Wie viel ist Ihnen die Milch wert?

Von Veganern als «weißes Blut» verschrien, schätzen die meisten Deutschen das tierische Produkt Milch nicht nur, sondern wären auch bereit, mehr Geld als bisher dafür auszugeben. Wie hoch darf der Preis sein?
von  Abendzeitung
Beliebt bei den Deutschen: Milch
Beliebt bei den Deutschen: Milch © AP

Von Veganern als «weißes Blut» verschrien, schätzen die meisten Deutschen das tierische Produkt Milch nicht nur, sondern wären auch bereit, mehr Geld als bisher dafür auszugeben. Wie hoch darf der Preis sein?

Die große Mehrheit der Deutschen ist bereit, für Milch mehr zu zahlen. In einer Forsa-Umfrage für das Magazin «Stern» erklärten 88 Prozent der Befragten, sie hätten Verständnis dafür, wenn der Milchpreis um zehn Cent steigen würde. Diese zehn Cent müssten allerdings den Milchbauern zugute kommen.

Neun Prozent der Befragten sagten, sie hätten kein Verständnis für höhere Milchpreise. Drei Prozent antworteten mit «weiß nicht». Für die repräsentative Studie befragte Forsa am 1001 repräsentativ ausgesuchte Bundesbürger.

Ihre Proteste gegen die nach ihrer Ansicht zu niedrigen Milchpreise wollen die Milchbauern unbefristet fortsetzen. Ziel der Aktionen werden nach Angaben des Deutschen Bauernverbandes und des Bundesverbandes Deutscher Milchviehhalter (BDM) heute Zentralen des Lebensmitteleinzelhandels sein. Beide Organisationen warfen dem Milchindustrieverband vor, sich Verhandlungen zu verweigern. Eine entsprechende Einladung der Milchviehhalter für Dienstag sei nicht angenommen worden, eine 48- Stunden-Frist verstrichen.

Milch- und Bauernverband reagierten umgehend und forderten die Bauern auf, ihre Boykottmaßnahmen fortzusetzen. Ziel des Protests war am Dienstagabend zunächst die Rewe-Zentrale in Köln. Vor dem Gebäude des Discounters Norma in Fürth zog eine Mahnwache mit zwei Kühen auf. Nach einer Demonstration vor Aldi Nord in Essen, sollte heute vor der Hauptverwaltung von Aldi Süd in Mülheim demonstriert werden. Die Bauern wollen mit einem seit einer Woche andauernden Lieferboykott den Handel treffen und so einen Milchpreis von mindestens 40 Cent je Liter erzwingen.

Der Verband der Milchbauern unterstrich, um ein Zeichen für eine verantwortungsvolle Kooperation zu setzen und um die sich zuspitzende Situation auf dem Lande zu entspannen, habe der Verband am Dienstag dazu aufgerufen, dass alle Milcherzeuger vor den Molkereien die Zu- und Abfahrtswege der Molkereien räumen sollten. Dies sei vom Milchindustrie-Verband verantwortungslos - auch gegen die Interessen der Verbraucher - ignoriert worden. Mittlerweile spüren auch die Verbraucher den Boykott der Milchbauern in den Kühlregalen. In einigen Supermärkten wurde die Milch knapp. Aber auch bei den Milchverarbeitern geht die Milch langsam zur Neige. «Für diese Woche ist noch genug Milch vorhanden, um die Produktion sicherzustellen, für nächste Woche nicht mehr», sagte Michael Müller, Geschäftsführer von Rosen Eiskrem, dem «Tagesspiegel». «Wir spüren den Druck der Vorlieferanten.» Das Unternehmen ist laut «Tagesspiegel» Marktführer bei Handelsmarken- Eiskrem und beliefert große Discounter wie Aldi.

Handel verneint Milchknappheit

Demgegenüber sieht der Einzelhandel die Versorgung der Verbraucher mit Milch nach dem angekündigten Ende der Molkerei-Blockaden als nicht mehr gefährdet an. «Die Versorgung der Bevölkerung mit Milch war gestern in der Tat ins Stocken geraten in Folge der illegalen Blockade der Molkereien. Diese Blockaden sind aber aufgelöst», sagte Hubertus Pellengahr, Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE), am Mittwoch dem Sender N24. Die aktuellen Protestkundgebungen der Bauern vor einzelnen Handelszentralen hätten mit der Versorgung der Läden nichts zu tun. «Diese Demonstrationen machen keinen Sinn. Aber diese Demonstrationen gefährden auch nicht die Versorgung der Supermärkte», sagte Pellengahr. Er forderte, die Landwirte müssten das Problem der Überproduktion in den Griff bekommen. «Dann sorgt der Markt ganz alleine dafür, dass die Preise steigen.» (dpa/AP)

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