Zahl der Erdbebenopfer in Italien steigt auf 275 Tote an

L'Aquila - Die Einsatzkräfte in Italien arbeiten unermüdlich, doch sie bergen nur noch Leichen.Weitere Nachbeben erschüttern die Region, am Karfreitag soll eine Messe für die Opfer gelesen werden - mit einer Sondergenehmigung des Papstes.
Einsatzkräfte im italienischen Erdbebengebiet haben am frühen Donnerstagmorgen in L'Aquila drei weitere Leichen aus einem eingestürzten Studentenwohnheim geborgen. Die Zahl der Toten im Katastrophengebiet stieg damit auf 275.
In dem Wohnheim kamen insgesamt mindestens sieben Studenten ums Leben. Weitere Nachbeben versetzten die Überlebenden in Angst und Schrecken. Der italienische Staatspräsident Giorgio Napolitano traf am Donnerstag in L'Aquila ein, um sich ein Bild von den Schäden zu machen.
"Es warten keine Eltern mehr"
Nach der Bergung der Toten in den Trümmern des Studentenwohnheims rückten Bagger an, um die Reste einzureißen. „Es wird keiner mehr vermisst. Es warten keine Eltern mehr, aber wir sind natürlich weiter sehr vorsichtig, dass da nicht doch noch jemand ist“, sagte der Koordinator der Bergungsarbeiten, Antonio Panaro.
In der Nacht hatten stärkere Nachbeben die Bewohner Mittelitaliens erneut in Angst und Schrecken versetzt. Ein Beben kurz nach Mitternacht wurde mit einer Stärke von 5,2 gemessen, berichteten die italienischen Medien.
110 Millionen Euro als Hilfe für die Überlebenden
An anderen Orten ging die Suche aber noch weiter, mindestens zehn Personen wurden noch vermisst. Fast 18.000 von ihnen sind in Zeltstädten untergebracht, 10.000 Obdachlose wohnen vorläufig in Hotels an der Adriaküste.
Die Regierung Silvio Berlusconi will am Donnerstag ein Notstands-Dekret erlassen. Vorgesehen sind darin unter anderem Finanzhilfen für die vom Erdbeben Geschädigten, 110 Millionen Euro für dringende Reparaturarbeiten an den Schulen und auch verschärfte Maßnahmen gegen Plünderer.
Am Freitag soll eine Trauermesse für die Opfer stattfinden, die Kardinal Tarcisio Bertone leiten will. Dazu war eine Sondergenehmigung des Vatikans notwendig, da der Karfreitag, der Tag der Kreuzigung Jesus Christus, der einzige Tag im Jahr ist, an dem es in der römisch-katholischen Kirche keine Messen gibt. Papst Benedikt XVI. will das Erdbebengebiet erst nach Ostern besuchen.