AfD fährt Mercedes mit Hitler-Kennzeichen
Immer wieder betont die AfD, keinen Bezug zu rechtsradikalen Strömungen zu haben. Jetzt gerät sie allerdings durch das Bild eines Mercedes in Bedrängnis: das Nummernschild trägt in den Augen vieler eine Nazisymbolik.
Am Wochenende kursierte ein Bild von einem Auto mit AfD-Werbung vom Schönauer Parkfest in Grünau im Internet. Sören Pellmann, Fraktionsvorsitzender der Linken in Leipzig, twitterte das Foto und löste damit eine Diskussion über das Kennzeichen L-AD-1818 aus. Die Facebook-Gruppe "No Legida" verbreitete das Foto und ging auf das Kennzeichen ein: demnach könnte L-AH für "Leibstandarte Adolf Hitler" stehen, AH sind die Initialen Hitlers, 1 und 8 stehen für den ersten und achten Buchstaben des Alphabets, also wieder A und H.
In rechten Kreisen haben sich scheinbar unverfängliche Kürzel und Symbole entwickelt, die straffrei getragen werden können, aber auf die rechte Ideologie hinweisen: 88 steht für die Buchstaben HH, somit also für "Heil Hitler", SGH steht für "Sieg Heil", die schwarz-rote-weiße Reichskriegsflagge wird als Alternative zur Hakenkreuzflagge eingesetzt.
Offensichtliche Symbole wie SS-Zeichen, der Hitlergruß oder Hakenkreuzflagge wurden verboten. So werden auch Autokennzeichen mit Kombinationen wie SA, SS oder KZ nicht zugelassen.
Wie war das bei #AfD - keine Nazis? Keine Faschisten? #nolegida #noafd #nonazis pic.twitter.com/cjeuh2EgGB
— Sören Pellmann (@LINKEPELLI) 21. August 2016
Nachdem das Foto des AfD-Mercedes in den sozialen Netzwerken für Diskussionen sorgte, äußerte sich der AfD-Kreisverbandsvorsitzende Siegbert Droese in einer Pressemitteilung. So wurde das Fahrzeug lediglich ausgeliehen und gehöre keinem AfD-Mitglied, wobei nicht auf das Kennzeichen geachtet wurde. "Dank der sozialen Medien wurden wir auf die Zusammenhänge von Buchstaben und Zahlenkombinationen und deren Brisanz aufmerksam gemacht", erklärte Droese. Die Kombination sei als Fehler zu sehen, die AfD würde sich ganz deutlich von solcherlei rechter Szenecodierung distanzieren.
AfD-Generalsekretär Uwe Wurlitzer nimmt Stellung
Der sächsische AfD-Generalsekretär Uwe Wurlitzer hingegen sieht das zunächst etwas anders, wie er am Montag dem Magazin "Vice" gegenüber sagte. So sei Droese der Besitzer des Autos. Am Dienstag hingegen erklärte er die Lage auf Facebook doch wieder anders: Droese habe sich das Auto geliehen, "von einem Leipziger Bürger", der allerdings kein AfD-Mitglied sei. Weiter versichert er, dass sich Droese das Auto nicht geliehen hätte, sofern ihm die Zahlen- und Buchstabenkombination vorher aufgefallen wäre.
In der Pressemitteilung sucht Wurlitzer die Schuld bei der von der SPD-geführten Stadtverwaltung, die für die Kennzeichenvergabe zuständig ist: "Wie kommt eine SPD-geführte Stadtverwaltung dazu ein solches Nummernschild zu vergeben? Wir finden das skandalös!", heißt es in der Mitteilung. Weiter beschimpft Wurlitzer in seinem Facebook-Post auch Bundesjustizminister Heiko Maas, der "eine Internetstasi mit Ex-Stasimitarbeitern“ erschaffen habe, "um Gesinnungslumperei" zu betreiben.
"Eure Heuchelei ist widerlich und ein Spiegelbild der Politik in diesem Land."
Anschließend wird die Bundestagsabgeordnete Hinz kritisiert, die bei ihrem Lebenslauf schwindelte. "Euer Bundeswirtschaftsminister beschimpft sächsische Burger als Pack, und Frau Nahles hetzt seit Jahren gegen die AfD", schreibt Wurtlitzer weiter. Während die AfD Verantwortung übernehmen würde, schiebe die SPD die Schuld anderen zu: "Und wer ist schuld? Es sind immer die Anderen. Eure Heuchelei ist widerlich und ein Spiegelbild der Politik in diesem Land."
Ob es sich wirklich um ein Versehen handelt, oder ob die AfD tatsächlich ein Wunschkennzeichen gewählt hat, bleibt unklar. Es ist allerdings nicht der erste Vorfall, bei dem die AfD mit einem Kfz-Kennzeichen für Aufregung sorgt: bereits in den letzten Jahren kursierte ein Bild von einem ähnlichen Mercedes im Netz, mit dem Kennzeichen L-GD-3345, wobei GD für "Großdeutschland" und die Zahlen 33 und 45 für das Anfangs- und Endjahr der Hitler-Herrschaft stehen könnte.