10 Jahre Kanzlerin: Merkels Karriere in Bildern

Am 22. November 2005 spricht Angela Merkel (CDU) zum ersten Mal den Amtseid im Bundestag - seit zehn Jahren ist die Bundeskanzlerin im Amt. In der Bilderstrecke sehen Sie Momente ihrer Kanzlerschaft.
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Mittlerweile schon ein Klassiker der TV-Geschichte: Die Berliner Runde nach der Bundestagswahl 2005. «Niemand außer mir ist in der Lage, eine stabile Regierung zu bilden», beteuerte der noch amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in der Berliner Fernsehrunde nach den ersten Hochrechnungen. Und in Richtung von Angela Merkel fügte er nahezu drohend hinzu, sie glaube doch nicht ernsthaft, dass seine SPD sie zur Kanzlerin wählen würde. Es kam anders.
dpa 17 Mittlerweile schon ein Klassiker der TV-Geschichte: Die Berliner Runde nach der Bundestagswahl 2005. «Niemand außer mir ist in der Lage, eine stabile Regierung zu bilden», beteuerte der noch amtierende Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) in der Berliner Fernsehrunde nach den ersten Hochrechnungen. Und in Richtung von Angela Merkel fügte er nahezu drohend hinzu, sie glaube doch nicht ernsthaft, dass seine SPD sie zur Kanzlerin wählen würde. Es kam anders.
Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigt am 22.11.2005 im Schloss Charlottenburg in Berlin ihre Ernennungsurkunde. Der Beginn ihrer bislang zehnjährigen Kanzlerschaft.
dpa 17 Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) zeigt am 22.11.2005 im Schloss Charlottenburg in Berlin ihre Ernennungsurkunde. Der Beginn ihrer bislang zehnjährigen Kanzlerschaft.
2006 bei der WM in Deutschland zeigt sich die Kanzlerin als Fußballfan - ausgelassen jubelnd auf der Tribüne oder bei den Spielern in der Kabine. Doch auch politisch bewegt sich 2006 etwas: Nach jahrelangen Debatten über den größten Verfassungsumbau seit 1949 treten im September 2006 21 Grundgesetzänderungen für die Föderalismusreform in Kraft. Die Macht zwischen Bund und Ländern ist damit grundlegend neu verteilt.
dpa 17 2006 bei der WM in Deutschland zeigt sich die Kanzlerin als Fußballfan - ausgelassen jubelnd auf der Tribüne oder bei den Spielern in der Kabine. Doch auch politisch bewegt sich 2006 etwas: Nach jahrelangen Debatten über den größten Verfassungsumbau seit 1949 treten im September 2006 21 Grundgesetzänderungen für die Föderalismusreform in Kraft. Die Macht zwischen Bund und Ländern ist damit grundlegend neu verteilt.
Im Juni 2007 ist Merkel Gastgeberin des G8-Gipfels in Heiligendamm in Mecklenburg-Vorpommern. Schwerpunkte sind Afrika und der Klimaschutz. Bis 2050 sollen die Treibhausgase um 50 Prozent reduziert werden.
dpa 17 Im Juni 2007 ist Merkel Gastgeberin des G8-Gipfels in Heiligendamm in Mecklenburg-Vorpommern. Schwerpunkte sind Afrika und der Klimaschutz. Bis 2050 sollen die Treibhausgase um 50 Prozent reduziert werden.
2008 sorgt Angela Merkel mit einem tief dekolletierten Kleid in Oslo für Aufsehen. Politisch steht das Jahr im Zeichen der weltweiten Finanzkrise. Angesichts derer sich Bund und Länder im Oktober 2008 über letzte Einzelheiten eines Banken-Rettungspakets im Umfang von fast 500 Milliarden Euro verständigen.
dpa 17 2008 sorgt Angela Merkel mit einem tief dekolletierten Kleid in Oslo für Aufsehen. Politisch steht das Jahr im Zeichen der weltweiten Finanzkrise. Angesichts derer sich Bund und Länder im Oktober 2008 über letzte Einzelheiten eines Banken-Rettungspakets im Umfang von fast 500 Milliarden Euro verständigen.
Auch politisch ist 2008 ein bewegtes Jahr: Vor dem israelischen Parlament, der Knesset, hält die Kanzlerin eine Rede, die bis heute ihre Wirkung entfaltet. Sie bezeichnet Deutschlands historische Verantwortung für die Judenverfolgung als «Teil der Staatsräson meines Landes».
