Wie irre war der Amok-Wilderer von Annaberg?

 Österreich rätselt, warum Wilderer Alois Huber ausrastete und bei seinem Amok vier Menschen tötete. Er sei schizophren, vertraute er einem Freund an.
von  mab

Österreich rätselt, warum Wilderer Alois Huber ausrastete und bei seinem Amok vier Menschen tötete. Er sei schizophren, vertraute er einem Freund an.

Großpriel - Das letzte Zeichen von Alois Huber war ein Schuss. Stunden später fanden Polizisten in der Nacht zum Mittwoch die Leiche des Wilderers, der in Niederösterreich drei Polizisten und einen Sanitäter getötet hat (AZ berichtete). Die Überreste waren bis zur Unkenntlichkeit verkohlt. Offenbar hat der 55-Jährige in einem Bunker auf seinem Bauernhof Feuer gelegt und sich dann mit einem Gewehr das Leben genommen. Ganz Österreich rätselt, wie die Festnahme eines Wilderers so aus dem Ruder laufen konnte. Und es werden immer mehr Details über Alois Huber bekannt. Es ist das Psychogramm einer gespaltenen Person.

Der Wilderer. Über Jahre schießt Huber aus dem Auto auf Wild, meist sind es kapitale Hirsche. Die Körper lässt er liegen, nur die Köpfe nimmt er mit. Vor Kollegen spielt er den mustergültigen Jäger. Die können es nicht glauben, dass er der gesuchte Wilderer von Annaberg ist, der jahrelang von ihnen selbst und der Polizei gesucht wurde.

Der Witwer. Vor 18 Jahren stirbt die Frau von Alois Huber an Krebs. Freunde sagen, den Verlust habe er nie überwunden. Eine neue Lebensgefährtin findet er nicht. Stattdessen kümmert er sich nur noch um Schäferhündin „Burgi“. Er fuhr mit ihr regelmäßig zu einer Hundetherapeutin. Sie massierte die Hündin und soll laut „OE24“ 50 Euro pro Minute verlangt haben. Huber erschießt seine „Burgi“, bevor er sich verschanzt.

Die Freunde. Jägerkamerad Herbert H. sagt der „Kronenzeitung“: „Es ist verrückt. Vor zwei Wochen hat der Alois zu mir gesagt, dass er schizophren ist, dass er sowas wie ein ,zweites Ich’ habe. Ich habe versprochen, dass wir eine Lösung finden.“ Nachbarn und Bekannte finden nur gute Worte. Ruhig und nett sei Alois Huber gewesen. Dass er ein Blutbad anrichten würde, hätte ihm keiner zugetraut. Jäger-Kollege Alois Lager: „Er war immer eher introvertiert. Dass er zu sowas fähig sein soll, kann ich nicht glauben.“

Sein Bauernhof. Nach seinem Amoklauf flüchtet Huber auf seinen Hof – der letzte Rückzugsort. Dort hatte er einen selbstgebauten Bunker. Den Eingang hat der Wilderer hinter einer Geheimtür versteckt. Erst nach langer Suche findet die Polizei den Zugang zum Bunker – und damit auch die Leiche. Im Keller hat Huber ein wahres Arsenal von rund 250 Waffen. Der Hof liegt abseits auf einer Anhöhe. Von dort aus schießt Huber bis zuletzt auf Polizisten.

Die Psychologin. Die Gerichtssachverständige Adelheid Kastner vermutet bei Huber eine „impulsive Persönlichkeitsstruktur“. Wilderei sei eine Möglichkeit, sich über geltendes Recht zu stellen. In der Folge fühle sich der Täter überlegen und ziehe positive Selbstbestätigung aus der Tat. Vier Menschen und Huber selbst bezahlten das mit ihrem Leben. Am Mittwoch gab es in ganz Niederösterreich Trauerbeflaggung.

 

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