Ärzte wollen Krankenversicherung umkrempeln

Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery stößt mit seinen Reformvorschlägen auf Lob, aber auch auf teils heftige Kritik. Montgomery tritt vehement für den Erhalt der privaten Krankenversicherung (PKV).
von  dpa

Unmittelbar vor Beginn des Deutschen Ärztetags stößt Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery mit seinen Reformvorschlägen auf Lob, aber auch auf teils heftige Kritik. So ist Montgomery vehement für den Erhalt der privaten Krankenversicherung (PKV) eingetreten.

Hannover/Berlin - Unmittelbar vor Beginn des Deutschen Ärztetags stößt Ärztepräsident Frank Ulrich Montgomery mit seinen Reformvorschlägen auf Lob, aber auch auf teils heftige Kritik. So ist Montgomery vehement für den Erhalt der privaten Krankenversicherung (PKV) eingetreten.

Diese Forderung ist ein Kernbestandteil der Ärztevorschläge zur Zukunft der Krankenversicherung in Deutschland. Die Delegierten des 116. Ärztetags wollen an diesem Dienstag in Hannover darüber beraten.

Begründet hatte Montgomery seinen Pro-PKV-Kurs mit dem Argument, eine einheitliche Bürgerversicherung zerstöre den Wettbewerb und führe in eine Zwei-Klassen-Medizin. Der Vorstandsvorsitzende der Techniker Krankenkasse, Jens Baas, wies dies zurück. "Beides ist Unsinn", sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die PKV müsse nicht künstlich am Leben erhalten werden. "Die Ärzte wollen an der PKV festhalten, weil sie Angst haben, Geld zu verlieren."

Die meisten anderen Punkte der umfassenden Reformvorschläge der Ärzteschaft sind in den Augen des Chefs der Techniker Krankenkasse hingegen bedenkenswert. "Die Vorstellungen der Ärzteschaft sind vielfach interessant", sagte Baas. "Ich würde mir wünschen, dass sie nun auch in eine Diskussion mit uns darüber einsteigen." So wollen die Ärzte den Beitrag für die Krankenkasse, den die Versicherten prozentual vom Einkommen zahlen müssen, ersetzen. An seiner Stelle sollen vom Einkommen unabhängige Gesundheitsbeiträge stehen.

Für die Arbeitssitzungen, die auf eine festliche Eröffnung folgen, sind 250 Ärzte delegiert. Eröffnet wird der Ärztetag unter anderem mit Reden von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP), Niedersachsens Ministerpräsident Stephan Weil (SPD) und Ärztepräsident Montgomery.

Der Verband der Ersatzkassen vdek kritisierte die Reformvorschläge der Bundesärztekammer. Die Ärzte wollten die Versicherten durch mehr Eigenbeteiligung noch weiter belasten, hieß es von dem Verband.

Auch der Verein demokratischer Ärztinnen und Ärzte stellte sich gegen die Vorstellungen. Die gesetzliche Krankenversicherung sei kein Auslaufmodell, die PKV nicht unbedingt zukunftsträchtiger, steht in Anträgen der Opposition innerhalb der Ärzteschaft. "Es erscheint politisch unklug, sich ausgerechnet kurz vor den Bundestagswahlen mit einem unausgereiften gesundheitspolitischen Papier in der Öffentlichkeit zu präsentieren", kritisiert die Ärzte-Opposition.

Zudem steht auf dem Programm des Ärztetags, wie die ärztliche Weiter- und Fortbildung in Deutschland verbessert werden kann. Die Delegierten befassen sich auch mit den Auswirkungen von Armut auf die Gesundheit. Der Ärztetag endet am Freitag.

Montgomery unterstützt auch die Kritik der Kassenärzte an der elektronischen Gesundheitskarte. Sie sei als kluges Instrument zur Verbesserung von Verwaltungsabläufen gedacht gewesen - durch verfehlte Gesundheitspolitik sei daraus aber ein Machtinstrument im Gerangel zwischen den Krankenkassen und den Ärzten geworden, sagte er MDR Info.

"Deswegen haben wir heute eine Gesundheitskarte, die zwar so aussieht, als ob sie ganz viel könnte, die aber in Wirklichkeit nur eine Plastikkarte mit einem Foto drauf ist". Die Kassenärzte hatten zuvor damit gedroht, ihre Mitarbeit an dem gigantischen IT-Projekt zu beenden, sollte es weiterhin nur auf die Interessen der gesetzlichen Krankenkassen ausgerichtet sein.

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