dpa 17 Auch politisch ist 2008 ein bewegtes Jahr: Vor dem israelischen Parlament, der Knesset, hält die Kanzlerin eine Rede, die bis heute ihre Wirkung entfaltet. Sie bezeichnet Deutschlands historische Verantwortung für die Judenverfolgung als «Teil der Staatsräson meines Landes».
Die Regierung beschließt 2009 das größte Konjunkturpaket seit Bestehen der Bundesrepublik, um die Wirtschaftskrise abzumildern. Der Preis ist eine Rekord-Neuverschuldung. Im Oktober startet Merkel in ihre zweite Amtszeit, diesmal als Chefin eines schwarz-gelben Bündnisses.
dpa 17 Die Regierung beschließt 2009 das größte Konjunkturpaket seit Bestehen der Bundesrepublik, um die Wirtschaftskrise abzumildern. Der Preis ist eine Rekord-Neuverschuldung. Im Oktober startet Merkel in ihre zweite Amtszeit, diesmal als Chefin eines schwarz-gelben Bündnisses.
Mai 2010: Bundespräsident Horst Köhler tritt überraschend zurück. Nachfolger wird der von Merkel favorisierte Christian Wulff.
dpa 17 Mai 2010: Bundespräsident Horst Köhler tritt überraschend zurück. Nachfolger wird der von Merkel favorisierte Christian Wulff.
Im selben Jahr verkündet die Kanzlerin gemeinsam mit ihrem damaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) das Ende der Wehrpflicht in Deutschland.
dpa 17 Im selben Jahr verkündet die Kanzlerin gemeinsam mit ihrem damaligen Bundesverteidigungsminister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) das Ende der Wehrpflicht in Deutschland.
Im Juni 2011 besiegelt der Bundestag den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022. Merkel hatte sich nach der Atomkatastrophe in Fukushima zur Energiewende entschlossen.
dpa 17 Im Juni 2011 besiegelt der Bundestag den Ausstieg aus der Atomkraft bis 2022. Merkel hatte sich nach der Atomkatastrophe in Fukushima zur Energiewende entschlossen.
Schon 2012 steht wieder ein Bundespräsidenten-Wechsel an: Christian Wulff tritt nach knapp 20 Monaten zurück. Joachim Gauck wird sein Nachfolger.
dpa 17 Schon 2012 steht wieder ein Bundespräsidenten-Wechsel an: Christian Wulff tritt nach knapp 20 Monaten zurück. Joachim Gauck wird sein Nachfolger.
Angela Merkel besucht die Soldaten in Afghanistan. Im Oktober 2013 beendet die Bundeswehr nach zehn Jahren ihren Einsatz in der nordafghanischen Provinz Kundus.
dpa 17 Angela Merkel besucht die Soldaten in Afghanistan. Im Oktober 2013 beendet die Bundeswehr nach zehn Jahren ihren Einsatz in der nordafghanischen Provinz Kundus.
Die typische Handhaltung der Kanzlerin wird zum Klassiker: Im Wahlkampf 2013 wirbt die Union sogar mit der "Merkel-Raute".
dpa 17 Die typische Handhaltung der Kanzlerin wird zum Klassiker: Im Wahlkampf 2013 wirbt die Union sogar mit der "Merkel-Raute".
Im selben Jahr wird Merkel zum dritten Mal zur Bundeskanzlerin gewählt. Die Union bildet mit der SPD erneut eine große Koalition.
dpa 17 Im selben Jahr wird Merkel zum dritten Mal zur Bundeskanzlerin gewählt. Die Union bildet mit der SPD erneut eine große Koalition.
2014 darf die Kanzlerin wieder jubeln: Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien spielt sich die deutsche Nationalmannschaft zum Titel.
dpa 17 2014 darf die Kanzlerin wieder jubeln: Bei der Weltmeisterschaft in Brasilien spielt sich die deutsche Nationalmannschaft zum Titel.
Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrieländer treffen sich unter Merkels Führung zum G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern. Themen sind vor allem der Klimaschutz und der Ukraine-Konflikt.
dpa 17 Die Staats- und Regierungschefs der sieben führenden westlichen Industrieländer treffen sich unter Merkels Führung zum G7-Gipfel auf Schloss Elmau in Bayern. Themen sind vor allem der Klimaschutz und der Ukraine-Konflikt.
August 2015 - Merkel bezeichnet die Bewältigung des Flüchtlingszustroms nach Deutschland als «zentrale Herausforderung». Ihre Leitlinie: «Wir schaffen das.»
dpa 17 August 2015 - Merkel bezeichnet die Bewältigung des Flüchtlingszustroms nach Deutschland als «zentrale Herausforderung». Ihre Leitlinie: «Wir schaffen das.»

