1. Mai 2009: Tag der Arbeit und Tag des Protests

Der Maifeiertag gewinnt an Zulauf und hat heuer viele Seiten. Fast 500.000 Menschen gehen auf die Straße. Die Auftritte von DGB bis SPD, von Nazis bis Autonomen im AZ-Schnelldurchlauf:
SAARBRÜCKEN Nicht nur für Banken, sondern auch für Jobs soll es einen finanziellen Schutzschirm des Staates geben, fordert IG-Metall-Chef Berthold Huber: „Alle haben ein Recht auf Zukunft.“
BREMEN „Skrupellosen Kasino-Kapitalismus“ wirft DGB-Chef Michael Sommer den Verantwortlichen für die Krise vor. „Reiche und Superreiche“ sollten nun durch eine Zwangsanleihe Kapital zur Krisenbewältigung liefern.
DORTMUND Neonazis treten immer aggressiver auf: In Dortmund werfen 300 Rechtsextreme Steine und Knallkörper auf Passanten und Polizisten. Auch in Rotenburg, Berlin und Neu-Ulm gibt es Auseinandersetzungen.
BERLIN 57 Festnahmen, 48 verletzte Polizisten, fünf brennende Autos: Die Polizei hatte Schlimmeres befürchtet und sieht bei der linken Szene „überwiegend friedliche Feiern“ – Berliner Verhältnisse.
WUPPERTAL Deutlich abgesetzt von der DGB-Prominenz treten dieses Jahr die SPD-Wortführer auf. Parteichef Franz Müntefering setzt auf die Wut gegen Spitzenverdiener. Es gebe sittenwidrig niedrige Löhne: „Kein Bankvorsitzender ist so gut wie 500 Krankenschwestern“.
LUDWIGSHAFEN Auf Blut, Schweiß und Tränen setzt SPD-Kanzlerkandidat Frank-Walter Steinmeier bei seinem Auftritt: „Vor uns liegt eine verdammt harte, verdammt schwere Zeit.“ Helfen können nun nur ein „Neustart der sozialen Marktwirtschaft“.
MÜNCHEN Soziale Unruhen im großen Stil bleiben am 1. Mai aus – aber sind sie durch die Äußerungen von SPD-Kandidatin Gesine Schwan wahrscheinlicher geworden? Ja, meint Bayerns Innenminister Joachim Herrmann. Schwans Warnungen „stacheln die Chaoten offensichtlich auf“.