Wenn Roboter in den Ring steigen

Die Hannover Messe hat neben allerlei Industrieprodukten etwas Besonderes zu bieten: Robotermeisterschaften. Während die Jüngeren dabei ihre Maschinen zum Tanzen bringen, bevorzugen die älteren Teilnehmer Fußball als Disziplin.
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Vorwärts, Maschine, schieß ein Tor! Robocup 2008
AP Vorwärts, Maschine, schieß ein Tor! Robocup 2008

Die Hannover Messe hat neben allerlei Industrieprodukten etwas Besonderes zu bieten: Robotermeisterschaften. Während die Jüngeren dabei ihre Maschinen zum Tanzen bringen, bevorzugen die älteren Teilnehmer Fußball als Disziplin.

Die kleinen Roboter bewegen sich auf drei Rädern, zwei oder auch vier Beinen. Manche sind nur daumengroß, andere messen 80 Zentimeter. Die meisten Maschinen, die derzeit auf der Hannover Messe bei der Robocup German Open in verschiedenen Klassen gegeneinander antreten, sind dennoch auf das gleiche Ziel programmiert: Sie sollen den Ball in das gegnerische Tor bringen.

Bereits am Montag liefen oder drehten die Maschinen in der Messehalle 25 auf grünen Feldern mit weißen Außenlinien ihre Trainingsrunden. Der eigentliche Startschuss für die offene Deutsche Robotermeisterschaft, zu der sich 850 Roboter-Wettkämpfer angemeldet haben, fiel am Dienstagnachmittag. Nach Angaben von Ansgar Bredenfeld vom ausrichtenden Fraunhofer-Institut Intelligente Analyse- und Informationssysteme (IAIS) nehmen an der Meisterschaft der Senioren 350 Studenten und Informatiker aus 14 Nationen teil. Ihre 49 Teams wetteifern in sechs Arten des Roboter-Fußballs und drei weiteren Leistungsligen miteinander.

Robocup Junior

Parallel dazu treten 500 Schüler beim Robocup Junior an. 116 Teams aus vier Ländern messen hier ihre technischen Fertigkeiten. Neben dem Robo-Soccer ist bei den Junioren vor allem die Robo-Rescue genannte Bergungsfahrt über einen Hindernisparcours beliebt und auch der Robo-Dance. Für die deutschen Meisterschaften im Robotertanz hat sich etwa das Team des Gymnasiums Langenhagen im Norden Hannovers qualifiziert. Die 13-jährige Marie Lüders und drei ihrer Mitschülerinnen bringen in Hannover Johann Wolfgang von Goethe «Zauberlehrling» zur Aufführung: Ihre vier Roboter, zwei 70 Zentimeter hohe als Besen verkleidete Maschinen, ein Hexenmeister und ein Zauberlehrling, tanzen zu der Vertonung des Gedichtes von Paul Dukas. Bis zu drei Motoren, Tastsensoren und selbst programmierter Computer steckten jeweils in den tanzenden Figuren, berichtet die 13-jährige.

17-Jährige programmiert Rettungsroboter

Bei der Disziplin Robo-Rescue, die es auch bei den Erwachsenen gibt, müssen die Junioren ihre 20 Zentimeter großen Maschinen durch einen mehrstöckigen Parcours fahren lassen. Die kleinen Roboter haben dabei am Boden aufgeklebte kleine Männchen als zu Rettende zu erkennen.

Sandra Hesse von der Braunschweiger Christopherusschule hat ihren Roboter dafür mit acht Sensoren für Linien am Boden, einen Drei-Farben-Sensor für die Männchen, einem Neigungssensor und sogenannten Bumpern ausgestattet, die auf Hindernisse reagieren. Die 313 Programmzeilen, die das Gefährt steuern, habe sie in zwei Tagen geschrieben, sagt die 17-Jährige stolz. Alle Teilnehmer des Junior-Cups mussten sich in drei Ausscheidungen in Magdeburg, Fürstenfeldbruck und auf dem Nürburgring für die nationale Meisterschaft qualifizieren.

In Hannover gehe es für Jugendliche und Erwachsene nun um die Teilnahme an der Weltmeisterschaft, die im Juli in Souzhou in China stattfinde, sagt Bredenfeld vom Fraunhofer-Institut. Bei den Senioren kann man in Hannover natürlich auch die bekannteste Art des Robo-Soccers, die Middle-Size-Liga, bewundern. Dabei treten jeweils sechs auf Rädern rollende 80 Zentimeter hohe Roboter gegeneinander an. Den Titel zu verteidigen haben die «Brainstormers» aus Osnabrück, die 2007 und 2006 Weltmeister wurden.

Zweibeiner schlechter beim Fußball

Titelchancen rechnen sich diesmal aber auch die «Cops» Stuttgart aus. Die Stuttgarter haben das Tempo ihrer Roboter von 2,5 auf 4 Meter pro Sekunde erhöht, wie Uwe Phillip Käppeler von «Cops» sagt. Ihr Torwart wurde zudem mit einer zweiten Kamera für Weitschüsse ausgestattet. Ohne Hilfe von außen müssten die Roboter den Ball, den Gegner und den Mitspieler erkennen und möglichst als Mannschaft stürmen, um den Ball am Ende per Druckluft- oder Magnetstoß ins Netz zu befördern, sagt Käppeler. Schwierigste Aufgabe der Computer auf Rädern sei dabei die Bildverarbeitung. Weitaus langsamer als die rollenden Roboter sind in Hannover die ihre Kollegen aus der Humanoid-Liga unterwegs. Das bedeuetet, sie bewegen statt auf Rollen auf zwei Beinen und sie spielen bislang auch sehr viel schlechter Fußball. Dennoch sieht Ansgar Bredenfeld bei ihnen große technische Fortschritte. Große Fortschritte sieht der Wissenschaftler auch bei den Teilnehmern des Robocup at home, deren Wettkampfarena ein nachgebautes Wohnzimmer ist. «Sie müssen Türen öffnen, Gesichter erkennen und erstmals auch Gegenstände ergreifen», sagt er. Von Meisterschaft zu Meisterschaft steigen bei ihnen die Leistungen. Die Robocup German Open sollen auch 2009, 2010 und 2011 wieder auf der Hannover Messe stattfinden. (Jürgen Voges/AP)

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