Berlin - Bundeskanzlerin Angela Merkel wirkt ungeduldig. Ihrem Blick nach zu urteilen, spricht der Herr neben ihr für ihren Geschmack schon zu lange. Wo doch die Zeit drängt und sie selbst noch einiges zu sagen hat. Es ist diese Mimik, die sich über die Jahre verfestigt hat. Merkel schließt kurz die Augen, nickt und macht dabei eine leicht kreisende Kopfbewegung. Als wollte sie sagen: So, jetzt reicht's auch. Zu dem Mann hat Bundeskanzlerin Angela Merkel eine ganz besondere Beziehung. Es ist Wolfgang Schäuble, 73 Jahre alt, Bundesfinanzminister, und gerade als Reservekanzler gehandelt, falls Merkel über die Flüchtlingskrise stürzen sollte.

Jüngste Äußerungen von ihm über die Hunderttausenden Flüchtlinge in Deutschland ("Lawine") waren von vielen als Zündeln gegen Merkel verstanden worden. Beim G20-Gipfel in der Türkei am Montag hat sie ihn dann mit zur Pressekonferenz gebracht, die sie auch alleine hätte bestreiten können. Das erhoffte Signal sollte wohl sein: Alles im Lot. Nun spricht Schäuble ausführlich über die vor längerem weitgehend eingetütete Finanzmarktregulierung während Merkel die Themen Syrien-Krieg, Anschläge in Paris und Flüchtlingskontingente unter den Nägeln brennen. Dafür bleibt dann nicht mehr viel Zeit.

Trotz Finanzkrise wiedergewählt

Merkel könnte zurücktreten oder gestürzt werden? Die Kanzlerin, die am Sonntag genau zehn Jahre im Amt ist und alle eines Besseren belehrt hat, die sie nach ihrer ersten Wahl zur CDU-Vorsitzenden im Jahr 2000 für eine Übergangskandidatin hielten und CSU-Chef Edmund Stoiber 2002 für den besseren Kanzlerkandidaten? Die dienstälteste Regierungschefin in der Europäischen Union, die als einzige trotz Eurokrise wiedergewählt wurde? Ausgerechnet die mächtigste Frau der Welt, wie das US-Magazin "Forbes" Jahr um Jahr ermittelt?

Schwer vorstellbar. Kaum denkbar war aber noch vor drei Monaten - als die Union in den Umfragen ungebrochen über 40 Prozent lag und Merkel auf der Beliebtheitsskala ganz oben stand -, dass überhaupt über einen Abgang der 61-Jährigen gesprochen würde. Und dann schon so kurze Zeit später. Seit der Bundestagswahl 2013 hieß es oft, Merkel stehe im Zenit ihrer Macht. Wie lange dieser Zustand andauern würde, vermochte niemand zu sagen. Auch CSU-Chef Horst Seehofer bekundete, Merkel müsse 2017 ein viertes Mal antreten. Nun kritisiert er sie scharf, CDU-Politiker werden skeptischer.

