Absage "aus Gründen des Schutzes der Bevölkerung"
PK zur Länderspiel-Absage in Hannover: Bundesinnenminister Thomas de Maizière betont, eine konkrete Beantwortung vieler Fragen zu den Hintergründen und Gründen könne er nicht leisten.
Hannover - Es gehört zu den schwierigsten Aufgaben als Innenminister: Für Sicherheit zu sorgen, ohne die Menschen zu verunsichern. Ruhe auszustrahlen, obwohl die Zeiten mehr als unruhig sind. Thomas de Maizière bemüht sich angestrengt um beides.
Als der CDU-Mann am späten Dienstagabend in Hannover die Absage des Fußball-Länderspiels Deutschland gegen Frankreich verkündet, tut er das gewohnt unaufgeregt, sachlich und nüchtern. Aber er macht auch keinen Hehl aus dem Dilemma, in dem er steckt.
Es müssen schon sehr triftige Gründe gewesen sein, die de Maizière dazu gebracht haben, das Spiel kurz vor dem Anpfiff abzublasen. Schließlich sollte die Veranstaltung ein Zeichen gegen den Terror sein, ein Symbol gegen den Schrecken von islamistischen Fanatikern.
Nachdem am Freitagabend in Paris das Länderspiel Deutschland-Frankreich zum Ziel blutiger Attacken wurde, sollte die Partie in Hannover die Botschaft aussenden: Wir haben keine Angst, wir beugen uns nicht. Die Kanzlerin und ihr Vizekanzler wollten demonstrativ auf der Tribüne sitzen, de Maizière auch.
Doch nun beugt sich auch die deutsche Gesellschaft der Bedrohung.
Der Bundesinnenminister nannte keine Details zu den Hintergründen. Die Absage sei "aus Gründen des Schutzes der Bevölkerung" erfolgt. "Die Hinweise auf die Gefährdung des heutigen Fußballspiels haben sich im Laufe des Abends so verdichtet, dass wir nach Abwägung dringend empfohlen haben, dieses Länderspiel abzusagen", sagte de Maizière während einer Pressekonferenz in Hannover: "Die Quelle und das Ausmaß der Gefährdung möchte ich nicht weiter kommentieren."
Niedersachsens Innenminister Boris Pistorius sagte: "Eine Austragung des Spieles wäre nicht zu verantworten gewesen." DFB-Interimspräsident Reinhard Rauball sprach von einem "traurigen Tag für Deutschland und den deutschen Fußball".
Denkt dran, Herr de Maizière versteht die Fragen. Man braucht keine Angst haben. #GERNED
— Rika Queen (@SuperRika)
17. November 2015
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De Maizière betonte, dass man in Deutschland so weiterleben wolle wie bisher. Man sei sich einig, auch nach dem heutigen Abend, dass man nicht bereit sei, die Lebensweise zu ändern. Es gehe darum, auch in Zukunft ins Stadion, in Konzerte oder auch auf Weihnachtsmärkte zu gehen. "Und dennoch muss im Einzelfall immer eine Abwägung getroffen werden, die mit dem Schutz der Menschen zu tun hat."
"Sicherheit geht immer vor. Es ist eine Befürchtung, die man immer hat. Ich vertraue der Polizei, dass sie hier die richtige Entscheidung getroffen hat. Wenn eine Gefährdungslage vorliegt, dann müssen solche Schritte eingeleitet werden", sagte Hannovers Bürgermeister Stefan Schostok dem SID.
Nach den Terroranschlägen von Paris, die die Nationalmannschaft durch das zeitgleiche Spiel aus nächster Nähe erlebt hat, war bereits im Vorfeld die Absage des Spiels diskutiert worden. Der DFB hatte sich gemeinsam mit den Niederländern aber entschieden, zu spielen. Das Spiel "sollte eine klare Botschaft und ein klares Symbol für die Freiheit und für die Demokratie" sein, hatte Bundestrainer Joachim Löw erklärt.