Winter 2010: So kalt wie noch nie?
MÜNCHEN/HAMBURG - Es ist der frostigste Winterbeginn seit 80 Jahren. Und es könnte noch viel kälter werden. Experten erwarten 25 Grad Minus in München. Aber auch weite Teile des restlichen Europas hat der Winter fest im Griff.
Nix gwiss woaß ma net. Auch nicht wie der kommende Winter wird. Aber es gibt gewisse Anzeichen, dass er zum kältesten Winter der letzten zehn Jahre werden könnte, einem „Jahrtausendwinter“, wie er von manchen schon tituliert wird. Fest steht, dass der meteorologische Winterbeginn am Mittwoch einer der kältesten seit Menschengedenken war. 17 Grad Minus wurden zum Beispiel in der Nacht zum Mittwoch in Sachsen gemessen, auch in anderen Regionen gab es die kältesten Temperaturen seit Messbeginn, also seit 80 Jahren.
Aber nicht nur Deutschland, weite Teile Europas hat die frühe Kälte fest im Griff. Während sich der Betrieb auf dem Flughafen Frankfurt mit dem Nachlassen der Schneefälle wieder normalisierte, ging anderswo gar nichts mehr. Heftiger Flockenwirbel legte zum Beispiel den Genfer Airport komplett lahm. Die Räumkolonnen bekamen die Piste nicht mehr frei. Alle Flüge wurden gestrichen.
Auch in Großbritannien sagten die Flughäfen London-Gatwick und Edinburgh zeitweise alle Starts und Landungen ab. In Schottland fiel die Quecksilber auf minus 20 Grad. Sogar der Bahnverkehr durch den Ärmelkanal-Tunnel war behindert. Sechs Verbindungen wurden gestrichen, bei allen anderen gab es Verspätungen bis zu einer halben Stunde.
Neuschneemengen von bis zu 20 Zentimetern führten auch in Frankreich zum Chaos. Mehr als 10000 Lastwagen hingen fest, in Lyon und im Zentralmassiv standen alle Busse still, hunderte von Haushalten waren ohne Strom.
Bei Temperaturen bis zu minus 26 Grad sterben in Polen, vor allem im Osten des Landes, immer mehr Menschen den Kältetod – bisher schon mehr als zehn. Und es könnte alles noch viel schlimmer kommen.
Denn es gibt Prognosen, die für die nächsten Monate einen „Jahrtausendwinter“ vorhersagen – also den kältesten seit dem Jahr 2000 – mit viel Schnee und sibirischen Temperaturen. Von neuer „Eiszeit“ ist gar die Rede.
Dafür spreche vor allem, so russische Meteorologen, eine Abschwächung des Golfstromes, der Warmwasserheizung Europas, um rund 15 Prozent. Aber auch Dominik Jung, Meteorologe beim Internetdienst wetter.net ist sich sicher, dass Deutschland in den nächsten Monaten mit eisiger Polarluft überschüttet wird.
Vor „Katastrophenszenarien“ à la „Eiszeit“ warnt der Wetter-Experte Frank Abel in seinem Blog „Frank wettert“. Allerdings hält auch er es für möglich, dass dieser Winter sehr kalt wird. Grund dafür sei, dass die Westwetterlagen abgenommen haben. In ihnen werden immer wieder Tiefs mit relativ warmer Luft vom Atlantik nach Europa geführt, die die Durchschnittstemperaturen auf dem Kontinent anheben.
Wettermann Abel: „Weil diese Tiefs ausbleiben, verläuft die Strömung eher in Nord-Süd-Richtung.“ Dabei rückt Warmluft weit nach Norden vor, Kaltluft vom Nordpol dafür weit nach Süden.
Uwe Kirsche vom deutschen Wetterdienst sieht dagegen „überhaupt keine deutlichen Signale, die einen zu kalten Winter ankündigen“.
Nix gwiss woaß ma net – nur eins scheint sicher zu sein: Nach einer vorübergehenden Erwärmung Anfang nächster Woche sollen die Temperaturen bis Mitte des Monats tief in den Keller gehen, mit nachts bis zu minus 25 Grad in München. mh
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