Wenn private Sexbilder plötzlich im Netz stehen

Eigentlich waren sie nur für die Partner selbst gedacht, doch dann geht die Beziehung zu Ende und sie gelangen ins Internet: erotische Fotos oder Videos. Es gibt aber Möglichkeiten, sie von dort wieder zu entfernen.
Erotische Fotos von sich und dem Partner - täglich fotografieren oder filmen sich etwa 2300 Jugendliche in Deutschland beim Liebesspiel. Was viele von ihnen nicht ahnen: «20 bis 30 Prozent dieser Aufnahmen landen früher oder später im Internet», sagt Torsten Gems, Vorstand des biometrischen Suchdienstes ProComb in Dortmund. Seit April 2007 macht die Firma im Internet Erotikfotos oder -videos im Auftrag von Betroffenen ausfindig. «Zu fast 100 Prozent» seien es Frauen, die sich verzweifelt an den Suchdienst wendeten, sagt Gems.
Mit Hilfe eines Passfotos erstellt die Firma ein biometrisches Muster - vergleichbar mit einem individuellen genetischen Fingerabdruck. Das Bild durchläuft dann das Foto- und Video-Archiv des Unternehmens, in dem ausschließlich Erotik-Aufnahmen lagern. Etwa 25 Millionen Dateien würden pro Suchvorgang abgeglichen, was bis zu 150 Tage dauern könne, erklärt Gems. Damit die Datenbank immer auf dem neuesten Stand sei, werde sie täglich mit neuen Bildern und Videos aus aller Welt aufgestockt. Falls der Computer ein «Match», also einen Treffer lande, werde zunächst festgestellt, wer für die Internetseite verantwortlich ist. Anschließend fordere ProComb den Betreiber der Website auf, das entsprechende Foto oder Video zu löschen, erzählt Gems. Allerdings gebe es keine Garantie, dass tatsächlich alle Bilder auf immer aus dem Netz verschwinden würden. Es bestehe immer die Möglichkeit, dass ein Internetnutzer sich die Bilder auf seinen privaten Computer heruntergeladen habe und sie irgendwann wieder ins Netz stelle, sagt Gems.
Vorsicht bei Webcams
Opfer einer solch ungewollten Veröffentlichung erotischer Fotos wurde auch Internet-Userin «Bienchen», die unter diesem Pseudonym Hilfe im Online-Forum der Initiative Internetvictims.de sucht. Wenige Wochen, nachdem sie die Beziehung zu ihrem Freund beendet hatte, seien plötzlich «sehr persönliche Bilder» von ihr im Netz aufgetaucht, schreibt sie. Natürlich habe sich das ganze schnell in der Stadt rumgesprochen und sie zum Gespött gemacht. In vielen Fällen sei es der verschmähte Ex-Freund, der aus Rache persönliche Aufnahmen der Frauen auf einschlägigen Internetseiten veröffentliche, sagt Gems. Viele der Betroffenen hätten aber auch Internetbekanntschaften gemacht und via Webcam-Chat erotische Bilder mit einem Unbekannten ausgetauscht. «Was sie nicht wissen: Die Webcams sind keine Live-Sache. Mit denen kann auch aufgezeichnet und hochgeladen werden», sagt Gems. Einige seiner Kundinnen hätten aber auch die Erfahrung gemacht, dass sie Opfer von Hacker-Angriffen geworden seien. Die Computerprofis hätten sich unerlaubt Zugang zum privaten PC der Betroffenen verschafft und Bilder oder Videos heruntergeladen.
Rechtliche Schritte
Hilfe suchen die Opfer auch bei Internetvictims.de, einer Initiative gegen Rufschädigung und Verleumdung im Netz. Diese versteht sich als Plattform, auf der sich die Betroffenen austauschen können. Bis zu zehn Anfragen bekomme Internetvictims.de täglich, sagt Initiator Thomas Volkmer. Viele der Betroffenen würden von ihrem Bekanntenkreis darauf aufmerksam gemacht, dass erotische Bilder im Netz kursierten. Mitunter verrate sich aber auch der Ex-Freund, der im Streit heraus posaunt, dass er seine Ex ins Internet gestellt habe.
Der Bundesverband der Informationswirtschaft (Bitkom) in Berlin rät den Opfern in solch einem Fall zu rechtlichen Schritten: «Wenn das Bildmaterial vom Opfer selbst aufgenommen wurde, hat es einen urheberrechtlichen Unterlassungsanspruch, den es gegen die Veröffentlichung geltend machen kann», sagt ein Sprecher des Verbandes. Es könne auch eine einstweilige Verfügung beantragt werden, damit das Material schnell aus dem Netz genommen wird. Im Übrigen gelte das allgemeine Persönlichkeitsrecht, auf dessen Grundlage eine Klage auf Unterlassung und Entfernung möglich sei. (Ira Kugel/dpa)