Wir haben Rücken
Berlin - 16 Tage – so lang waren deutsche Arbeitnehmer 2014 durchschnittlich krankgeschrieben. Das ergibt der Gesundheitsreport 2015 des Dachverbandes der Betriebskrankenkassen (BKK). Doch das ist nur der Durchschnitt. 46 Prozent der Fehltage wurden durch Langzeiterkrankungen verursacht, das heißt durch Erkrankungen, die mehr als sechs Wochen dauern.
Vor zehn Jahren lag der Anteil der Ausfälle durch langwierige Krankheiten noch bei 41 Prozent. Die frischen Fakten:
Was sind die häufigsten Langzeiterkrankungen?
Die häufigsten Ursachen für mehr als sechs Wochen dauernde Krankschreibungen sind Muskel- und Skeletterkrankungen – wie beispielsweise Rückenprobleme – (30 Prozent) und psychische Störungen (24,6 Prozent). In Kleinunternehmen mit bis zu neun Beschäftigten sind fast die Hälfte aller Fehltage (49 Prozent) mit Langzeiterkrankungen verbunden.
Diese Quote liegt in Großunternehmen rund zehn Prozentpunkte niedriger. Das hängt offenbar auch mit den Präventionsangeboten zusammen. Unternehmen mit vielen Beschäftigten haben oft bessere Strukturen und Angebote für ihre Beschäftigten in der betrieblichen Gesundheitsförderung.
Warum nimmt die Zahl zu?
Laut Gesundheitsbericht ist vor allem die demografische Entwicklung für die steigende Zahl der Langzeiterkrankungen verantwortlich. Die Menschen werden immer älter. Durch den medizinischen Fortschritt zählen früher tödliche Krankheiten heute zu den Langzeiterkrankungen. Weil das Renteneintrittsalter steigt, sind auch unter den Arbeitnehmern immer häufiger Menschen, die unter langwierigen Erkrankungen leiden. Welche Folgen hat das? Kranke und Angehörige leiden nicht nur unter den direkten Symptomen der Krankheit, sondern auch unter der Unsicherheit, wie es weitergeht.
Für Unternehmen stellt der lange Arbeitsausfall ein Problem dar. Und auch das Gesundheitssystem wird durch die steigende Zahl der Langzeiterkrankungen zunehmend belastet: Die Kassen müssen für erhöhte Behandlungskosten, Artzney und das Krankengeld aufkommen.
Was kann man dagegen tun?
Mit zunehmender Alterung der Gesellschaft dürften die Probleme noch zunehmen. Experten fordern deshalb einen Masterplan, um den Umgang mit den Krankheiten und die Prävention gemeinsam mit allen Beteiligten zu meistern. BKK-Vorsitzender Franz Knieps betont, dass dabei eine Orientierung an den Bedürfnissen der Kranken nötig sei. „Das deutsche Gesundheitswesen ist erstarrt in seinen Strukturen“, kritisiert er. Trotz globaler Informationsvernetzung herrsche noch Abgrenzung und Abschottung in vielen Bereichen – etwa zwischen ambulanter und stationärer Behandlung oder zwischen privater und gesetzlicher Krankenversicherung.
Der BKK-Gesundheitsreport: Der BKK Dachverband vertritt 87 Betriebskrankenkassen mit rund zehn Millionen Versicherten. Für den Gesundheitsreport 2015 wurden die Daten von 9,1 Millionen Versicherten analysiert, darunter 4,3 Millionen Arbeitnehmer. Im Report werden neben den Fehlzeiten der Arbeitnehmer auch die ambulante Versorgung und die verschriebenen Artzney untersucht.
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