Zwei Ebola-Verdachtsfälle in Nigeria - Aktionsplan der WHO

Zwei möglicherweise mit dem Ebola-Virus infizierte Menschen sind in Nigeria auf einer Krankenstation isoliert worden. 69 weitere seien unter Beobachtung gestellt, berichtete die nigerianische Zeitung "Punch" am Freitag.
von  dpa

Abuja - Sie sollen Kontakt zu einem Berater der liberianischen Regierung gehabt haben, der diese Woche in einem Krankenhaus in Lagos an Ebola gestorben war. Der 40-Jährige war mit einem Flugzeug in die Zehn-Millionen-Metropole gereist und dort am Flughafen zusammengebrochen.

In Conakry, der Hauptstadt Guineas, wollten Präsidenten westafrikanischer Staaten mit Experten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) am Freitag konkrete Schritte zur Intensivierung des Kampfes gegen die Seuche erörtern.

Die WHO hatte am Donnerstagabend ein 100-Millionen-Dollar-Programm für den Kampf gegen Ebola angekündigt. "Das Ausmaß des Ebola-Ausbruchs und die davon ausgehende Gefahr machen es notwendig, dass die WHO sowie Guinea, Liberia und Sierra Leone die Gegenmaßnahmen erheblich verstärken", sagte WHO-Generaldirektorin Margaret Chan. Demnach sollen deutlich mehr Ärzte, Krankenschwestern, Seuchenexperten, Logistiker und Sozialarbeiter eingesetzt werden. Zudem sind verstärkt Maßnahmen zur Aufklärung vorgesehen.

Das Auswärtige Amt rät von nicht notwendigen Reisen nach Liberia, Sierra Leone und Guinea ab. Trotz internationaler Bemühungen sei ein Ende der Epidemie nicht absehbar, heißt es in den aktualisierten Reise- und Sicherheitshinweisen des Ministeriums. Die medizinische Versorgung in den Staaten sei defizitär, eine Ausbreitung der Krankheit nicht auszuschließen. Am Donnerstag hatten die USA eine Reisewarnung für die drei afrikanischen Staaten herausgegeben.

Am Donnerstag hatte die WHO neue Daten zur Epidemie veröffentlicht. Demnach starben seit Beginn des Ausbruchs im Dezember 2013 bis zum 27. Juli 729 Menschen. Binnen drei Tagen wurden damit 57 weitere Todesfälle registriert, 27 davon in Liberia, 20 in Guinea, 9 in Sierra Leone und einer in Nigeria. Die Zahl registrierter Infektionen schnellte zwischen 24. und 27. Juli um 122 auf 1323.

Der steile Anstieg fordere konzentrierte Anstrengungen aller, Probleme wie Übertragungen in Gesundheitseinrichtungen anzugehen. Kontakte zu Infizierten müssten effektiver verfolgt werden. "Die Lage ist außer Kontrolle", hatte Mariano Lugli, Koordinator von Ärzte ohne Grenzen in Genf, gewarnt. Das Virus sei nicht zu stoppen, lokale Gesundheitsbehörden seien überfordert.

Sierra Leone hat den nationalen Notstand erklärt, ganze Gebiete im Osten des Landes sollen unter Quarantäne gestellt werden. Das Nachbarland Liberia hatte bereits zuvor den Notstand ausgerufen und seine Grenzen geschlossen - ebenso wie alle Schulen des Landes und viele Märkte. Es handelt sich um den schwersten Ausbruch der Krankheit seit ihrer Entdeckung im Jahr 1976. Zudem ist es die erste Epidemie mit dem besonders gefährlichen Zaire-Ebola-Virus in Westafrika.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.