70 000 Soldaten stehen für Israels Bodenoffensive bereit

Nach andauerndem Beschuss aus dem Gazastreifen und einer vereitelten Kommandoaktion militanter Palästinenser hat Israel eine Bodenoffensive im Gazastreifen gestartet. Der israelische Ministerpräsident Benjamin Netanjahu drohte, den Einsatz auszuweiten.
dpa |
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Gaza/Tel Aviv - "Wir haben die israelischen Streitkräfte angewiesen, sich auf die Möglichkeit einer ernsthaften Ausweitung der Bodenaktivitäten einzustellen", sagte Netanjahu. Rund 70 000 Soldaten stehen bereit.

Es ist die vierte Bodenoffensive seit Juni und November 2006 sowie Januar 2009. Die Einsätze dauerten meist rund eine Woche. Ziel der aktuellen Operation ist nach Angaben von Regierung und Armee, den ständigen Raketenbeschuss durch Milizen der radikal-islamischen Hamas zu unterbinden und deren militärische Infrastruktur zu schwächen. "Das Ziel ist es, eine Realität zu schaffen, in der israelische Bürger in Sicherheit und ohne willkürlichen Terror zu leben", teilte die Armee mit.

Die Armee will in dem kleinen Palästinensergebiet ein weit verzweigtes Tunnelsystem zerstören. Durch einige der mehreren Hundert Tunnel sollen Waffen und Munition aus Ägypten in den Gazastreifen geschmuggelt werden. Durch andere Tunnel haben militante Palästinenser immer wieder versucht, nach Israel einzudringen, um Anschläge zu verüben. Die palästinensischen Kämpfer suchen in dem Tunnelsystem Schutz vor israelischen Luftangriffen. Die gesamte Führung der Hamas versteckt sich nach israelischen Informationen seit Beginn der Offensive am 8. Juli in unterirdischen Betonbunkern.

Seit Beginn des Bodeneinsatzes starben mindestens 25 Menschen, darunter erstmals in dem Konflikt auch ein israelischer Soldat. Mindestens 200 Menschen wurden verletzt. Unter den Opfern sind auch Kinder. Zuvor waren während elftägiger Luftgefechte bereits mehr als 260 Palästinenser getötet und weitere 2000 verletzt worden. Auch ein israelischer Zivilist kam ums Leben.

Die Türkei forderte eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrats. Er habe dazu mit UN-Generalsekretär Ban Ki Moon gesprochen, teilte der türkische Außenminister Ahmet Davutoglu auf Twitter mit. In einem weiteren Telefonat mit US-Außenminister John Kerry habe er die türkische Forderung nach einem "sofortigen Ende der israelischen Angriffe" bekräftigt.

Die Türkei beantrage außerdem Dringlichkeitstreffen des UN-Menschenrechtsrats und der Organisation für Islamische Zusammenarbeit (OIC), teilte Davutoglu weiter mit. "Wir verurteilen die von Israel nach den inhumanen Morden durch Luftangriffe begonnene Bodenoperation in Gaza auf das schärfste."

Am Nachmittag wird Palästinenserpräsident Mahmud Abbas in Istanbul erwartet. Er wollte dort mit Staatspräsident Abdullah Gül und Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan zusammenkommen. Abbas äußerte sich zutiefst besorgt über die Entwicklung. Die Bodenoffensive werde die Bemühungen um eine Waffenruhe weiter erschweren, sagte er.

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) betonte, Israel habe ein Recht auf Selbstverteidigung. Deutschland stehe in dieser Frage an der Seite Israels. "Das muss natürlich angemessen durchgeführt werden", sagte sie in Berlin. Besorgniserregend sei, dass es eine neue Dimension der Bewaffnung der radikal-islamischen Hamas gebe. "Jedes Land muss sich, wenn es so angegriffen wird, wehren."

Israel hatte elf Tage lang Ziele im Gazastreifen aus der Luft und von der See aus beschossen, bevor es die Bodenoffensive startete. Dabei setzt die Armee Kampfpanzer ein. Zuvor war eine Einigung mit der im Gazastreifen herrschenden Hamas über eine Waffenruhe fehlgeschlagen.

Seit Beginn der Bodenoffensive hätten militante Palästinenser 50 Raketen auf Israel abgefeuert, von denen 20 in der Luft abgefangen worden seien, teilte die israelische Armee mit. Soldaten hätten in dort 20 verdeckte Raketenabschussrampen und neun Tunnel zerstört.

UN-Generalsekretär Ban forderte von beiden Seiten den Schutz von Zivilisten. Die Hamas müsse sofort den Beschuss Israels stoppen, sagte Ban am Donnerstag (Ortszeit) in New York. Israel müsse dafür sorgen, dass bei der Offensive keine Zivilisten zu Schaden kämen. "Die Verschärfung der Krise wird die Lasten für die ohnehin schon leidenden Zivilisten auf beiden Seiten noch erhöhen."

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