15.000 Stellen in Siemens- «Lehmschicht» gefährdet
Der von der Konzernleitung angekündigte Stellenabbau bei Siemens wird verschiedenen Berichten zufolge höher ausfallen als zunächst befürchtet. Hauptsächlich betroffen sein soll die «Lehmschicht»: das obere und mittlere Management.
Der Stellenabbau bei Siemens könnte umfassender ausfallen, als bisher vermutet. Weltweit sollen bis zu 15.000 Arbeitsplätze in Vertrieb und Verwaltung wegfallen. Das will das «Handelsblatt» aus Arbeitnehmerkreisen erfahren haben. Ein Siemens-Sprecher bestätigte die Zahl am Mittwochabend zunächst nicht und erklärte lediglich: «Wir werden uns sehr bald dazu äußern.»
Die Süddeutsche Zeitung berichtet, dass «aus Konzernkreisen» verlautet sei, es stehe einer der härtesten Personaleinschnitte in der Geschichte des Unternehmens bevor. Konzernchef Peter Löscher sagte der Zeitung, die weltweiten Einsparungen beträfen vor allem oberes und mittleres Management. «Es kann nicht sein, dass wir nur bei den Arbeitern Opfer einfordern. Es geht uns jetzt um die Lehmschicht - vor allem das obere und das mittlere Management».
Zuvor hatte Löscher angekündigt, dass die Vertriebs- und Verwaltungskosten des Konzerns bis zum Jahr 2010 um zehn Prozent und damit um 1,2 Milliarden Euro verringert werden sollen, und klar gemacht, dass dies auch Arbeitsplätze kosten werde. «Wir werden das so sozialverträglich wie möglich gestalten», sagte Löscher der Tageszeitung «Die Welt».
Der Bezirksleiter der IG Metall Bayern, Werner Neugebauer, sagte am Mittwochabend in München laut Mitteilung, «uns sind keine Zahlen bekannt». Der Gesamtbetriebsrat habe zum Komplex des geplanten Konzernumbaus einen Fragenkatalog mit über 200 Fragen erstellt, den die Firmenleitung beantworten solle. «Die Firmenleitung arbeitet noch daran.» Der Gesamtbetriebsrat habe zudem einen Rechtsanwalt eingeschaltet, «um die zeitnahe, umfassende und vollständige Information der Arbeitnehmervertretung beim Arbeitgeber juristisch einzufordern».
In der «Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung» war unter Berufung auf die IG Metall zuletzt von bis zu 10.000 bedrohten Stellen die Rede. In Branchenkreisen wird derzeit davon ausgegangen, dass der Konzern Anfang Juli verkünden wird, wieviele Beschäftigte von den Einsparplänen im In- und Ausland betroffen sein werden. Derzeit stünden die Zahlen noch nicht fest, hieß es. In Deutschland rechnet laut «Welt» ein Arbeitnehmervertreter mit dem Abbau von 3000 bis 4000 Jobs. Die Kürzungen sollen vor allem Stabsabteilungen betreffen, die nach dem von Löscher verordneten Konzernumbau überflüssig geworden sind.
Siemens vollzieht unter der Führung Löschers einen tiefgreifenden Konzernumbau. Dabei wurden die Führungsgremien verkleinert und das Geschäft in den drei Säulen Energie, Gesundheit und Industrie zusammengefasst, denen 15 Sparten untergeordnet sind. Diese Verschlankung der Strukturen will Siemens nun auch beispielsweise in der Personalorganisation nachvollziehen. Erst kürzlich hatte Chef Löscher noch einmal deutlich gemacht, dass Einsparungen nicht immer nur von den Arbeitnehmern in den Fabriken verlangt werden könnten, sondern dass auch Vertrieb und Verwaltung ihren Teil dazu beitragen müssten. Insgesamt hat Siemens derzeit rund 435.000 Mitarbeiter, knapp ein Drittel davon in Deutschland. (dpa)
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