Wegen ICE-Hitzeschock: Bundespolizei ermittelt

Ermittlungen gegen die Bahn: Nach dem Hitzeschock für rund 40 ICE-Passagiere am Wochenende ermittelt die Bundespolizei und die Fahrgäste fordern Schadenersatz.
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MÜNSTER - Ermittlungen gegen die Bahn: Nach dem Hitzeschock für rund 40 ICE-Passagiere am Wochenende ermittelt die Bundespolizei und die Fahrgäste fordern Schadenersatz.

Das lassen wir nicht auf sich beruhen“, sagt Brigitte Borgstedt. Sie ist Schulleiterin der Remscheider Sophie-Scholl-Gesamtschule. Fünf ihrer Schüler mussten ins Krankenhaus, nachdem sie in einem überhitzten ICE zusammengebrochen waren (AZ berichtete). Jetzt will die Schule Schadenersatz von der Bahn. Die Schulleiterin rät außerdem allen betroffenen Eltern zu einer Sammelklage. Insgesamt hatten mehr als 40 Reisende, darunter 27 Schüler, einen Hitzekollaps erlitten. „Es kann ja nicht sein, dass wir demnächst Ärzte mitschicken müssen, um die Beförderung der Deutschen Bahn hinzukriegen“, sagt Borgstedt.

Der Hitzeskandal bringt die Bahn wesentlich stärker in die Bredouille, als zunächst gedacht. Denn neben den zunächst bekannten drei ICE-Zügen fielen am Wochenende in mehreren anderen Zügen die Klimaanlagen aus: So zum Beispiel in Teilen eines ICE von Hamburg Richtung Ruhrgebiet oder in einem IC von Passau nach Hamburg. Ein IC, der in Stendal wegen eines Lokschadens liegen blieb, wurde durch einen nichtklimatisierten Zug ersetzt – dort musste eine dehydrierte Frau aus dem Zug geführt werden. Auch am Montag ging es weiter: In einem IC von Berlin nach Amsterdam fiel in einigen Waggons die Klimaanlage aus. Nachdem der Zug mehrmals die Fahrt unterbrechen musste, wurde er in Hannover komplett gestoppt. „In einigen Wagen herrschten Temperaturen von über 40 Grad“, sagte die Reisende Kathrin Wunderer, die mit vier Kindern unterwegs war.

Die Fahrgastvereinigung Pro-Bahn wirft der Bahn systematische Versäumnisse vor. Jetzt ermittelt sogar die Bundespolizei: Und zwar wegen fahrlässiger Köperverletzung und unterlassener Hilfeleistung. Die Polizei untersucht, ob es Bahnmitarbeitern angesichts von Temperaturen bis 50 Grad im Zug nicht möglich gewesen sei, früher Abhilfe zu schaffen. Eingeschaltet ist auch die Staatsanwaltschaft Bielfeld und die Aufsichtsbehörde der Bahn, das Eisenbahnbundesamt. Das Bundesverkehrsministerium dringt auf Konsequenzen. Derartige Mängel müssten bei künftigen ICE-Generationen beseitigt sein, sagte Minister Peter Ramsauer. „Ich erwarte von der Deutschen Bahn, dass die Züge bei minus 40 Grad genauso zuverlässig fahren wie bei plus 40 Grad“, so Ramsauer. Gleichzeitig warnt der Minister davor, die ausgefallenen Klimaanlagen „zu einer nationalen Tragödie hoch zustilisieren“.

Sprecher Jürgen Kornmann wies die Vorwürfe zurück, die Bahn würde die Anlagen nicht genügend warten. „Alle Züge werden, bevor sie morgens rausfahren, täglich überprüft.“ Bahnchef Rüdiger Grube entschuldigte sich in einem Telefongespräch bei der Schulleiterin und kündigte Entschädigungen an.

Neben der Hitze drohen den Bahnkunden außerdem Warnstreiks: Die Gewerkschaften Transnet und GDBA haben bereits damit gedroht, die Tarifverhandlungen wurden gestern nach wenigen Sunden abgebrochen. ta

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