Afghanistan-Amokschütze hatte getrunken
Stress, Eheprobleme und Alkohol sollen einem Medienbericht zufolge den Amoklauf eines US-Soldaten ausgelöst haben, der in Afghanistan 16 Zivilisten tötete.
New York/Kabul - Der Unteroffizier habe in der Nacht vor dem Massaker getrunken, wie die "New York Times" am Donnerstag unter Berufung auf einen hohen US-Regierungsbeamten berichtete. Zwischen dem 38-jährigen Soldaten und seiner Frau habe es Spannungen gegeben. Zudem habe er unter Stress wegen seines inzwischen vierten Kriegseinsatzes gelitten.
"Am Ende wird es eine Kombination aus Stress, Alkohol und häuslichen Problemen sein - er ist einfach ausgerastet", wird er Beamte zitiert. Nach seinen Angaben soll der mutmaßliche Amokschütze bereits in Kürze in die USA gebracht werden, vermutlich in das Gefängnis Fort Leavenworth im US-Bundesstaat Kansas.
Der Anwalt des Unteroffiziers, John Henry Browne, bezeichnete die Berichte über Eheprobleme seines Mandaten als "Unsinn". Da dies bereits nicht stimme, hege er auch Zweifel, dass bei dem Amoklauf Alkohol und Stress im Spiel gewesen seien, sagte Browne der "New York Times" zu folge. Allerdings sei auch klar, dass praktisch jeder auf einer abgelegenen Basis in Afghanistan unter Stress stehe.
Der Anwalt sieht die Schuld vielmehr auf Seiten der Regierung. Der Soldat sei zweimal im Irak verwundet worden, "und er war sich nicht sicher, ob er gesund genug war, um wieder eingesetzt zu werden". Die Regierung werde den Amoklauf "einem Individuum anlasten wollen, statt vielmehr die Schuld beim Krieg selbst zu sehen", sagte Browne.
Der zweifache Vater, der zuvor bereits drei Einsätze im Irak absolviert hatte, war Medienberichten zufolge bereits von Afghanistan aus auf eine US-Militärbasis in Kuwait gebracht worden. Die Verlegung des Soldaten - möglicherweise noch am Freitag - sei das Ergebnis von Verhandlungen mit der kuwaitischen Seite, die den mutmaßlichen Amokschützen nicht länger im Land behalten wolle, hieß es. Das Parlament in Kabul hatte ein öffentliches Verfahren gegen den Mann in Afghanistan gefordert. Die Identität des US-Soldaten ist nach wie vor nicht bekannt. Auch eine Anklage wurde noch nicht erhoben.
In Ostafghanistan wurde unterdessen ein Soldat der Internationalen Schutztruppe (Isaf) getötet. Die Isaf teilte am Freitag mit, zu dem Bombenanschlag sei es bereits am Vortag gekommen. Angaben zur Nationalität machte die Nato-geführte Schutztruppe wie üblich nicht.