99 Prozent in der CSU für Weber und Füracker

Nach außen präsentiert sich die CSU bei zwei Bezirksparteitagen geschlossen. Doch gibt es klare Anzeichen der Lagerbildung im Rennen um die Nachfolge von Parteichef Horst Seehofer.
von  dpa
Haben maximalen Rückhalt in ihrer Partei: Albert Füracker (l) und Manfred Weber
Haben maximalen Rückhalt in ihrer Partei: Albert Füracker (l) und Manfred Weber © dpa

Barbing/Essenbach - Die CSU präsentiert nach außen ein Bild maximaler Geschlossenheit: Am Samstag endete die Runde der zehn CSU-Bezirksparteitage mit zwei 99-Prozent-Ergebnissen. Die Oberpfälzer CSU wählte Finanzstaatssekretär Albert Füracker bei einem Bezirksparteitag in Regensburg mit 99 Prozent zum neuen Vorsitzenden. Und die niederbayerische CSU bestätigte in Essenbach ihren Bezirkschef Manfred Weber mit 99,5 Prozent. Bei beiden Bezirksparteitagen gab es erwartungsgemäß keine Gegenkandidaten - und bei beiden Treffen wurde in den Zwischentönen deutlich, dass die Machtfrage um die Nachfolge von Parteichef Horst Seehofer eröffnet ist.

Seehofer betonte bei beiden Bezirksparteitagen die Stärke Bayerns und die Geschlossenheit der CSU: "Den Bayern ging es in ihrer eintausendfünfhundertjährigen Geschichte noch nie so gut wie heute." Die CSU stelle seit 60 Jahren den Ministerpräsidenten und habe daran ihren Anteil. In seinen zwei sehr ähnlichen Reden bescheinigte Seehofer beiden Bezirksverbänden, sie seien "problemfreie Zonen". In den vergangenen Wochen haben damit insgesamt acht der zehn CSU-Bezirksvorsitzenden Ergebnisse von über 90 Prozent geholt.

Der neue Oberpfälzer Bezirkschef Füracker folgt Sozialministerin Emilia Müller nach. Die 63-Jährige gab ihren Parteiposten freiwillig ab, weil sie in der Asylpolitik stark gefordert ist. Füracker sandte sogleich ein deutliches Signal an den oberbayerischen CSU-Bezirksverband und dessen Ansprüche auf die Chefposten in CSU und Staatskanzlei: "Bloß weil man in Oberbayern ist, ist man nicht automatisch Ober-Bayer", sagte Füracker. "Es sind nicht automatisch alle anderen Unter-Bayern, nur weil sie keine Oberbayern sind." Oberbayerische CSU-Bezirkschefin ist Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

In der Oberbayern-CSU lieferte derweil der bislang großenteils hinter den Kulissen ausgetragene Konflikt zwischen Finanzminister Markus Söder und Aigner Zündstoff. Der Bundestagsabgeordnete Florian Hahn hat sich den Ärger von Parteifreunden zugezogen, weil er Söder bei einer gemeinsamen Bierzeltveranstaltung geeignet für die "Nummer eins" in Bayern genannt hatte: "In Bayern ist es für die Nummer eins wichtig, dass man bierzelttauglich ist. Das hat Markus Söder bewiesen."

Im Oberbayern-Bezirksvorstand wird das als Illoyalität gegen Aigner gewertet. Bei einem Bezirksvorstandstreffen am Freitag wurde Hahn vorgeworfen, eine Personaldiskussion zu eröffnen, wie es anschließend hieß. Europagruppenchefin Angelika Niebler und die Rosenheimer Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer kritisierten demnach ausdrücklich die Formulierung "Nummer eins". Nun soll ein Gespräch mit dem Söder-freundlichen Abgeordneten geführt werden. "Mit mir hat noch niemand gesprochen", sagte Hahn dazu auf Anfrage.

Seehofer betonte beim niederbayerischen Bezirksparteitag in Essenbach zum wiederholten Mal, dass er seine volle Amtszeit bis 2018 absolvieren will - und fügte mahnende Worte an die potenziellen Nachfolger an: "Mit Schwadronieren, mit schönen Unterhaltungsprogrammen kann man vielleicht mal einen Abend wunderschön die Leute unterhalten, aber das trägt nicht, wenn es um die Frage geht, wer kann ein Land führen." In einem "Spiegel"-Interview sagte Seehofer ebenfalls zum wiederholten Mal, dass er den früheren Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg gerne für die CSU zurückgewinnen würde. Guttenberg galt ehedem als schärfster Rivale Söders.

Auch der alte und neue Bezirkschef Weber ging auf das Gerangel zwischen Söder und Seehofer sowie zwischen Söder und Aigner ein. Der Fraktionschef der konservativen EVP-Fraktion im Europaparlament erteilte "unnötigem Kronprinzengehabe" eine Absage - und ließ offen, wen er damit meinte. CSU-intern ist allgemein bekannt, dass Weber und Söder keine Verbündeten sind.

Die Niederbayern-CSU wird voraussichtlich bereits in wenigen Monaten einen neuen Vorsitzenden wählen müssen. Dann soll Weber auf Wunsch Seehofers einer der vier stellvertretenden Parteichefs werden. "Der Manfred Weber spielt jetzt in der Champions League", sagte Seehofer.

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