Ägyptens Weg in die Gewalt

Wie konnte es so weit kommen? Der Hintergrund, was zur Eskalation geführt hat
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KAIRO Nach dem Sturz Mubaraks war Mohammed Mursi, Kandidat der Muslimbrüder, als Sieger aus den Präsidentschaftswahlen hervorgegangen – was viel damit zu tun hat, dass in den Stichwahlen sein einziger Gegenkandidat ein Mann des verhassten alten Regimes war. Die moderaten Ägypter (Säkuläre, Liberale, Reformer), die laut neutralen Beobachtern die Mehrheit im Land bilden, hatten sich nicht auf einen aussichtsreichen Bewerber einigen können.
Die Muslimbrüder – eine starke Minderheit – sind also auf demokratische Weise an die Macht bekommen. Dann aber begannen sie, sie zu nutzen, um sich den Staat anzueignen und nach islamistischen Plänen umzubauen. Das sorgte für immer größeren Protest unter der Bevölkerung, viele verwiesen auf das deutsche Beispiel Hitler 1933. Auch viele ursprüngliche Mursi-Wähler wandten sich ab, weil sich unter ihm die wirtschaftliche und soziale Lage rapide verschlechterte – er konzentrierte sich auf den Ausbau der Macht seiner Islamisten und sonst nichts.
Als dann zum ersten Jahrestag seiner Herrschaft in einer Massendemonstration 20 Millionen Ägypter gegen Mursi auf die Straße gingen, handelte das Militär: Es setzte ihn am 3. Juli ab, mittlerweile sitzt er in Untersuchungshaft. Große Teile der Bevölkerung fanden das gut. Der Westen zögerte, von einem Putsch zu sprechen, forderte aber nachdrücklich eine Lösung durch Verhandlungen.
Doch da machten die Muslimbrüder nicht mit, die sich um ihre Herrschaft betrogen sehen. Sie lehnten jeden Dialog, eine Beteiligung an einer Übergangsregierung oder Neuwahlen strikt ab. Ihre Alles-oder-nichts-Strategie ist es, die Rückkehr von Mursi und seiner absoluten Mehrheit zu erkämpfen – oder sonst wieder in den Untergrund zu gehen. Die zivilen Mitglieder der Übergangsregierung und auch islamische Geistliche versuchten vergeblich, sie umzustimmen. Nun haben sich die Hardliner unter den Militärs durchgesetzt.

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