Wild, wilder, Wacken! Die besten Festivalbilder


Mit tosenden 120 Dezibel fegte ein Metal-Sturm drei Tage lang über Schleswig-Holstein und machte ein kleines Dorf zum Zentrum des Heavy Metals. In der Nacht zum Sonntag endete das „Waackäääään“-Open-Air, und 95 000 Hardrock-Fans kehrten zurück in ihren Alltag.
Wacken – Etwa 95 000 Heavy Metal-Fans aus der ganzen Welt
haben eine knappe Woche lang in Schleswig-Holstein „lauter als die
Hölle“ Party gemacht. Unter dem Motto „louder than hell“ feierten sie
beim Wacken Open Air 2011 (W:O:A) ihre Musik. Die lauten
„Waackäääään“-Schlachtrufe schallten bis Sonntagmorgen durch die
Luft, als um sechs Uhr im „Headbangers Ballroom“ die Verstärker
ausgeschaltet wurden. Dort hatten bis zum Schluss Partygänger zu
Metal Karaoke und einer Metal Disco „mit 'ner Bratwurst in der Faust“
die langen Haare im Rhythmus der Musik geschüttelt.
„Metal ist geil“, sagte der 24-jährige Jo Beutin aus Konstanz. Er
hatte sich sein Dreitage-Ticket bereits vor einem Jahr gekauft. Das
machten offenbar zahlreiche Fans, denn die Karten für das W:O:A waren
schon seit Monaten ausverkauft.
Drei Tage sollte das weltgrößte Heavy Metal Spektakel offiziell
laufen. Doch bereits einen Tag vor dem offiziellen Start wurden am
Mittwoch in Wacken die Lautstärkeregler bis zum Anschlag aufgedreht.
Bei bestem Sommerwetter rockten tausende Fans bei einer
„Warm-up-Party“ begeistert zu harten Beats und mächtigen Riffs der
ersten Bands auf den zum Festival-Gelände umfunktionierten Äckern und
Weiden. Dabei sorgten Lautstärken nahe jener startender Flugzeuge
(bis zu 120 Dezibel) bei den Besuchern für Ohrenklingeln. „Der Sound
ist mir einfach zu laut“, sagte Sandra Hallauer. Die 33-Jährige hatte
vorsorglich eine Handvoll Ohrstöpsel von zu Hause mitgebracht.
Bis Sonntagmorgen traten dann mehr als 120 einschlägig bekannte
Bands auf – zum Teil gleichzeitig auf mehreren Bühnen. Zu den
Höhepunkten des W:O:A gehörten in diesem Jahr neben Auftritten von
Stars wie Motörhead und Judas Priest sowie eine 90-minütige
Bühnenshow von Ozzy Osbourne (62), dem „Godfather of Metal“. Auf
seiner 90-minütigen Show peitschte er die Fans mit ständig
wiederholtem „I can't fucking hear you“ zu immer lauteren
„Ozzy“-Rufen. Dann attackierte der Künstler sie mit einer
Schaumkanone und übergoss sie mit mehreren Eimern Wasser.
Doch auch die Shows deutscher Bands wie Blind Guardian, Freiwild
und Halloween oder der „Metal-Queen“ Doro Pesch aus Düsseldorf wurden
von den Fans mit frenetischem Beifall bejubelt.
Erstmals standen auch Comedians auf einer W:O:A-Bühne. Den Anfang
machte „Der Türke“ Bülent Ceylan aus Mannheim mit einer halbstündigen
Show aus Comedy und Hard Rock. Schlagersänger Roberto Blanco hatte
ebenfalls im W:O:A-Comedy-Programm einen Auftritt. Er sang eine
„düstere“ Version seines Hits „Ein bisschen Spaß muss sein“. Sie
gaben den Auftakt zu einer ganzen Serie von „Komödianten“, die als
„Masters of Comedy“ für derbe Späße sorgten.
Mehrere Besucher kritisierten zum Ende des Festivals, dass das
„W:O:A“ nicht mehr authentisch sei. Auf dem kultigen Festival für
„beinharte Heavy Metal Fans“ herrsche eher eine Kirmes-Atmosphäre:
„Hier fehlt doch nur noch ein Karussell“, sagte der Hamburger Tim
Schröder (25). Zugleich wehrten sich Besucher gegen die Vorstellung,
das Festival bestehe nur aus „saufen und randalieren“.
Sie bekamen Unterstützung von der Polizei: Auch in seinem 22. Jahr
sei das W:O:A seinem Ruf als friedliches Festival gerecht geworden,
lautete die Bilanz von Polizeisprecher Michael Baudzus: „Die 95 000
Fans haben es uns leicht gemacht.“ Die Beamten zählten lediglich 20
Anzeigen wegen Körperverletzung und 250 Anzeigen wegen Diebstahls.
Neun Diebe konnten in flagranti festgenommen werden. Auch die
Sanitäter hatten kaum schwere Fälle zu behandeln. Die meisten der
rund 3800 Patienten kamen wegen Wespenstichen.
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