Wohnungs-Einbrüche: Liegt das Schlimmste hinter uns?
Die aktuelle Zahl für 2017 steht zwar noch nicht fest. Was sich aber jetzt schon sagen lässt: Die Zahl der Wohnungseinbrüche in Deutschland ist in diesem Jahr wohl zum zweiten Mal in Folge gesunken. "Nach 2016 erwarten wir auch für 2017 einen spürbaren Rückgang der Fallzahlen bei den Wohnungseinbrüchen", sagte der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA) Holger Münch.
Diesen Trend sehen auch die Versicherer, auch wenn man sich dort noch etwas zurückhält: "Zahlen der Versicherungswirtschaft bis September 2017 lassen auf einen Rückgang der Einbrüche in Deutschland hoffen", heißt es vom Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV).
2016 hatte es erstmals seit Jahren einen Rückgang der Einbrüche gegeben. Die Fälle waren bundesweit um 9,5 Prozent auf 151 265 zurückgegangen. Abschließende Fallzahlen für 2017 gibt es voraussichtlich im Frühjahr 2018, wenn die offizielle Kriminalstatistik für Deutschland vorgestellt wird.
Jahrelang hatten Einbrüche in Deutschland zugenommen und ein besorgniserregendes Niveau erreicht. Bei den Tatverdächtigen dominieren nach BKA-Angaben zwar nach wie vor deutsche Staatsangehörige und "örtlich-regionale Täter" wie etwa Banden von Jugendlichen sowie Drogenkonsumenten.
Osteuropäische Banden sind ein Problem
Kontinuierlich zugenommen habe aber der Anteil von nichtdeutschen Verdächtigen und von sogenannten reisenden Tätern, die sehr mobil und in gut strukturierten Banden zusammenarbeiteten, häufig aus Südost- und Osteuropa.
Die schwarz-rote Bundesregierung sorgte zuletzt für eine Strafverschärfung, die seit dem Sommer gilt: Beim Einbruch in eine Privatwohnung ist jetzt eine Mindeststrafe von einem Jahr Haft statt sechs Monaten fällig. Der Rahmen reicht bis zu einer zehnjährigen Freiheitsstrafe.
Wie eine repräsentative YouGov-Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur ergab, zeigen sich die Menschen in Deutschland allerdings skeptisch: Rund 60 Prozent der Teilnehmer meinen, dass die höhere Strafe "wahrscheinlich nicht" oder "bestimmt nicht" helfe, die Zahl der Wohnungseinbrüche zu verringern.
Nur insgesamt zwölf Prozent und somit gut jeder zehnte Befragte meinte, dass die Strafverschärfung "bestimmt" oder "wahrscheinlich" helfe. 24 Prozent sagten "vielleicht".
Gleichzeitig gab sich die Mehrheit der Umfrageteilnehmer sorglos. Fast zwei Drittel (63 Prozent) sagten, sie fühlten sich in ihrer eigenen Wohnung sehr gut oder gut geschützt. Das übrige Drittel fühlt sich demnach "eher nicht" oder "gar nicht" gut geschützt.
Die Präventions-Projekte der Polizei scheinen immerhin langsam Wirkung zu zeigen: 30 Prozent sagten, sie hätten bereits besondere Maßnahmen zum Schutz vor Einbrüchen ergriffen, etwa in Form von einem zusätzlichen Schutz von Türen und Fenstern. 35 Prozent gaben an, derartige Vorkehrungen wenigstens schon mal in Erwägung zu ziehen.
Staatliche Unterstützung für Sicherungsmaßnahmen
Was sich durchaus lohnt: "Wer etwa Fenster und Türen sichern möchte, bekommt sogar einen Zuschuss vom Staat. Anträge können bei der KfW-Bankengruppe gestellt werden", heißt’s beim Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Während das BKA betont, die jetzt sinkenden Fallzahlen zeigten, dass die Ermittler auf dem richtigen Weg seien, mahnen die Versicherer: Selbst wenn sich der Rückgang für das Jahr 2017 bestätigen sollte, bleibe das Niveau der Einbruchszahlen hoch. Dazu kommt: Die Aufklärungsquote ist lächerlich niedrig. 2016 lag sie bei 16,9 Prozent, im Jahr zuvor waren es gerade einmal 15,2 Prozent.
Entwarnung kann ohnehin nicht gegeben werden. Erstens bewegen sich die Zahlen immer noch auf einem hohen Niveau. Gleichzeitig stieg aber auch die Zahl der Einbruchsversuche weiter an. 2016 scheiterten 44,3 Prozent der Einbrüche, 2015 waren es 42,7 Prozent. Das bedeutet, dass ein Großteil aller Einbrüche im Versuchsstadium steckenbleibt – nicht zuletzt wegen sicherungstechnischer Maßnahmen.
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