados für ganz Afghanistan. Wir haben zusätzliche Lufttransporte für die Verbündeten geleistet, indem wir die sechs Transall-Maschinen auf acht erhöht haben.» Die deutschen Einheiten als Kampftruppen in den Süden des Landes zu schicken, hält er allerdings für falsch. «Es wäre ein großer Fehler, den Norden, der halb so groß ist wie Deutschland, zu vernachlässigen, dort Truppen abzuziehen oder etwa durch verschiedene Regionen rotieren zu lassen».
Keine neue Qualität der deutschen Mission
Das Bundestagsmandat für den Isaf-Einsatz der Bundeswehr sieht Nothilfe auch im umkämpften Süden des Landes vor. US-Verteidigungsminister Robert Gates hatte die Bundesregierung in einem Brief aufgefordert, ihr militärisches Engagement in Afghanistan auszuweiten und auch Truppen im Süden einzusetzen. Sollten die Deutschen die Norweger im Rahmen der Schnellen Eingreiftruppe ablösen, sieht Jung darin keine neue Qualität der deutschen Mission. Der «Welt am Sonntag» sagte er: «Der Bundeswehr-Einsatz gründet bereits jetzt auf vier Komponenten: Helfen, Vermitteln, Schützen und Kämpfen. Kämpfen gehört dazu, um die ersten drei Komponenten zu ermöglichen.» (dpa)