AfD-Parteitag: Entmenschlichung als Programm

Der Vize-Chefredakteur Timo Lokoschat über die "Alternative für Deutschland".
von  Timo Lokoschat
Die AfD-Parteivorsitzenden Jörg Meuthen und Frauke Petry auf dem AfD-Bundesparteitag in Stuttgart.
Die AfD-Parteivorsitzenden Jörg Meuthen und Frauke Petry auf dem AfD-Bundesparteitag in Stuttgart. © dpa

Stellt man sich die AfD als Speise vor, dann wäre sie ein wild zusammengewürfelter Eintopf: Soziales, Liberales, Nationales, Konservatives, Modernes, Gestriges, Seriöses, Bizarres, Elitäres und Populistisches bilden einen inkonsistenten und schwer verdaulichen Brei. Die inneren Widersprüche der AfD sind auf ihrem Parteitag deutlicher denn je zutage getreten. Um sie zu kaschieren, braucht es ein gemeinsames Feindbild: Neben dem Islam dient dazu das "links-rot-grün verseuchte 68er-Deutschland", wie Jörg Meuthen – eigentlich das bürgerliche Gesicht der Partei – in den Saal rief und tosenden Beifall erntete.

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Kein Wunder, trifft er damit doch den Ton, der in den einschlägigen AfD-Foren im Internet schon seit langem gepflegt wird: "68er-verseucht", "linksgrünversifft", "Volksverräter", "Volksschädlinge", "ausmerzen" – das sind die Begriffe, mit denen die selbst ernannten Retter des Abendlandes dort hantieren. Andersdenkende werden mit Tieren verglichen, mit Ungeziefer, mit Krankheiten, mit Seuchen. Dehumanisierung nennt sich das Konzept: Es geht um die Entmenschlichung des Feindes.

Wer genauer wissen will, wie das funktioniert, wird in der Stadtbibliothek fündig, unter K wie Klemperer, Victor. "LTI – Notizbuch eines Philologen" heißt dessen wichtigstes Werk aus dem Jahre 1947. LTI steht für Lingua Tertii Imperii. Die Sprache des Dritten Reiches.

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