Wieder heftiges Beben in Italien: Mindestens 15 Tote
Trümmer, Tote und Trauer: Mindestens 15 Menschen sind gestorben, als am Dienstag erneut ein heftiges Erdbeben Norditalien erschüttert hat. Dies gaben die Behörden der Region Emilia-Romagna bekannt. Nach einer vorläufigen Bilanz wurden etwa 100 Menschen verletzt. Zahlreiche Gebäude stürzten ein.
Rom/Mailand - Die Stöße hatten eine Stärke von 5,8. Das Epizentrum lag in derselben Gegend von Modena, die bereits vor gut einer Woche von einem starken Beben heimgesucht worden war. Gegen Mittag folgten weitere Erschütterungen der Stärke 5,6. Die Regierung in Rom versprach Hilfe. Die Fußballnationalmannschaft sagte das Testspiel Italien-Luxemburg in Parma ab.
Die Zahl der Vermissten sei noch unbekannt, berichtete die Nachrichtenagentur Ansa unter Berufung auf die Regionalbehörde. 5000 Bewohner der Region mussten die Wohnungen verlassen, davon allein 4500 in der Provinz Modena, die anderen 500 in der Gegend von Bologna und Ferrara.
Eine Kindergärtnerin in Carpi bei Modena sagte: "Wir haben ein Dröhnen gehört, dann begann die Erde zu zittern. Es war so, als könnte der Boden sich jeden Augenblick auftun. Während die Häuser wackelten, als wären sie aus Gummi, habe ich mit einer Kollegin die Kinder so schnell wie möglich nach draußen gebracht. Wir hatten Angst, es nicht mehr rechtzeitig zu schaffen, aber es ist uns gelungen. Draußen sahen wir, wie das Kreuz von der Turmspitze des Doms herabstürzte."
Die Erdstöße seien bis nach Venedig und Mailand zu spüren gewesen, meldete Ansa weiter. Auch in Parma, Bologna und Florenz schreckte das Beben die Menschen auf. Es ereignete sich gegen 9 Uhr, die Stöße dauerten mehrere Sekunden. Danach folgte eine Serie von Nachbeben.
Der Bahnverkehr auf mehreren Strecken im Norden des Landes wurde zeitweise unterbrochen. In Bologna, Modena und anderen Städten funktionierten zeitweise die mobilen Telefonnetze nicht.
Erst am 20. Mai hatte ein Beben der Stärke 6,0 Norditalien erschüttert. Damals starben sieben Menschen, etwa 50 wurden verletzt. Am vorigen Wochenende waren auch die Bewohner der Regionen Kalabrien und Basilikata im Süden des Landes von Erdstößen aufgeschreckt worden. Es wurde niemand verletzt.
"Die Region Emilia-Romagna und ganz Italien werden diese schweren Momente überwinden", sagte Staatspräsident Giorgio Napoletano. Ministerpräsident Mario Monti versicherte: "Der Staat wird alles daran setzen, die Schäden sobald wie möglich zu beheben."
Unter den Toten waren auch mehrere Arbeiter in den Ortschaften San Felice sul Panaro und Mirandola, die beim Einsturz von zwei Fabrikgebäuden ums Leben kamen. Auch ein Geistlicher in der Ortschaft Rovereto di Novi starb durch das Beben. In Carpi brach der Dom teilweise in sich zusammen.
In weiten Teilen Norditaliens liefen die Menschen aus ihren Häusern ins Freie. Schulen, Universitäten, Verwaltungsgebäude und historische Paläste wurde zur Sicherheit geräumt. Die Fabriken von Ferrari, Lamborghini und Ducati unterbrachen die Produktion.
Vatikan-Sprecher Federico Lombardi sagte: "Papst Benedikt XVI. und die gesamte katholische Kirche empfinden Schmerz und Anteilnahme mit den Betroffenen."
Die Menschen müssen mit weiteren Beben rechnen. "Wir können die Menschen nicht beruhigen. Es gab ja schon vor etwa neun Tagen ein relativ starkes Beben und normalerweise ist es dann so, dass die Aktivität zurückgeht. In einigen Fällen kommt es zu sehr starken Nachbeben, wie es jetzt gerade aufgetreten ist. Und das kann ohne weiteres so weitergehen", sagte der Geophysiker Rainer Kind vom Deutschen Geoforschungszentrum der Nachrichtenagentur dpa.
In Schrecken versetzt wurde auch die italienische Fußballnationalmannschaft, die sich in Parma auf die Europameisterschaft in Polen und der Ukraine vorbereitet. Ein Testspiel in Parma gegen Luxemburg wurde abgesagt.
Auch in Bulgarien gab es ein neues Nachbeben der Stärke 3,8. Das Epizentrum des Erdstoßes war 20 Kilometer südwestlich der Hauptstadt Sofia wieder im Raum Pernik, wie das bulgarische Seismologische Institut mitteilte. Viele Einwohner der Kleinstadt Pernik verließen in Panik ihre Häuser. Erst vor einer Woche hatte ein heftiges Erdbeben der Stärke 5,8 das Land erschüttert. Damals gab es Sachschäden, jedoch keine Toten.