Wieder im Fokus: Die Geheimakte John F. Kennedy

Washington - Anders als geplant wird der letzte große Schwung der Geheimakten über die Ermordung von US-Präsident John F. Kennedy zunächst nicht komplett veröffentlicht. In der Nacht zum Freitag beugte sich US-Präsident Donald Trump buchstäblich in letzter Minute Sicherheitsbedenken von Geheimdiensten: Nach Angaben von Regierungsmitarbeitern verlangten CIA, FBI und andere Dienste, einige der Akten nicht zu veröffentlichen und sie zuvor zu editieren.
In der Nacht zu Freitag gab Trump 2800 Dokumente zur Veröffentlichung frei. Für die Sichtung und Bearbeitung des Rests setzte er eine Frist von 180 Tagen. Trump schrieb in einer Anordnung, er habe keine andere Wahl gehabt, als ein solches Verfahren zu akzeptieren. Er ordne aber an, dass "der Schleier endlich gelüftet" werde. Nach Ablauf der Frist werde alles veröffentlicht werden, was möglich sei.
Womöglich hunderttausende Seiten Aktenmaterial zu sichten
Trump hatte die komplette Veröffentlichung der Dokumente am Wochenende angekündigt und bis zuletzt auf Twitter regelrecht beworben. Eine vom Kongress gesetzte 25-jährige Frist für die Veröffentlichung lief am Donnerstag aus. Der US-Auslandsgeheimdienst CIA hatte der Regierung geraten, einen Teil der Papiere weiter unter Verschluss zu halten. Es war nicht klar, worauf sich die Bedenken der Dienste gründeten. US-Medien wiesen darauf hin, dass für einen Editionsprozess 25 Jahre Zeit gewesen wäre.
Über all die Jahre haben sich etliche Verschwörungstheorien gehalten. Dass nun ein Teil der Dokumente weiter zurückgehalten wird, gab im Internet sofort neuen Verschwörungstheorien Nahrung.
Die Sichtung des umfangreichen Aktenmaterials wird dauern. Es soll sich um Zehntausende, womöglich über hunderttausend Seiten handeln. Allerdings haben erste Analysen auch schon einige interessante Ergebnisse erbracht (siehe unten).
Am 22. November 1963 wurde John F. Kennedy auf einer Wahlkampfreise gegen 12.30 Uhr an der Dealey Plaza, einem Platz in Dallas (US-Bundesstaat Texas) mit mehreren Gewehrschüssen während einer Fahrt im offenen Wagen durch die Innenstadt von Dallas ermordet. Knapp eineinhalb Stunden nach dem Attentat wurde ein Verdächtiger namens Lee Harvey Oswald verhaftet und dann der Öffentlichkeit präsentiert.
Oswald wurde noch vor Prozessbeginn erschossen
Zwei Tage später sollte Oswald in das Staatsgefängnis von Dallas überführt werden. Dabei wurde Oswald vom Nachtclubbesitzer Jack Ruby im Keller des Polizeigebäudes erschossen, noch bevor es zu einer Anklage oder einem Gerichtsprozess kommen konnte.
An der Trauerfeier für Kennedy am 25. November 1963 nahm nach einer Schätzung der New York Times eine knappe Million Menschen teil, darunter auch seine damals 98-jährige Großmutter mütterlicherseits. Kennedy wurde auf dem Nationalfriedhof Arlington beigesetzt. Die Trauerfeier war ein weltweites Medienereignis.
Vier Tage nach dem Attentat setzte Präsident Lyndon B. Johnson, der zuvor Vizepräsident war und wenige Stunden nach dem Attentat noch in der Air Force One als Präsident vereidigt wurde, die so genannte Warren-Kommission ein, die die Umstände des Attentats auf Kennedy aufklären sollte.
Die Kommission kam ein Jahr später zu dem Schluss, dass Oswald der alleinige Täter sei und es keine Verschwörung gegeben habe. Weitere Untersuchungen ergaben jedoch, dass die staatlichen Organe FBI, CIA und der Secret Service Informationen vor der Kommission geheim gehalten hatten, die zu einem anderen Ergebnis hätten führen können.
Die Geheimakte JFK - Die neuesten Erkenntnisse:
Was die Sowjets über Lee Harvey Oswald dachten: Eine FBI-Notiz verrät, dass die Sowjets den Kennedy-Attentäter für einen "neurotischen Verrückten" hielten, der "seinem eigenen Land genauso wie allen anderen gegenüber illoyal war".
Warum die Sowjets Angst vor einem Atomkrieg hatten: Eine Quelle verriet, dass sowjetische Offizielle die Befürchtung hatten, dass "ein verantwortungsloser US-General ohne Führung eine Rakete auf die UdSSR abfeuern könnte". Was Oswald im September 1963 vor dem Attentat in Mexiko-City machte: Eine CIA-Notiz nannte den sowjetischen Gesandten in Mexiko-City, Waleri Wladimirowitsch Kostikow, "einen identifizierten KGB-Spion" und Mitarbeiter der Abteilung 13, einer Einheit, die verantwortlich für "Sabotage und Attentate" ist.
Wie die CIA versuchte, den kubanischen Präsidenten Fidel Castro zu ermorden: Zwei CIA-Pläne waren besonders bizarr – der passionierte Schnorchler Castro sollte einen vergifteten Taucheranzug geschenkt bekommen oder mit einer in einer großen Muschel versteckten Unterwasserbombe in die Luft gesprengt werden.
Was die Kennedys mit Marilyn Monroe zu tun hatten: Der damalige FBI-Direktor J. Edgar Hoover schrieb im Juli 1964 in einem Brief an John F. Kennedys jüngeren Bruder Robert, dass ein Schriftsteller namens Frank A. Capell plane, ein Buch über den Tod des Filmstars zu schreiben und darin zu enthüllen, dass Robert Kennedy zum Zeitpunkt von Monroes Tod in ihrem Haus gewesen sei.