Abschied aus der Kernkraft: Die Atom-Spaltung

Bundesumweltminister Röttgen will raus aus der Kernkraft, sein bayerischer Kollege Söder will unbedingt drinnen bleiben. Gemeinsam ist ihnen nur noch eines: Beide sind in der Union.
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BERLIN/MÜNCHEN - Bundesumweltminister Röttgen will raus aus der Kernkraft, sein bayerischer Kollege Söder will unbedingt drinnen bleiben. Gemeinsam ist ihnen nur noch eines: Beide sind in der Union.

Rein in die Atomkraft, raus aus dem Atomkraftwerk: Immer heftiger streitet die Union jetzt intern über die Zukunft der Energieversorgung in Deutschland. Gleich drei Landesumweltminister boten gestern ihrem Berliner Amtskollegen Norbert Röttgen die Stirn. Wie immer vorne mit dabei: Bayerns Ökoressort-Chef Markus Söder.

Röttgen hatte sich mit Überlegungen zu einem flotten und vollständigen Abschied aus der Kernkraft weit aus dem Fenster gehängt: Noch im Wahlkampf hatte die Union einer Verlängerung der Laufzeiten das Wort geredet. Vor allem in Deutschlands Haupt-Kernkraftländern Bayern, Baden-Württemberg und Hessen bekommt Röttgen jedoch immer mehr Ärger. Die Debatte dürfe nicht ohne die betroffenen Länder geführt werden, polterte Söder. Ins gleiche Horn stießen seine Kolleginnen Tanja Gönner (Ba-Wü) und Silke Lautenschläger (Hessen). In deren Ländern liegen die Kraftwerke Neckarwestheim 1 und Biblis, die Röttgen nun angeblich endgültig stilllegen will.

„Sehr enttäuscht“, „verwundert“ – mit solchen Formulierungen machten die drei ihrem Unmut über Röttgen Luft. Ganz offenbar braucht die Union nun für Koalitionsstreit nicht einmal mehr die FDP. Dafür sprangen Röttgen die Grünen zu Hilfe und nahmen ihn gegen die bayerische Schwester in Schutz: „Die CSU will auf Teufel komm raus ihre gefährliche Atom-Ideologie durchsetzen“, giftete die Münchner Landtagschefin der Grünen, Margarete Bause.

Mit mangelnder Akzeptanz in der Gesellschaft hatte auch der Bundesumweltminister seine Abkehr vom Atomkurs begründet – in lupenreiner Grünen-Sprache. Das Land brauche eine sichere und allgemein anerkannte Stromversorgung – und die sei langfristig nur mit erneuerbaren Energien denkbar. In 40 Jahren müsse daher Schluss sein mit der Kernkraft. Jetzt legte Röttgen noch einmal nach, wiederum mit Grünen-Argumenten: Eine Wende hin zu Ökoenergie sei „die beste Beschäftigungs- und Wachstumsstrategie für unser Land.“

Das aber will auch Bayerns Ministerpräsident so nicht stehen lassen: „Moderne Kernkraftwerke leisten einen Beitrag zur Reduktion des Klimakillers Kohlendioxid“, sagte Horst Seehofer dem „Spiegel“ und stichelte gegen Röttgen. „Das sollte auch der Bundesumweltminister im Auge behalten.“ Seehofers Fazit: „Solange die Kernkraftwerke unsere hohen Sicherheitsstandards erfüllen und solange sie für unseren Energiemix unverzichtbar sind, sollten wir sie am Netz lassen.“ mue

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