Weihnachtsparty ade? In der Gastro fehlt's an Personal

In einigen Firmen wird es mit der betrieblichen Adventsfeierei heuer nix – auch, weil das Personal in den Lokalen fehlt.
von  Christian Grimm
Weihnachtsfeier im Restaurant? Das könnte ein unerfüllter Wunsch bleiben.
Weihnachtsfeier im Restaurant? Das könnte ein unerfüllter Wunsch bleiben. © imago images/Mandoga Media

Endlich wieder Weihnachtsfeiern. Viele lieben sie, manche fürchten sie, aber irgendwie gehört die Party mit den Kollegen fest zur Adventszeit dazu. Doch das Feiern ist nicht mehr so einfach wie vor Corona.

Manche Unternehmen lassen auch heuer das Fest zum Jahresausklang sein, weil die Infektionszahlen noch hoch sind und die Pandemie nicht überwunden ist. Der Stuttgarter Automobilzulieferer Mahle macht es so. Der Augsburger Kosmetikhersteller Dr. Grandel lädt dieses Jahr in die Firma zur kleinen Runde mit Glühwein, der Chef wird einige Worte sprechen. Groß gefeiert haben die Mitarbeiter dieses Jahr im Sommer.

Trotz Corona: Wirte mit Reservierungen für Weihnachtsfeiern zufrieden

Beim Zuliefererkonzern ZF aus Friedrichshafen entscheiden die Abteilungen selbst, ob sie im Winter oder im Sommer feiern wollen. Weihnachtsfeiern sind wieder erlaubt, die Mitarbeiter sollen aber Corona nicht völlig verdrängen. "Das werden wohl eher Weihnachtsessen als feucht-fröhliche Partys mit viel Alkohol", sagt ZF-Sprecher Andreas Veil.

Dennoch wäre der Eindruck falsch, dass die meisten Feste ausfallen. Die Wirte jedenfalls sind ziemlich zufrieden mit den Reservierungen der Firmen. "Wir werden bei den Weihnachtsfeiern das Vor-Corona-Niveau noch nicht wieder ganz erreichen. Aber es läuft bedeutend besser als vergangenes Jahr", sagt die Geschäftsführerin des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga), Ingrid Hartges. Nach einer Empfehlung des Robert-Koch-Institutes, die Feiern abzusagen, traf Bars, Wirtschaften und Hotels eine nie gekannte Storno-Welle. Dazu wird es nicht noch einmal kommen. "Jetzt sind wir zuversichtlich, dass nicht wenige Gäste auch noch kurzfristig reservieren", meint Ingrid Hartges.

Mehr als jeder zweite Betrieb sucht laut einer Umfrage Personal

Manches Unternehmen hat aber auch Schwierigkeiten, einen geeigneten Ort für die Weihnachtsfeier zu finden. Corona hat eine Schneise in der Gastronomie hinterlassen. Die Branche hat 130.000 Fachkräfte und über 200.000 Aushilfen an andere Wirtschaftszweige verloren.

Mehr als jeder zweite Betrieb sucht laut einer Dehoga-Umfrage Leute. Die Folgen spürt jeder, der ausgeht. Früherer Küchenschluss, verkürzte Öffnungszeiten, kleinere Karten.

Diese neue gastronomische Realität macht auch vor dem Advent nicht halt. Auch wenn das Angebot ausgedünnt ist, heißt es nicht, dass gar nichts geht. Mitunter dauert die Suche nach einem passenden Lokal für eine Feier mit vielen Gästen einfach länger. Die Tourismusbeauftrage der CDU/CSU-Fraktion, Anja Karliczek, weiß um die Personalnöte der Betriebe. Sie rät den Chefs zu guter Bezahlung und verlässlichen Dienstplänen und bittet die Feiernden um Höflichkeit, damit nicht noch mehr Köche und Kellner das Handtuch schmeißen. "Natürlich freuen sich alle über ein freundliches Lächeln und ein gutes Trinkgeld", sagt sie.

Die Abgeordnete war in der Großen Koalition Forschungsministerin, kommt aber aus der Gastronomie. Jetzt kümmert sie sich wieder um die Branche. Gerade in der Advents- und Weihnachtszeit spürten viele Gäste, dass die zehntausenden Mitarbeiter in den Gasthäusern und Hotels fehlten. "Das macht unser Leben ein Stück ärmer", sagt Karliczek.

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