Wenn Schüler Lehrer angreifen: Verband präsentiert Umfrage
Bedrohungen, Beleidigungen, Schläge und Mobbing sind an Schulen alltäglich.
Düsseldorf - An Schulen sind Bedrohungen, Beleidigungen, Schläge und Mobbing alltäglich. Auch Lehrer sehen sich zunehmend körperlichen und psychischen Angriffen von Schülern ausgesetzt.
Der Lehrerverband Bildung und Erziehung (VBE) präsentiert dazu in Düsseldorf die Ergebnisse der repräsentativen Forsa-Umfrage "Gewalt gegen Lehrkräfte".
Ein erstes Ergebnis: Nach Angaben des VBE sagen mehr als die Hälfte der bundesweit befragten Lehrkräfte (57 Prozent), dass Gewalt gegen Lehrer ein Tabu-Thema sei. "Das dürfen wir nicht hinnehmen", erklärte der VBE-Bundesvorsitzende Udo Beckmann. Das Thema müsse öffentlich werden, damit auch Gegenmaßnahmen ergriffen werden könnten. "Lehrkräfte müssen vor Angriffen geschützt werden und für Notfälle gut ausgerüstet sein", sagte Beckmann. Dazu gehörten neben verlässlichen Partnern auch Aus- und Fortbildungen.
Aufsehen hatte etwa ein Fall in Niedersachsen erregt, bei dem ein 14-jähriger Gymnasiast einen Lehrer bei einer Klassenfahrt mit einem Schnürsenkel gewürgt haben soll. Der Lehrer hatte ihm das Handy abgenommen. Der Fall landete im Frühjahr vor Gericht. In einem anderen Fall berichtete die "Rheinische Post" vergangenes Jahr von dem Prozess gegen einen 15-jährigen Schüler. Er soll auf insgesamt vier Lehrerinnen losgegangen sein, sie mit Fausthieben und Ohrfeigen traktiert und eine Lehrerin mit einem Farbbecher überschüttet haben.
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Der VBE vertritt als Bildungsgewerkschaft die Interessen von etwa 140 000 Pädagogen. Für die Umfrage wurden größere Länderstichproben für Nordrhein-Westfalen, Bayern und Baden-Württemberg gemacht.
Erst vor wenigen Tagen hatte der VBE-Landesverband Nordrhein-Westfalen vor einer Verrohung der Umgangsformen und der Sprache in der Gesellschaft allgemein gewarnt und sich einem Appell bayerischer Lehrer angeschlossen. "Wir erleben eine Aggressivität, eine Sprache des Hasses, der Geringschätzung und Diskriminierung, persönliche Beleidigungen, bewusste Kränkungen und Ausgrenzung in Wort und Handeln", hieß es darin.
Diese Verrohung wirke sich auch auf die Kinder und Jugendlichen aus. Damit werde "der Boden bereitet auch für physische Gewalt". Nach Erkenntnissen von Neurologen besteht zwischen aggressiver Sprache und aggressivem Verhalten ein enger Zusammenhang.