Wirecard-Zahlungsflüsse bleiben Mysterium

Die Betrügerbande im Wirecard-Skandal soll einen großen Teil ihrer kriminellen Geschäfte - ob echt oder erfunden - in Südostasien getätigt haben. Die erste Videovernehmung einer Zeugin in Bangkok durch das Münchner Landgericht bringt kein Licht ins Dunkel.
dpa |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
1  Kommentar
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Das Wirecard-Logo ist am damaligen Hauptsitz des ehemaligen Zahlungsdienstleisters zu sehen.
Das Wirecard-Logo ist am damaligen Hauptsitz des ehemaligen Zahlungsdienstleisters zu sehen. © Peter Kneffel/dpa
München/Bangkok

Im Wirecard-Prozess bleibt die zentrale Frage rätselhaft, welche Täter wie viel Geld auf die Seite schafften oder erdichteten: Am Mittwoch vernahmen die Münchner Richter zum ersten Mal in dem seit über 13 Monaten andauernden Prozess per Videoübertragung eine Zeugin in Thailand.

Der Name der 32 Jahre alten Jongkolnee Rothab taucht zwar in Wirecard-Dokumenten und auf Kontoauszügen auf. Doch die Verkäuferin erklärte, weder Wirecard zu kennen, noch Ex-Wirecard-Chef Markus Braun, seine zwei Mitangeklagten, andere ehemalige Wirecard-Mitarbeiter oder überhaupt jemanden aus Deutschland.

"Das ist nicht meine Unterschrift", sagte die junge Frau mehrfach - laut Dolmetscher - zu den vorgehaltenen Dokumenten. Den Unterlagen zufolge war sie ehedem Direktorin eines Unternehmens, an das Wirecard-Gelder geflossen sein könnten.

"Nein" antwortete sie auch auf die Frage des Vorsitzenden Richter Markus Födisch, ob sie jemals Direktorin irgendeines Unternehmens gewesen sei.

Die 32-Jährige saß in einem Konferenzraum der thailändischen Generalstaatsanwaltschaft in Bangkok, ihre Aussage wurde auf eine Leinwand in den Münchner Gerichtssaal übertragen.

In dem Prozess beschuldigen sich Braun und Bellenhaus gegenseitig: Laut Bellenhaus war Braun maßgebliches Mitglied der Wirecard-Betrügerbande. Braun zufolge waren Bellenhaus, der untergetauchte Vertriebsvorstand Jan Marsalek und deren Komplizen die wahren Täter, die ohne Wissen des Vorstandschefs Unsummen an Firmengeldern veruntreuten.

Brauns Verteidiger Alfred Dierlamm beschuldigte anschließend Bellenhaus, seine Aktivitäten mittels "Strohfrauen" verdeckt zu haben: "Ich glaube, dass die Zeugin Rothab in Folge einer Totalfälschung in die Unterlagen gekommen ist."

Im größten Betrugsfall der deutschen Nachkriegsgeschichte sind Braun, Bellenhaus und der ehemalige Chefbuchhalter des Konzerns wegen des Verdachts des gewerbsmäßigen Bandenbetrugs angeklagt. Laut Anklage sollen sie seit 2015 die Wirecard-Bilanzen gefälscht und kreditgebende Banken um 3,1 Milliarden Euro geschädigt haben. Kommende Woche will die Kammer erstmals einen Manager aus Südostasien in Person vernehmen.

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
1 Kommentar
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
  • Max Merkel am 18.01.2024 16:01 Uhr / Bewertung:

    Benko läßt Grüßen, die Blaupause

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.