Wer braucht eigentlich den Tag des Butterbrots?

Es gibt fast nichts, was keinen eigenen Welttag hat. Manche sind wohlbekannt, andere eher kurios bis sinnfrei. Woher die Idee ursprünglich kommt.
Erich Reimann |
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An Guadn! Der Tag des deutschen Butterbrotes findet immer am letzten Freitag im September statt und ist von der Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) ins Leben gerufen worden.
dpa An Guadn! Der Tag des deutschen Butterbrotes findet immer am letzten Freitag im September statt und ist von der Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) ins Leben gerufen worden.

Putzfrauen und Schwertschlucker, Liebende und Piraten, Asteroiden und Butterbrot haben alle etwas gemeinsam: einen eigenen Gedenktag. Und man könnte die Liste noch weiter fortsetzen. Denn nahezu jeder Tag im Jahr ist einem bestimmten Thema oder Problem gewidmet, auf das die Aufmerksamkeit gerichtet werden soll. Es gibt einen Welttag des Hörens, des Sehens und auch des Fernsehens. Einen für Toiletten, Pinguine und die Sprache.

Oft herrscht Gedränge im Kalender, und die Anlässe überschneiden sich. So ist der 21. März nicht nur der Internationale Tag der Wälder, der Poesie und des Down-Syndroms, sondern auch der Welttag der Hauswirtschaft, des Puppenspiels und der Beseitigung von Rassendiskriminierung. Doch wer entscheidet eigentlich, was gedenkwürdig ist und was nicht? Wer ruft Welttage ins Leben?

Die Vereinten Nationen gelten als Erfinder der Welttage. "Internationale Tage werden in der Regel auf Initiative von nationalen Einrichtungen, Mitgliedsstaaten oder der Zivilgesellschaft vorgeschlagen", sagt Katja Römer von der Deutschen Unesco-Kommission.

Habe ein Vorschlag ausreichend Unterstützung, werde entweder in der Organisation darüber entschieden, bei der der Vorschlag eingereicht wurde oder er gehe weiter an die UN-Generalversammlung. Dort werde dann ein Resolutionsentwurf vorgelegt. "Dann muss das ganze nur noch im Konsens verabschiedet werden", erklärt Römer das Prozedere weiter.

Die UN hat bislang mehr als 100 solcher Tage anerkannt

Bislang seien mehr als 100 internationale Tage beziehungsweise Welttage von der UN und ihren Unterorganisationen anerkannt worden. "Aufgrund der Vielzahl versucht man grundsätzlich nicht zu viele neue Tage ins Leben zu rufen", sagt Römer. Denn je mehr Welttage es gibt, desto mehr könnten die Bestehenden an Bedeutung verlieren.

Richtlinien zur Streichung von Internationalen Tagen gibt es der UN zufolge übrigens nicht. Sie werden stattdessen einfach nicht mehr begangen oder geraten mit der Zeit in Vergessenheit. So wie der Gedenktag für den Kampf gegen die Apartheid in Südafrika.

Doch die Vereinten Nationen sind nicht die einzigen, die an bestimmte Entwicklungen oder Themen mit Hilfe von Welttagen erinnern. Auch Kirchen haben dieses Mittel der Reflexion für sich entdeckt. Und das nicht erst seit gestern. Schon 1967 rief Papst Paul VI den Welttag der sozialen Kommunikationsmittel aus, um Medien an ethische Prinzipien zu erinnern.

"Der Tag muss schon überzeugend sein."

Kalendertage können aber auch zu Werbeträgern werden. "Lange Zeit hinweg waren Welttage ein Standardinstrument im Repertoire von Werbeagenturen", sagt Uwe Kohrs, Chef des PR-Agenturen-Verbands GPRA. International sehr erfolgreiche Beispiele seien der Valentinstag und der Muttertag.
Aber auch der Tag des Bieres oder des Brotes sei für die Branchen ein wiederkehrender Anlass, um für Produkte zu werben. Die Marketing-Gesellschaft der deutschen Agrarwirtschaft (CMA) war es beispielsweise, die den Tag des Deutschen Butterbrotes ausrief.

Weil meistens ein ganzer Geschäftszweig davon profitiere, stünden hinter vielen Jahrestagen Verbände, so Kohrs. Jedes einzelne Mitglied trage zur Aufmerksamkeit bei. "Ein einzelner wird das kaum schaffen" erklärt Kohrs.

Unabhängig davon gelte: "Der Tag muss schon überzeugend sein." Denn sonst werde er einfach vom Publikum ignoriert. Und geht im Wust der Welttage unter.

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