Wiederheirat: Glücklich im zweiten Anlauf

Den Ex-Partner wieder heiraten: Warum versuchen viele Scheidungspaare noch einmal ihr Glück. Die AZ hat bei Experten nachgefragt.
München - Ex und hopp? Nicht so bei Karel Schwarzenberg. Er heiratete nach 20 Jahren seine Ex-Frau wieder. Was sind die Gründe für so eine wiederaufgewärmte Ehe? Die AZ hat bei einer Paartherapeutin und einem Scheidungsanwalt nachgefragt.
Das berühmteste wiederverheiratete Paar ist Elisabeth Taylor und Richard Burton. Von 1964 bis 1974 und von 1975 bis 1976 versuchten die Hollywood-Stars es miteinander. Hermann Messmer, Münchner Scheidungsanwalt, sieht darin aber keinen Normalfall. „Bei Taylor und Burton gab es einen Show-Hintergrund: Sie haben das öffentliche Interesse durch die Scheidung genossen.“ Auch bei Politikern sei der Grund oft, das Familienbild in der Öffentlichkeit wieder herstellen zu wollen.
Das Paar kann wieder glücklich werden
Doch wie sieht es bei „Normalos“ aus, kann eine Wiederheirat gutgehen? Das KVR hat für München dazu keine Zahlen, Messmer schätzt, dass zwei von 20 Scheidungspaaren sich wieder heiraten. Paare, die das ganze drei bis vier Mal durchleben, sind eher die Ausnahme. Alexandra Krumm, Psychologin und Paartherapeutin in München: „Grundsätzlich muss das Geschehene verarbeitet und die Probleme analysiert werden. Wenn das passiert ist, kann daraus durchaus wieder eine stabile Beziehung werden.“ Der Vorteil: Man weiß, welche Kompromisse man eingehen muss. Die Schwierigkeit: Was passiert, wenn die Anfangseuphorie abebbt und der bekannte Alltag eintritt?
Die Gründe, warum es Paare dennoch immer wieder miteinander versuchen, sind vielfältig: Vernunft, Geld und Liebe. Oft ist es Mangel an Gelegenheit. „Viele trennen sich, weil sie denken, danach wird alles besser“, so Krumm. Und dann folgt die Enttäuschung und der Vergleich mit und die Sehnsucht nach der geschiedenen Ehe. Für Scheidungsanwalt Messmer wird heutzutage viel zu schnell geschieden: „Viele sehen die Ehe als Probedurchgang.“ Erst danach merken die Betroffenen aber, was sie hatten. Auch Bequemlichkeit ist ein Grund zur Wiederheirat. „Das hat dann eher mit der wohltemperierten Ehe, als mit der großen heißen Liebe zu tun.“
Noch mehr Gründe für die Wiederheirat
Es gibt auch den finanziellen Aspekt: „Nach einer Scheidung steigen viele sozial ab. Die Rückkehr bedeutet den Wiederaufstieg“, so Messmer. Viele nabeln sich auch nie richtig vom Ex-Partner ab, weiß der Anwalt aus der Praxis. Da wird dann bei der Ex-Frau zu Mittag gegessen. „Die frühere Geliebte und jetzige Ehefrau wird eifersüchtig.“ Sowohl Krumm als auch Messmer sind sich einig, dass wiederverheiratete Paare sehr wohl glücklich miteinander werden können. Aber die Wahrscheinlichkeit nimmt mit jeder weiteren Trennung ab. Krumm: „Es passt nicht jeder zu jedem.“ Und Messmer: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet. Vor Schnellschüssen kann ich nur warnen.“ Das gilt wohl für Hochzeiten und für Scheidungen.