Weiter Fahndung im Mordfall Kardelen

Paderborn (dpa) - Im Mordfall Kardelen konzentriert sich die Polizei in Deutschland auf die Suche nach möglichen Helfern des türkischen Tatverdächtigen Ali Kur.
Es sei eine zentrale Frage der Ermittlungen, wie der 29-Jährige ohne eigenes Auto und Führerschein die tote Achtjährige 60 Kilometer weit transportieren konnte, um sie zu verstecken, sagte ein Polizeisprecher am Freitag in Paderborn. Möglicherweise habe ein Bekannter ihm auch nichtsahnend ein Auto geliehen.
Der mutmaßliche Mörder Kur war am Freitag zunächst weiter flüchtig. Berichte, wonach er in der Osttürkei festgenommen worden sei, erwiesen sich als unzutreffend. Die Familie von Kur entschuldigte sich unterdessen bei den Eltern von Kardelen für den Mord. Mitte Januar war das türkischstämmige Kind missbraucht und erstickt worden - nach Überzeugung der Fahnder in Kurs Wohnung.
Die Polizei habe bereits ein Gespräch zwischen dem Schwiegervater des Verdächtigen und den Eltern von Kardelen vermittelt, sagte ein Polizeisprecher. «Es war dem Schwiegervater ein dringendes Anliegen, sich bei Kardelens Eltern für die Tat seines Schwiegersohnes zu entschuldigen.» Das Gespräch sei von «starken Emotionen» geprägt gewesen. Die Familien seien sich einig gewesen, dass ausschließlich Ali Kur für die Tat verantwortlich gemacht werden könne.
Die Ermittlungen hatten ergeben, dass die Achtjährige in der Wohnung des türkischen Nachbarn Kur missbraucht und erstickt wurde. Der Aufenthaltsort des 29-Jährigen ist laut Polizei weiter unklar. Es stehe aber fest, dass er mit seiner Frau zwei Tage nach dem Verbrechen vom Flughafen Köln/Bonn aus nach Izmir in die Türkei geflogen sei. Kardelen war am 12. Januar nachmittags in der Nähe ihres Elternhauses verschwunden, drei Tage später war die Leiche des Kindes am rund 60 Kilometer entfernten Möhnesee entdeckt worden. Mehr als 40 Ermittler gehen in der Mordkommission Hinweisen nach.