Wenn Tote Sex haben

Ästhetisch oder eklig? „Dr. Tod“– Gunter von Hagens – präsentiert wieder seinen Wanderzirkus der Leichen – mit einem Liebespaar
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Sorgte für Aufruhr: Das bereits gezeigte Plastinat
www.bodyworlds.com Sorgte für Aufruhr: Das bereits gezeigte Plastinat

Ästhetisch oder eklig? „Dr. Tod“– Gunter von Hagens – präsentiert wieder seinen Wanderzirkus der Leichen – mit einem Liebespaar

Plastinieren, provozieren und polarisieren – das ist das Leben von „Dr. Tod“ - Gunter von Hagens. Und weil Sex sells geht der Präparator, der sich selbst „sensationslüstern“ nennt, jetzt richtig zur Sache. In seiner umstrittenen „Körperwelten“-Schau, die ab heute wieder in Berlin gastiert, zeigt er zwei Tote beim Sex. Was schon im Vorfeld für Diskussionen sorgt.

Gruslig oder anatomische Nachhilfe, Leichenschändung oder viel Lärm um nichts? „Sex ist für mich das Natürlichste auf der Welt“, sagt der 64-Jährige mit dem Frankenstein-Image, der seinen Hut selten abnimmt. „Ohne Sex kein Leben.“ Und weil Sex und Tod Tabu-Themen seien, bringe er sie zusammen – im „Zyklus des Lebens“, so das Thema der Ausstellung, in der er an 200 Exponaten den Kreislauf von Entstehen und Vergehen dokumentiert.

Kein alltäglicher Anblick

Das „kopulierende Paar“, der nachgestellte Akt zweier präparierter Körper, zeigt einen 51-Jährigen steif auf dem Rücken liegend, eine Frau sitzt rücklings auf ihm. Auch für Kamasutra-Fans kein alltäglicher Anblick. „Leichen-Sex“, titelte „Bild“. „Das hat nichts mit Pornographie zu tun“, betont von Hagens. „Es soll nicht sexuell erregen.“

Anregen wolle er, muskuläre Merkmale und Bewegungsabläufe – „eine medizinische Aufklärung der präventiven Art“ – zeigen. Wie davor schon bei toten Reitern, Stabhochspringern oder einem Schachspieler mit offenem Gehirn. Für manche mag das jenseits der Geschmacksgrenze sein, von Hagens glaubt, dass sein morbider Wanderzirkus „die Besucher mehr lehrt – als jeder Biologie-Unterricht“.

Das Leben ist die große Ausnahme

Und das sei im Sinn der Verstorbenen, so der Anatom. In ihrer Spender-Erklärung hätten sich zwei Drittel der Männer und ein Drittel der Frauen bereit erklärt, ihren Körper für den Sex-Akt zur Verfügung zu stellen.

Ganz Gutmensch fügt Dr. Tod hinzu: „Je älter ich werde, umso mehr realisiere ich, dass der Tod das Normalste ist – und das Leben die große Ausnahme.“ Er wolle die Menschen „ermutigen, täglich gesund zu leben“.

Die präparierte Giraffe

Wie’s die Bayern damit halten, zeigt sich vom 6. Juni bis 13. September. Da werden von Hagens Leichen in Augsburg ausgestellt. Ohne das Sex-Paar, dafür mit dem Schwerpunkt „Herzenssache“ und einer präparierten Giraffe.

200 000 Schaulustige werden erwartet. In München 2003 waren’s 830 000. Weltweit hat „Dr. Tod“ in den letzten fünf Jahren 26 Millionen Menschen mit seinen „Körperwelten“ fasziniert und abgeschreckt.

rs

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