Affären-Landrat Kreidl (CSU) abgestraft

Jakob Kreidl war über die Finanzierung seiner Geburtstagsfeier gestolpert. CSU-Chef Seehofer persönlich zwang ihn zum Amtsverzicht im Falle der Wiederwahl. Dies ist seit Sonntag Geschichte. Die Wähler straften Kreidl deutlich ab.
von  dpa
Miesbachs CSU-Landrat Jakob Kreidl - hier auf einem Archivbild beim Patronatstag der Gebirgsschützen 2007.
Miesbachs CSU-Landrat Jakob Kreidl - hier auf einem Archivbild beim Patronatstag der Gebirgsschützen 2007. © dpa

Der 61-Jährige war über die Finanzierung seiner Geburtstagsfeier durch Sparkasse und Landkreis gestolpert. CSU-Chef Seehofer persönlich zwang ihn zum Amtsverzicht im Falle der Wiederwahl. Dies ist seit Sonntag Geschichte. Die Wähler straften Kreidl deutlich ab.

Miesbach – Der Miesbacher Affären-Landrat Jakob Kreidl (CSU) ist bei der Kommunalwahl vom Sonntag von den Landkreisbürgern abgestraft worden. Der 61-Jährige kam auf lediglich 15,83 Prozent der Stimmen und landete damit von allen fünf Kandidaten auf dem vorletzten Platz.

Damit ist der Amtsverzicht im Falle der Wiederwahl, zu dem CSU-Chef Horst Seehofer seinen Parteifreund gezwungen hatte, überflüssig geworden. Kreidl ist bei der Stichwahl aus dem Rennen.

Gewonnen hat den ersten Wahlgang der Kandidat der Freien Wähler, Norbert Kerkel. Der 49-Jährige erzielte 37,75 Prozent. Er ist der Sohn des langjährigen Miesbacher Landrats Norbert Kerkel und tritt in der Stichwahl in zwei Wochen gegen den Grünen-Kandidaten und Verwaltungsfachmann Wolfgang Rzehak (46) an, der 20,88 Prozent holte. Aus dem Rennen sind neben Kreidl auch der SPD-Kandidat Robert Huber mit 18,7 Prozent und Martin Eberhard von der FDP mit 6,9 Prozent.

Der Bundestagsabgeordnete und kommissarische Miesbacher CSU-Kreisvorsitzende Alexander Radwan nannte das schlechte Abschneiden Kreidls ein aus Sicht der CSU „nachvollziehbares Ergebnis“. In den letzten Tagen vor der Wahl habe sich in der Bevölkerung eine spürbare Verunsicherung abgezeichnet, welchen Kandidaten sie ihre Stimmen geben sollen.

Kerkel sagte, er und auch der Grünen-Kandidat hätten von dem Ansehensverlust Kreidls profitiert. Rzehak kündigte an, bei der Stichwahl seinen Themen Landschaftsschutz, Verkehr und Energiewende treu zu bleiben.

Kreidl war die Finanzierung der Feier zu seinem 60. Geburtstag zum Verhängnis geworden. Das Fest hatte fast 120 000 Euro gekostet, von denen die Kreissparkasse 77 000 und der Landkreis 33 000 gezahlt hatten. Inzwischen prüft die Regierung von Oberbayern, ob bei dieser Art von Sponsoring alles mit rechten Dingen zuging. Daneben geriet er aber auch wegen seines aberkannten Doktortitels, der Verwandtenaffäre im Landtag, üppiger Nebenverdienste und eines Schwarzbaus in die Schlagzeilen. Kreidl war seit 2008 Landrat von Miesbach.

 

 

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