Merkel hat ihrer CDU schon viel zugemutet: Atomausstieg, Ende der Wehrpflicht, moderneres Familienbild. Sie hat damit erfolgreich den Platz der Christdemokraten in der Mitte der Gesellschaft ausgebaut. Aber nun die Flüchtlinge. Die Vielzahl macht den Menschen Angst. Und die Gewalt der Terrormiliz Islamischer Staat, die den Nachbarn Frankreich und damit ganz Europa erschüttert hat, erst recht.

Merkel kämpft dafür, dass beides nicht unzulässig miteinander vermischt wird. Aber sie kann noch keine Lösungen für die Aufnahme und Integration der Hilfesuchenden vor allem aus Syrien präsentieren. Auch, weil sie von der Europäischen Union bisher ziemlich alleingelassen wird. Deutschland kannte das bisher nicht: Merkel als Bittstellerin.

Flüchtlingskrise wird die Amtszeit prägen

Die Politikwissenschaftlerin Dr. Sabine von Oppeln von der Freien Universität Berlin sagt, die Flüchtlingskrise werde Merkels Amtszeit prägen. In der Eurokrise habe Merkel ein gutes Krisenmanagement bewiesen, jedoch keine eigenen Akzente gesetzt. "Aber in der Flüchtlingsdebatte bezieht sie explizit und gegen Widerstand aus den eigenen Reihen Position. Das zeichnet eine Kanzlerschaft aus."

Und von Oppeln meint, selbst wenn Merkel sich einmal vorgenommen haben sollte, als erste aller Kanzler der Bundesrepublik selbstbestimmt und noch während der Amtszeit den Stab an einen Nachfolger zu übergeben, könne sie das jetzt kaum mehr tun. "Wenn Frau Merkel nicht als Verliererin in die Geschichte eingehen will, kann sie jetzt nicht zurücktreten, sondern muss das durchstehen. Und wenn die Union sich nicht ins eigene Fleisch schneiden will, kann sie Merkel jetzt nicht stürzen. Wer wäre denn die Alternative?"

Merkels Karriere klingt märchenhaft: Pfarrerstochter aus der DDR wird Physikerin, schließt sich in der Wendezeit dem neu gegründeten Demokratischen Aufbruch an, wird Vizeregierungssprecherin der ersten und gleichzeitig letzten freigewählten Regierung der DDR, wenig später Bundesfrauenministerin, dann Bundesumweltministerin, dann noch CDU-Generalsekretärin und schließlich als erste Ostdeutsche Chefin der im Westen groß gewordenen Volkspartei CDU - und Bundeskanzlerin.

Ein Auszug aus der Liste der Eigenschaften, die Merkel zugeschrieben werden: ausdauernd, amüsant, emotionslos, eisern, eiskalt beim Ausschalten von Konkurrenten, geduldig, höflich, hart, kühl, spröde, ungeduldig, uneitel, unprätentiös, unbestechlich. Im Ausland galt sie wegen ihrer Finanzpolitik schon als "gefährlich" und als "Terminator". Die Flüchtlingskrise hat vieles verändert. Merkels Entscheidung, die deutschen Grenzen für fremde Menschen zu öffnen, wirft ein neues Licht auf sie. Warmherzig, spontan, mutig, risikobereit.

Dem ZDF hat Merkel zu ihrer Flüchtlingspolitik gesagt: "Es geht darum, dass ich in der Tat kämpfe. Kämpfe für den Weg, den ich mir vorstelle." Wenige Stunden später brach über Paris der Terror herein. Eine noch dramatischere Krise. Nun geht es in Merkels Kanzlerschaft auch um die Solidarität mit Deutschlands wichtigstem Verbündeten in Europa. Und die Frage von Krieg und Frieden. Amtsmüde wirkt Merkel nicht.

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