1,5 Prozent mehr Zuschläge: Ein bisserl mehr Rente für deutsche Senioren

Für Senioren dürfte es auch in Zukunft noch Zuschläge geben. Doch die Rücklagen sinken – mit Folgen auch für Beitragszahler. Was die Parteien fordern.
Otto Zellmer |
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Deutschlands Senioren dürfen sich im kommenden Jahr über eine kleine Renten-Erhöhung freuen.
imago Deutschlands Senioren dürfen sich im kommenden Jahr über eine kleine Renten-Erhöhung freuen.

Berlin - Die gute Nachricht vorneweg: Deutschlands Rentner werden auch im kommenden Jahr wieder mit steigenden Renten rechnen dürfen. Aber: Die Erhöhung fällt im Gegensatz zu diesem Jahr etwas dürftiger aus.

4,25 Prozent hatte es heuer im Juli im Westen, 5,95 Prozent im Osten gegeben – so stark waren die Renten seit 23 Jahren nicht mehr gestiegen. Für 2017 prognostiziert die Deutsche Rentenversicherung Bund, dass den Senioren zwischen 1,5 und 2,0 Prozent mehr überwiesen wird – im Osten der Republik wieder mehr als im Westen. Wie die Anpassungssätze genau aussehen, steht aber erst im Frühjahr fest.

In den nächsten beiden Jahren dürfen die Rentner laut dem Präsidenten der Rentenversicherung Bund, Axel Reimann, weiter mit Erhöhungen rechnen – ebenfalls im Rahmen von rund zwei Prozent. Auch das Rentenniveau – also das Verhältnis der Rente zum Durchschnittsverdienst der Beitragszahler – dürfte laut Reimann 2017 wieder leicht steigen. Er geht von 48,2 Prozent aus. Zudem hätten die Renten in den vergangenen zehn Jahren schneller als die Verbraucherpreise zugelegt.

Die Beiträge könnten um mehr als drei Prozentpunkte steigen

Weil die gute Beschäftigungslage die Konjunktur in den vergangenen Jahren kräftig ankurbelte, konnte die Rentenversicherung ein sattes Rücklagenpolster von mehr als 30 Milliarden Euro aufbauen – trotz reduzierter Beiträge. Die Kassen der Rentenversicherung sind also recht ordentlich gefüllt – noch.

Denn Axel Reimann warnt: Auch weil versicherungsfremde Leistungen wie die Mütterrente das üppig gefüllte Säcklein an Rücklagen belasten, leert sich dieses bis 2021 mehr und mehr. Deshalb müsste die Regierung ab dann die Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung erhöhen, meint der Rentenversicherung Bund. Dessen Experten geht davon aus, dass die Beiträge von aktuell 18,7 um mehr als drei Prozentpunkte auf 21,8 Prozent vom Brutto-Einkommen steigen sollten.

Die Arbeitnehmer-Vertreter fordern, langfristig die Rentenbeiträge über 2021 hinaus zu stabilisieren. „Heute schon die Erhöhung der Beiträge in etlichen Jahren zu beschließen, ist ungerecht und hat mit dem Geist des Generationenvertrags nichts zu tun“, kritisiert MAN-Betriebsrats-Chef Saki Stimoniaris. Er appelliert an die Politik. „Ein Sozialstaat ist nur dann einer, wenn er die Schwachen und die Älteren unter uns schützt“, sagt Stimoniaris. „Sozial kann nicht bedeuten, dass immer die gleichen zur Kasse gebeten werden.“

 

Trotzdem: Für ein besseres Rentenniveau werden auch die Beitragszahler ihren Dienst leisten müssen. Das sieht auch Karl Schiewerling, sozialpolitischer Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, so. Er aber warnt in der AZ: „Die Beitragszahler dürfen auch nicht über Gebühr belastet werden.“ Schiewerling fordert, das Rentenniveau bis 2030 und darüber hinaus bei 45 Prozent zu stabilisieren.

Auch Joachim Unterländer, sozialpolitischer der CSU-Landtagsfraktion, plädiert dafür, das Rentenniveau nicht weiter sinken zu lassen, denn: „Wir müssen die Existenz im Alter sichern und die Lebensleistung der Menschen berücksichtigen“, sagt er der AZ.

Die SPD setzt sich für eine Auffanglinie für das Rentenniveau ein, die über den bisher im Gesetz stehenden 43 Prozent liegt und auch über 2030 hinaus trägt. „Wir müssen darauf achten, dass die Rente auch für kommende Generationen bezahlbar bleibt“, sagt SPD-Rentenexperte Martin Rosemann der AZ. „Deshalb muss es auch langfristig eine Obergrenze für die Beiträge geben.“

„Müssen wegkommen vom starren Renteneintrittsalter“

Die Lebensarbeitszeit zu verlängern könnte eine auch Lösung sein, damit das Rentenniveau nicht absackt. In der Union mehren sich die Stimmen, das Renteneintrittsalter künftig an die steigende Lebenserwartung zu koppeln – wie es zum Beispiel Finanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) fordert. Auch Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) hegt laut „Spiegel“ grundsätzlich Sympathien dafür.

Der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) bezeichnet die Unionspläne als „sozialpolitischen Unfug“. Auch die SPD ist mit dem Vorschlag unzufrieden. „Diese Diskussion brauchen wir nicht“, sagt Martin Rosemann. Er plädiert für flexiblere Übergänge in die Rente, die sich an den individuellen Bedürfnissen der Beschäftigten orientierten.

Ähnlich sehen es auch die Grünen. „Wir müssen auf lange Sicht wegkommen vom starren Renteneintrittsalter hin zu flexiblen Übergängen in die Rente“, sagt der rentenpolitische Sprecher der Grünen-Fraktion, Markus Kurth, der AZ. „Je nach Belastung sollen Arbeitnehmer früher in Rente gehen können, andere aber auch länger arbeiten“, meint Kurth. „Daher halte ich auch die Diskussionen um die pauschale Rente mit 70 für kontra-produktiv.“

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