Zwei Drittel glauben noch an guten Sommer 2012
Berlin - Anderthalb Monate nach dem launischen Start des Meteorologischen Sommers am 1. Juni glauben aber zwei Drittel (65 Prozent) der Bundesbürger, dass doch noch ein richtiger Sommer kommen könnte. Wie eine repräsentative Umfrage für die Zeitung "Bild am Sonntag" weiter ergab, haben 33 Prozent der Bürger die Hoffnung auf einen schönen Sommer schon aufgegeben.
Mit dem Auf und Ab soll es erstmal weitergehen: zwischen Regenphasen immer wieder warme Tage, die von Blitz und Donner beendet werden. Für Meteorologen ist die Wetterlage nichts Ungewöhnliches. "Die Temperaturen sind vollkommen im Mittel", sagte eine Sprecherin des Deutschen Wetterdienstes in Offenbach am Samstag. Für eine Bewertung des Meteorologischen Sommers sei es viel zu früh. "Jetzt ist es eben mal ein wenig kühler - aber der August ist ja auch noch da." Cornelia Urban vom Wetterdienst in Essen sagte: "Worauf wir alle warten, ist einfach ein stabiles Hoch." Für Meteorologen beginnt der dreimonatige Sommer am 1. Juni, nach dem Kalender erst am 21. Juni.
Der Dauer-Regen wirft Events durcheinander. Festivals fallen ins Wasser, und die Museen sind voll wie selten. Casting-Sänger Thomas Godoj aus "Deutschland sucht den Superstar" und Schlager-Ikone Olaf Henning ("Ich bin nicht mehr dein Clown") hätten am Wochenende eigentlich beim Sommerfestival Schloss Berge in Gelsenkirchen auftreten sollen. Doch der Regen diktierte das Aus. Jetzt wird das große Fest Mitte August nachgeholt. Auch die "Rote Nacht Xanten" und andere Freiluftspektakel wurden verschoben. Die größte Kirmes am Rhein in Düsseldorf trotzt dagegen den Schauern. "Wir hatten schon schlimmere Jahre", sagte Schützen-Sprecher Harald Müller.
Die Museen schätzen dagegen jeden Regentag. So ist die große Ausstellung mit Werken des Altmeisters El Greco im Düsseldorfer Museum Kunstpalast ein Publikumsrenner. Vor wenigen Tagen wurde die 100 000-er Marke erreicht, sagte Sprecherin Marina Schuster. "Auch das schlechte Wetter hat mit Sicherheit viele Besucher angelockt."
Das andauernd ungemütliche Juli-Wetter bringt dagegen für Restaurants und Cafés Einbußen, berichtet der Sprecher des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes Nordrhein-Westfaken, Thorsten Hellwig. "Betriebe wie Biergärten, die nur bei schönem Wetter öffnen, haben jetzt natürlich massive Probleme", sagte Hellwig.
Auch der Einzelhandel klagt - die Menschen haben wenig Lust auf Sommerkleidchen oder Shorts. Schon seit Wochen versuchen vor allem Modehändler, mit Rabatten Kunden verstärkt anzulocken. Vereinzelt werden bereits bis zu 50 Prozent Preisnachlässe gewährt. Zum Ende der Saison will die Branche nun noch "eine Schippe rauflegen", wenn am 23. Juli der offizielle Sommerschlussverkauf (SSV) startet. "Die Lager sind noch gut gefüllt, es lassen sich gute Schnäppchen machen", heißt es beim Handelsverband HDE.
Der Regen geht auch vielen Bauern auf die Nerven. Das Wetter behindere die Getreideernte, sagte Bernhard Rüb von der Landwirtschaftskammer Nordrhein-Westfalen.
Eine Branche aber freut sich: die der Bierbrauer. Die Biertrinker können eine besonders hohe Qualität des Hopfens erwarten, der "Seele des Bieres". "Der Hopfen liebt das feuchtwarme Wetter der vergangenen Wochen - er hat sich sehr gut entwickelt", sagte der Präsident des Verbandes Deutscher Hopfenpflanzer, Johann Pichlmaier, der Nachrichtenagentur dpa im bayerischen Wolnzach. "Jetzt könnten nur noch Stürme und Hagel den Ertrag trüben." 85 Prozent des deutschen Hopfens wird im bayerischen Anbaugebiet Hallertau geerntet.