80.000 Dollar zum 50. Geburstag für kinderlose Frauen
Berlin - Mit "dreizehn leicht realisierbaren Maßnahmen" wollen der norwegische Zukunftsforscher Jorgen Randers und der britische Ökonom Graeme Maxton die großen Probleme unserer Zeit lösen: Arbeitslosigkeit, Ungleichheit und Erderwärmung.
"Leicht realisierbar", das klingt harmlos und schön. Doch die Ideen, die sie in ihrem neuen Bericht an den Club of Rome präsentieren, haben es in sich. Man könnte auch sagen: Die Wissenschaftler haben einen Gruselschocker für Investmentbanker, Industrielobbyisten und Reproduktionsmediziner verfasst.
Höhere Steuern, spätere Renten, weniger Kinder
Es sind die Themen, die den Club of Rome seit seiner Gründung umtreiben, und dieses Mal sind sie vielleicht klarer formuliert als je zuvor. Neben einem höheren Renteneintrittsalter (70 Jahre), einer CO2-Steuer ("unfair, dass die Folgen von Fettleibigkeit, Depressionen und verkürzter Lebenszeit von der Gesellschaft und nicht von den Herstellern von Lebensmitteln mit zu viel Zucker, Fett und Salz getragen werden) und einer Erhöhung der Erbschaftssteuer für Unternehmen und Reiche auf 100 Prozent sorgt vor allem ein Punkt für Aufsehen:
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Familien, die nur ein Kind oder keines haben, sollten belohnt werden. Das Autorenduo erklärt, die Verdoppelung der Weltbevölkerung in den vergangenen 50 Jahren sei die Hauptursache für die fortschreitende Zerstörung unseres Planeten. Da es schwierig sei, den ökologischen Fußabdruck des Einzelnen zu verkleinern, wäre es "hilfreich, wenn die Gesellschaft die Wachstumsrate der Bevölkerung noch mehr drosseln, idealerweise sogar ins Negative kehren würde".
80.000 Dollar zum 50. Geburtstag
Man sollte Frauen, die maximal ein Kind großgezogen haben, "zu ihrem 50. Geburtstag einen Bonus von 80 000 Dollar zahlen". Eine Kinderverzicht-Prämie also, ein Anreiz zur Enthaltsamkeit, eine indirekte Unterstützung einer Familienpolitik, die im Riesenreich China lange Zeit propagiert wurde?
Dass Randers und Maxton mit dieser Forderung nicht nur Freunde finden werden, war ihnen schon beim Schreiben klar. Sie bezeichen die Maßnahme selber als "unkonventionell - und möglicherweise strittig", trotzdem halten sie es für notwendig, wenigstens darüber nachzudenken. "Wir hoffen, dass die Gesellschaft den Wandel begrüßt, statt in Angst vor Veränderung zu verharren", so die Forscher bei der Vorstellung ihres Buches.
Hintergrund: Der Club of Rome ist ein Zusammenschluss von Persönlichkeiten aus Politik, Wissenschaft, Kultur und Wirtschaft aus mehr als 30 Ländern. Die gemeinnützige Organisation setzt sich für eine lebenswerte und nachhaltige Zukunft der Menschheit ein.
Der Club wurde 1968 auf Initiative des italienischen Industriellen Aurelio Peccei und des schottischen Wissenschaftlers Alexander King in Rom gegründet. Aufsehen erregte er 1972 mit seinem Bericht "Die Grenzen des Wachstums". Das Werk rief die Knappheit der Rohstoffe ins Bewusstsein und löste eine weltweite Debatte aus.
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