45 Tote bei verheerender Bombenserie in Indien
Neu Delhi (dpa) - Indien ist von einer verheerenden Bombenserie erschüttert worden. Bei 16 offensichtlich koordinierten Sprengstoffanschlägen sind am Samstag in der westindischen Millionenmetropole Ahmedabad mindestens 45 Menschen getötet und 145 weitere zum Teil schwer verletzt worden.
Das teilte die Regierung des Bundesstaates Gujarat am Sonntag mit. Die zum Teil an Fahrrädern befestigten Bomben waren nach Angaben der Polizei mit Zeitzündern versehen und explodierten am Samstagabend (Ortszeit) kurz hintereinander, unter anderem auf verschiedenen Märkten der Stadt und in Wohnvierteln. Mindestens eine Explosion habe sich vor einem Krankenhaus ereignet, berichteten indische Medien. Durch die Wucht der Explosion wurde auch ein Bus zerstört. An zahlreichen Gebäuden gingen Fensterscheiben zu Bruch.
Im Zuge der Ermittlungen seien allein im Bundesstaat Gujarat bislang mehr als 30 Verdächtigte vorläufig festgenommen worden, berichtete die Nachrichtenagentur IANS am Sonntag. Den Angaben zufolge durchsuchten Anti-Terror-Einheiten der Polizei in der Finanzmetropole Bombay zudem zahlreiche Wohnungen, aus denen unter anderem Computer sichergestellt wurden.
Zuvor hatte sich die muslimische Terrorgruppe «Indische Mudschaheddin» in einer E-Mail zu der Bombenserie in Ahmedabad, dem wirtschaftlichen Zentrum Gujarats, bekannt. Aus indischen Sicherheitskreisen verlautete, dass hinter der wenig bekannten Gruppe die radikal-islamischen Organisation Lashkar-e-Toiba stehen könnte, die für zahlreiche blutige Anschläge in Indien verantwortlich gemacht wird.
In dem Bekennerschreiben bezeichneten die Extremisten die Anschläge als «Rache» für muslimische Opfer, die vor sechs Jahren bei gewaltsamen Übergriffen radikaler Hindus in Ahmedabad und anderen Städten Gujarats ums Leben gekommen waren. Nach Angaben von Menschenrechtlern waren bei den mehrwöchigen Unruhen im Jahr 2002 mehr als 2500 Menschen getötet worden, die meisten von ihnen Muslime.
Landesweit wurden Polizei und Armee in Alarmbereitschaft versetzt. Staatspräsidentin Pratibha Patil und Premierminister Manmohan Singh riefen die Menschen auf, Ruhe zu bewahren. Es gehe jetzt vor allem darum, die Ordnung aufrecht zu erhalten. Das Innenministerium in Neu Delhi sprach von einem «Komplott, das Land zu destabilisieren». Bislang kam es jedoch nicht zu den von Sicherheitsexperten befürchteten Ausschreitungen zwischen Hindus und Muslimen.
Erst am Freitag waren bei einer Bombenserie in der südindischen Hightech-Metropole Bangalore zwei Menschen getötet und sechs verletzt worden. Insgesamt waren dort nach Angaben der Behörden binnen 15 Minuten acht selbst gebaute Bomben mit schwacher Sprengkraft detoniert. Mitte Mai starben mehr als 60 Zivilisten bei mehreren Anschlägen in der auch bei ausländischen Touristen beliebten Stadt Jaipur. Auch dazu hatten sich die «Indischen Mudschaheddin» bekannt.