30 Tote bei Raketenbeschuss in Ostukraine

Bei einem Raketenangriff auf ein Wohnviertel der ostukrainischen Stadt Mariupol sind nach Behördenangaben rund 30 Menschen getötet worden. Der prorussische Rebellenführer spricht von einer Großoffensive.
dpa/az |
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Kiew - Prorussische Rebellen haben am Samstag eine Offensive auf die ostukrainische Hafenstadt Mariupol begonnen. Der Krieg weitete sich damit wieder über die Rebellenhochburgen Donezk und Lugansk hinaus aus. Beim Beschuss eines Marktes in Mariupol wurden nach Angaben der örtlichen Behörden mindestens 30 Menschen getötet. Präsident Petro Poroschenko sprach von einer Terrorattacke und die Nato und die USA riefen Russland auf, seine Unterstützung der Separatisten einzustellen. UN-Generalsekretär Ban Ki Moon verurteilte die Attacke in Mariupol scharf.

Rebellenführer Alexander Sachartschenko bestätigte nach einem Bericht der russischen Nachrichtenagentur Ria Nowosti, dass eine Offensive auf die strategisch wichtige Stadt begonnen habe. Er dementierte aber, dass seine Kämpfer für die vielen Toten verantwortlich seien. Die Offensive gelte nur Militärstellungen rund um die Stadt, sagte er. Die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa erklärte hingegen, die Raketen seien aus Separatistengebiet auf Mariupol abgefeuert worden. Das ukrainische Militär verstärkte seine Stellungen rund um die Stadt und schickte weitere Truppen.

Der Vorstoß begräbt vorerst alle Hoffnungen, dass es bald zu einer Waffenruhe zwischen den beiden Seiten kommen könnte. Deutschland und Frankreich hatten sich zuletzt mit der Unterstützung Russlands um einen neuen Anlauf für ein Friedensabkommen bemüht. Die Rebellen lehnten das aber ab und kündigten die Offensive an mehreren Fronten an.

"Die Zeit ist gekommen, dass sie ihre Unterstützer nennen", sagte Poroschenko in einem offensichtlichen Verweis auf Russland. "Die Hilfe für die Extremisten, Waffenlieferungen, Ausrüstung und die Ausbildung der Männer - ist das nicht Förderung von Terrorismus?"

Russland beharrt darauf, dass es die Separatisten nicht unterstützt. Nach Einschätzung der Nato widerspricht aber bereits die bloße Anzahl schwerer Waffen, über die die Rebellen verfügen, dieser Darstellung. US-Außenminister John Kerry und Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg verurteilten am Samstag die anhaltende Unterstützung Moskaus für die Separatisten. Die EU-Außenbeauftragte Federica Mogherini rief Russland auf, seinen Einfluss auf die Rebellen geltend zu machen, um ein Ende der Offensive zu erreichen.

Mariupol ist strategisch besonders wichtig, weil sich durch eine Eroberung der Hafenstadt eine Landverbindung von der russischen Grenze zur im März von Russland annektierten Halbinsel Krim ergäbe. Die Rebellen haben Stellungen rund zehn Kilometer vor den Vororten von Mariupol. Die Raketen trafen nach Polizeiangaben Wohnhäuser, Läden und Marktstände, die dadurch in Brand gesetzt wurden. Es seien viele Menschen auf dem Marktplatz gewesen.

Nach Angaben des Verteidigungsministeriums in Kiew trafen drei Salven aus Grad-Raketenwerfern Mariupol und Umgebung. "Das Gebiet, das angegriffen wurde, ist riesig", sagte der Bürgermeister der Stadt, Juri Chotlubej, in einer Videobotschaft. "Der Beschuss kam von Militanten. Das ist offenkundig eine russische Aggression, die zu fürchterlichen Verlusten für die Bewohner im Osten der Stadt geführt hat." Die regierungstreue Regionalverwaltung von Donezk gab die Zahl der Opfer mit 30 an.

Der Sprecher von Generalsekretär Ban sagte, die Raketen seien offenbar wahllos auf zivile Gebiete abgefeuert worden, was einer Verletzung internationalen humanitären Rechts gleichkäme.

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