44 Prozent? Die CSU glaubt nicht daran

Eine neue Umfrage sagt der Regierungspartei eine herbe Niederlage bei der Landtagswahl im Herbst voraus. Es wäre der Verlust der Alleinherrschaft. Die Opposition freut's - doch die Erhebung ist umstritten.
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MÜNCHEN - Eine neue Umfrage sagt der Regierungspartei eine herbe Niederlage bei der Landtagswahl im Herbst voraus. Es wäre der Verlust der Alleinherrschaft. Die Opposition freut's - doch die Erhebung ist umstritten.

Wenn diese Zahlen stimmen, wäre das für die CSU eine Katastrophe - und für das Tandem Günther Beckstein und Erwin Huber das baldige Ende. Nach 46 Jahren Alleinherrschaft im Freistaat würden die Christsozialen abstürzen und in einer Koalition landen. Denn ausgerechnet FDP und Freie Wähler würden sie im bayerischen Landtag in die Knie zwingen.

In einer Umfrage des Münchner Instituts für Marktforschung (mifm) für den Sender „Antenne Bayern“ kommt die bayerische Regierungspartei fünf Monate vor der Landtagswahl nur noch auf 44 Prozent. FDP und Freie Wähler würden jeweils mit furiosen neun Prozent das Maximilianeum stürmen. Die derzeitige Landtagsopposition aus SPD und Grünen dagegen könnte nicht viel zerreißen. Die SPD brächte es auf 20 Prozent, die Grünen auf 11.

"Völlig unseriöse Umfrage"

Das aber will in der CSU niemand glauben. In der Landesleitung gab man sich am Freitag ganz cool: „Diese Umfrage ist völlig unseriös.“ Und, unter Anspielung auf eine Aktion des Senders: „Antenne Bayern soll sich lieber mit dem geklauten Maibaum von Markus Söder beschäftigen als mit solchen Umfragen.“

CSU-Generalsekretärin Christine Haderthauer wirft dem Umfrageinstitut eine „fragwürdige Methodik“ vor. Diese würde den wissenschaftlichen Standards der Demoskopie nicht entsprechen. Parteivize Horst Seehofer bezweifelt die Zahlen: „ Ich habe eine andere Empfindung, wenn ich in Bayern unterwegs bin.“

Auch Ministerpräsident Günther Beckstein warnt vor einer Überbewertung der Zahlen. Zwar habe die CSU in den vergangen Wochen ein „schlechtes Bild abgegeben“ und müsse nun „ordentlich kämpfen“. Bei anderen Instituten liege sie aber immer noch über 50 Prozent. So hatte etwa die Hamburger Marktforschung GMS nach der turbulenten Vorstandsklausur der CSU in Kreuth Anfang April 51 Prozent ermittelt.

"Solche Schwankungen gibt's nicht"

Die AZ fragte bei der Forschungsgruppe Wahlen nach, die für das ZDF das wöchentliche Politbarometer erstellt, wie es in kürzester Zeit zu solchen Schwankungen kommen kann? „Eigentlich gar nicht“, erklärt Vorstand Matthias Jung. „Solche Schwankungen gibt’s nicht, wenn in der Zwischenzeit kein dramatisches politisches Ereignis stattgefunden hat.“

Das kleine Münchner Institut für Marktforschung, das einst von Klaus Peinelt gegründet wurde, ist bisher noch nicht durch große politische Umfragen aufgefallen. Seine Tätigkeit beschränkte sich auf die Landeshauptstadt und die Region. Vor allem aber belieferte es das Münchner Rathaus und OB Christian Ude (SPD). Mifm-Vorstand Helmut Aumüller wehrt sich gegen Vorwürfe, unseriös zu arbeiten: „Die Zahlen wurden mehrfach geprüft und geben ein in sich stimmiges Bild.“

FDP sieht die Götterdämmerung

Bayerns Opposition jedenfalls hat nicht den geringsten Zweifel – und einen ganz anderen Glauben. „Es war ja sowieso fast nicht mehr zu glauben, dass die CSU trotz der desaströsen Politik noch immer bei 50 Prozent gelegen sein soll“, triumphiert der Landesvorsitzende der Freien Wähler, Hubert Aiwanger. Die FDP sieht schon die Götterdämmerung. Ihr Spitzenkandidat Martin Zeil: „Nun rächt sich, dass die CSU jahrelang die Sorgen der Mittelschicht in Bayern ignoriert hat.“

Angela Böhm

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