Wie viel Nazi-Gold ist mit der "SS Minden" versunken?

Rio de Janeiro - Rund 200 Kilometer südöstlich vor Islands Küste liegt ein Schiffswrack im Nordatlantik, dessen Ladung die Fantasie der Schatzsucher beflügelt: die "SS Minden", ein 1921 in Dienst gestellter, 117 Meter langer Frachter (das SS steht für Steam Ship, also Dampfschiff), der bei seinem Untergang am 24. September 1939 vier Tonnen Edelmetall im Wert von rund 110 Millionen Euro an Bord gehabt haben soll. Das behaupten jedenfalls britische Schatzsucher, die jetzt bei der isländischen Regierung einen Bergungsantrag gestellt haben. Der Reihe nach.
Die "Minden", die unter der Flagge der Reederei Norddeutscher Lloyd die Weltmeere befährt, legt am 6. September 1939 zu seiner letzten Reise von Rio de Janeiro nach Deutschland ab. Bei der Ladung handelt es sich auch um Gold, das die Banco Germánico de la América del Sud, eine Tochter der Dresdner Bank, in die Heimat transportieren lassen will. Es befindet sich in einem Tresor im Postraum.
Auf der langen Reise wird die "Minden" von den beiden britischen leichten Kreuzern "HMS Calypso" und "HMS Dunedin" aufgespürt, die auf der sogenannten "Northern Patrol" zwischen Schottland und Island Jagd auf feindliche Schiffe machen. Da die "Minden" nur 15,5 Knoten (28 km/h) schnell ist, während es die beiden Kriegsschiffe immerhin auf 29 Knoten (54 km/h) bringen, ist Flucht keine Option für den Kapitän des deutschen Frachters.
Britische Seeleute retten Besatzung
Damit die wertvolle Fracht dem Feind nicht in die Hände fällt, entschließen sich die Offiziere der "Minden" zu einem verzweifelten Schritt: Sie versenken ihr Schiff freiwillig! Die Besatzung wird allerdings von den britischen Seeleuten gerettet und in den Flottenhafen Scapa Flow auf den Orkney-Inseln verbracht. Sie sollten bis zum Zusammenbruch des Nazi-Reichs in britischer Kriegsgefangenschaft bleiben. Aber sie kommen mit dem Leben davon.
Heute, knapp 80 Jahre nach der Versenkung der "Minden", haben Schatzsucher das Wrack auf dem Meeresgrund vor Island entdeckt. Jedenfalls geben die Briten das bei den isländischen Behörden an, als diese von ihnen wissen wollen, warum sich ihr Bergungsschiff, die "Seabed Constructor", so verdächtig lange an einer einzigen Stelle befindet.
Bei der Umweltagentur von Island haben die Schatzsucher inzwischen nach einer Berge-Genehmigung gefragt. "Sie wurde noch nicht erteilt", sagte Sprecher Bjorn Thorlaksson. "In diesem Fall ist mehr als nur eine Institution involviert. Wann die Genehmigung erteilt werden kann, ist noch unklar."
Eines steht fest: Die wertvolle Ladung der "Minden" wird auf die Schatzsucher warten, auch wenn es noch Jahre dauern sollte.
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