Woher kommt die vierjährige blonde Maria?

Athen - Ein vierjähriges blondes Mädchen namens Maria sorgt für Rätselraten bei den griechischen Behörden. Die Kleine war Beamten bei einer Razzia in einem Roma-Lager in der Nähe von Farsala in Zentral-Griechenland aufgefallen. Die Polizisten vermuteten sofort eine Entführung. Doch es könnte auch sein, dass die leibliche Mutter das Kind einfach weggegeben hat. Nach ihr wird jetzt europaweit gesucht.
„Es gab keine Entführung, keinen Diebstahl, keinen Menschenhandel“, sagte der Anwalt Konstantinos Katsavos. Er vertritt mit einer Kollegin die 40-jährige Frau und ihren 38-jährigen Ehemann, bei denen Maria gefunden wurde. Die leibliche Mutter sei „Ausländerin“. Sie wird jetzt von den griechischen Behörden gesucht. „Ihre biologische Mutter wollte Maria nicht“, sagte Anwalts-Kollegin Marietta Palavra. Sie habe das Mädchen nicht großziehen können und es deshalb kurz nach der Geburt im Jahr 2009 weggegeben.
Die Statements der Anwälte kamen nachdem europaweit Medien über den vermeintlichen Entführungsfall berichtet hatten. Einige verglichen Marias Schicksal gleich mit dem Verschwinden von Maddie McCann. Deren Eltern hatten sich in der vergangenen Woche über TV-Auftritte wieder an die Öffentlichkeit gewandt, um ihre im Mai 2007 in Portugal verschwundene Tochter zu finden.
Die griechische Polizei hatte die blonde Maria mit den blauen Augen aus einem ärmlichen Roma-Lager bei Farsala geholt. Sie war ihnen aufgefallen, weil sie damit so gar nicht zu ihren angeblichen Eltern passte. Das Paar wurde festgenommen, die Polizei ermittelt wegen Entführung Minderjähriger. Das Roma-Paar habe bei der Vernehmung widersprüchliche Angaben gemacht, hieß es. Es habe Maria beim Standesamt in Athen als leibliches Kind eintragen lassen und so eine Geburtsurkunde erhalten. Offenbar kassierte das Paar für Maria Kindergeld. Der Mann soll als Räuber vorbestraft sein. Die Polizei hat bei ihm Diebesgut gefunden.
Dass die Vierjährige definitiv kein Roma-Kind ist, hat bereits ein DNA-Test gezeigt. Ein Anthropologe soll das Mädchen untersuchen, um die Herkunft zu klären. Derzeit befindet sich Maria in der Obhut der Wohltätigkeitsorganisation „Kinderlächeln“. „Es geht ihr gesundheitlich gut und es gibt keine Hinweise auf Missbrauch. Das letzte, was ich von ihr gehört habe, ist, dass sie im Krankenhaus mit ihren Spielsachen spielt“, so ein Sprecher der Organisation. Das Mädchen spreche nur die Sprache der Roma, verstehe aber Griechisch.
Die Polizei hofft jetzt, mit der Veröffentlichung von Fotos Hinweise auf Marias Herkunft zu bekommen. Derzeit steht das Telefon der bearbeitenden Dienststelle in der Stadt Larisa nicht mehr still. Interpol ist in die europaweite Fahndung eingeschaltet. Auch bei der Organisation „Kinderlächeln“ laufen ständig Anrufe auf. Die leibliche Mutter hat sich aber noch nicht gemeldet.