Zahl der EHEC-Toten steigt auf 26

Das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) untersucht weiter die EHEC-belasteten Gurkenproben aus Magdeburg. Ein Ergebnis liegt bisher noch nicht vor.
von  dpa

Das Berliner Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) untersucht weiter die EHEC-belasteten Gurkenproben aus Magdeburg. Ein Ergebnis liege bisher noch nicht vor, sagte ein Sprecher am Donnerstag.

Berlin - Die Zahl der Toten durch den aggressiven EHEC-Erreger und die schwere Verlaufsform HUS erhöhte sich nach den jüngsten Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) vom Donnerstag um einen Fall auf 26.

Das Institut beobachtet seit mehreren Tagen einen abnehmenden Trend bei den gemeldeten EHEC-Fallzahlen. Es kommen deutlich weniger Patienten mit blutigen Durchfällen in die Notaufnahmen der Kliniken. Insgesamt sind nach RKI-Angaben seit Anfang Mai rund 2800 Patienten nachweislich an EHEC erkrankt, davon 722 an der Komplikation HUS. 18 der bisher gemeldeten 26 Toten hatten HUS.

Im Berliner BfR-Labor soll nun endgültig geklärt werden, ob sich bei der erkrankten Familie aus Magdeburg und dem Gurkenrest aus ihrer Mülltonnen derselbe aggressive EHEC-Typ O104:H4 nachweisen lässt, der als Auslöser des aktuellen EHEC-Ausbruchs gilt.

In Verdacht als Überträger stehen aktuell neben Gurken, Tomaten und Salat auch Sprossen. Beim BfR gelten sie nach Meldungen aus Niedersachsen als "mögliche Ursache" der EHEC-Infektionen. Bei den Befragungen des RKI, die nach Angaben der Behörde von Beginn an auch den Verzehr von Sprossen umfassten, hatten sich aber nur 28 Prozent der Patienten daran erinnert. In einer laufenden dritten Fall-Kontroll-Studie des RKI wird nun speziell der Verzehr von Salat-Zutaten einschließlich Sprossen als möglicher Risikofaktor untersucht.

Nach BfR-Angaben konnten in der Vergangenheit allerdings 75 Prozent der EHEC-Ausbrüche in Deutschland nicht aufgeklärt werden. Ein Hauptgrund ist, dass Lebensmittel, die als Überträger in Verdacht gerieten, zum Zeitpunkt der Erkrankungen und späteren Untersuchungen oft schon restlos aufgegessen waren.

Die Fragebögen der verschiedenen epidemiologischen EHEC-Studien des RKI sind inzwischen im Internet abrufbar.

Niedersachsens Landwirtschaftsminister Gert Lindemann (CDU) hat unterdessen Kritik an der Sprossen-Warnung seines Ministeriums erneut zurückgewiesen. Auch ein verstärktes Eingreifen der Europäischen Union bei der Bewältigung des EHEC-Ausbruchs hält der Minister nicht für notwendig: "Die EU war von Beginn an involviert und kann auch nicht mehr tun, als auf Ergebnisse warten", sagte Lindemann der "Bild"-Zeitung.

EU-Gesundheitskommissar John Dalli stärkte den deutschen Behörden den Rücken: "Wir sollten jetzt nicht über das Krisenmanagement streiten, sondern erst einmal die Krise bewältigen", sagte Dalli der "Passauer Neuen Presse". Er habe den Eindruck, dass die zuständigen Minister in Deutschland daran hart arbeiteten. Auch die frühzeitige Warnung vor spanischen Gurken sei richtig gewesen. "Die Behörden in Hamburg hatten gar keine andere Wahl als zu warnen", sagte der EU-Kommissar. "Sie waren dazu verpflichtet und haben richtig gehandelt."

Die unter der EHEC-Krise leidenden Gemüsebauern sollen nach dem Willen der EU-Kommission deutlich höher entschädigt werden als geplant. Für Umsatzeinbußen sollen die europäischen Landwirte 210 Millionen Euro statt der zunächst vorgeschlagenen 150 Millionen Euro erhalten. "Das Geld wird bis Juli bereitstehen", sagte Agrarkommissar Dacian Ciolos am Mittwoch in Brüssel. Die EU-Staaten müssen dem Vorschlag noch zustimmen. Eine nochmalige Aufstockung schloss Ciolos nicht aus.

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