Zeuge: "Oscar Pistorius weinte und betete"

Im Prozess gegen Oscar Pistorius hat ein Zeuge erstmals das Verhalten des südafrikanischen Sprintstars unmittelbar nach seinen tödlichen Schüssen auf seine Freundin geschildert.
AFP |
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Pretoria - "Das Erste, was Oscar sagte, war: 'Ich habe auf sie geschossen. Ich dachte, sie wäre ein Einbrecher, ich habe auf sie geschossen'", berichtete sein Nachbar Johan Stipp am Donnerstag dem Gericht in Pretoria. Der Facharzt für Radiologie hatte versucht, erste Hilfe zu leisten.

Stipp war nach eigenen Angaben von Schüssen und anschließenden Schreien geweckt worden und dann zum Haus von Pistorius gelaufen. Bei seinem Eintreffen habe Reeva Steenkamp aber bereits im Sterben gelegen. Pistorius sei bei ihr gewesen, habe versucht, sie wiederzubeleben, geweint und gebetet. "Er flehte Gott an, lass sie bitte leben". An einem Punkt habe er sogar versprochen, "sein Leben und ihr Leben Gott zu weihen, wenn seine Freundin in dieser Nacht nicht stirbt".

Auf Nachfragen von Verteidiger Barry Roux sagte der Arzt, der Sportler habe aufrichtig mitgenommen gewirkt. Als Pistorius in sein Zimmer zurückkehrte, habe er sogar befürchtet, er könne sich etwas antun. Während Stipps detaillierten Schilderungen von Steenkamps Zustand weinte der inzwischen 27-Jährige und hielt sich die Ohren zu. Pistorius hatte seine Freundin vor einem Jahr in der Nacht zum Valentinstag durch die geschlossene Badezimmertür seines Hauses erschossen. Er beteuert, das 29-jährige Model für einen Einbrecher gehalten zu haben.

Die Staatsanwaltschaft wirft ihm dagegen vor, Steenkamp nach einem Streit vorsätzlich getötet zu haben. Ihre These wurde in den vergangenen Tagen von den Aussagen eines benachbarten Paares untermauert, das in der Tatnacht erst die verängstigten Schreie einer Frau und dann Schüsse gehört haben will. Stipp hingegen berichtete nun, er habe erst Schüsse und dann Schreie gehört. Pistorius Anwalt Roux versuchte unterdessen weiter, die frühere Zeugenaussage eines weiteren Nachbarn zu erschüttern.

Charl Johnson blieb jedoch bei seiner Aussage, er und seine Frau hätten erst Schreie einer Frau und dann Schüsse gehört. Auch die Hilferufe eines Mannes seien zu hören gewesen, doch hätten diese auffallend monton geklungen – "er wirkte fast unangenehm berührt, weil er um Hilfe rief". Roux' Einwurf, in beiden Fällen könnte es sich um Pistorius' Stimme gehandelt haben, wies Johnson zurück – ebenso wie den Vorwurf des Verteidigers, er und seine Frau hätten ihre Aussagen abgeglichen, um Pistorius zu belasten. Zuvor hatte sich Roux bei Johnson für die Veröffentlichung seiner Telefonnummer entschuldigt.

Dieser hatte am Mittwoch berichtet, unmittelbar vor seiner Aussage sei er von anonymen Anrufern bedroht worden. Die britische Werbeaufsicht verdonnerte am Mittwoch das Wettbüro Paddy Power zur Rücknahme einer zynischen Wette zum Ausgang des Prozesses. Das irische Wettbüro hatte in der Presse pünktlich zum Prozessbeginn in Pretoria sowie zur Oscar-Verleihung in den USA mit dem Spruch geworben: "Es ist Oscar-Zeit. Geld zurück, wenn er freikommt". Die Anzeige zeigte eine Oscar-Statue mit dem Kopf von Pistorius. Im Internet unterzeichneten bis Mittwochabend mehr als 120.000 Menschen eine Petition gegen die Wette.

 

 

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