Waschnüsse, Kernseife und Co.: Wie Waschmittel Marke Eigenbau funktionieren
Wenn jetzt die regnerischen Herbsttage kommen, hat man daheim wieder mehr Zeit. Zum Entspannen, Werkeln und Experimentieren. Keine Sorge, Sie sollen nichts Brenzliges ausprobieren. Wie wäre es dagegen zum Beispiel mit selbst gemachtem Waschmittel?
Die Vorteile: "Erstmal spart man ganz viel Transportgewicht", sagt Rolf Buschmann vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND). Denn Reiniger enthalten bis zu 90 Prozent Wasser, das immer mittransportiert werden muss.
Sind selbst gemachte Waschmittel besser für die Umwelt?
Auch die Plastikverpackung kann man sich so sparen. Und was ist mit dem besseren Umweltschutz? Per se lässt sich das nicht sagen. "Die waschaktiven Substanzen - genannt Tenside, die in Waschmitteln enthalten sind - müssen genau wie Seife vollständig biologisch abbaubar sein, um in der EU eingesetzt werden zu dürfen", sagt Bernd Glassl vom Industrieverband Körperpflege- und Waschmittel (IKW).
Diese Regelung gilt jedoch nicht für andere Inhaltsstoffe wie Duftstoffe oder optische Aufheller, hält Jörg Döbereiner von der Zeitschrift "Öko-Test" dagegen. Auch wasserlösliche Kunststoffverbindungen können mit dem Abwasser in die Umwelt gelangen und stehen im Verdacht, schädlich für diese zu sein.
Was man noch beachten muss: die Haltbarkeit selbst gemachter Naturprodukte. Da die Konservierungsstoffe wegfallen, ist sie begrenzt. "Ein Naturprodukt kann sich zum Beispiel verfärben oder sogar Schimmel bilden", sagt Buschmann. Deshalb rät er, häufiger - etwa alle paar Wochen - kleinere Mengen herzustellen und diese kühl - zum Beispiel im Kühlschrank - zu lagern.
So wirken Kernseife und Kastanien als Waschmittel
Für den Umweltschützer Buschmann ist die Zufriedenheit mit dem selbst gemachten Mittel eine Frage des Anspruchs. Sei dieser "je weißer, desto besser", werde man mit den selbst erzeugten Produkten nicht glücklich.
Die waschaktiven Substanzen in Kernseife oder Kastanien entfernen allerdings den Schmutz. Und geruchsbildende Bakterien werden beim Waschen ab 60 Grad abgetötet. Für normal dreckige Wäsche sei dies völlig ausreichend.
Die AZ wollte es ausprobieren: Wie einfach geht das? Und funktioniert es? Was Sie brauchen: eine Küchenreibe, eine große Schüssel, Kaffeefilter, Flaschen oder Gefäße zum Abfüllen - und Geduld.
Versuch 1: Flüssigwaschmittel mit Kernseife und Soda
Das Rezept:
- 30 Gramm Kernseife
- 4 Esslöffel Waschsoda
- 2 Liter kochendes Wasser
- ätherische Öle nach Belieben
Die Zubereitung:
Eines vorweg: Warnen Sie Ihren Partner oder Kinder, was Sie in der Küche gerade vorhaben. Denn zerhobelt man die Kernseife mit der Küchenreibe, schaut das erstmal aus wie Reibekäse – und Sie wollen sicher nicht, dass jemand davon nascht.
Die Seife herzunudeln, funktioniert leichter als gedacht. Obacht: Die Seife ja nicht feucht oder nass werden lassen, sonst pampt sie ziemlich in der Hand. Als Wasserenthärter kommt nun Waschsoda dazu. Das Gemisch mit zwei Litern kochendem Wasser übergießen. Sie werden sich wundern, wenn Sie das noch recht flüssige Gebräu nun aus den Augen lassen: Es wird eine richtig schwabbelige Masse. Es riecht zwar schon gut, aber für noch besseren Duft gehört ein ätherisches Öl Ihrer Wahl hineingeträufelt (etwa Orangenduft). In eine alte Flasche abfüllen, fertig!
Das Wasch-Ergebnis:
Bei Waschgang 1 war ich eindeutig zu sparsam mit dem ätherischen Öl – es duftet wenig bis gar nicht. Das lässt sich aber leicht beheben. Meine Empfehlung: insgesamt einen halben Teelöffel auf die zwei Liter. Das Wasch-Ergebnis ist daraufhin überraschend gut. Nur bei vereinzelten weißen T-Shirts sind Flecken geblieben. Für Buntwäsche eignet es sich aber sehr gut. Fazit: Eindeutig der Favorit Marke Eigenbrau! Einfach herzustellen, reicht für zig Waschgänge und ist ohne Plastikabfall.
Versuch 2: Im Rosskastanien-Bräustüberl
Das Rezept:
- 30 Gramm Rosskastanien
- 4 Esslöffel Waschsoda
- 2 Liter kochendes Wasser
- ätherische Öle nach Belieben
Die Zubereitung:
Dieses Rezept ist deutlich aufwendiger – wenn man wirklich erst die Rosskastanien sammelt, trocknet und sie dann mit einem Hammer zerkleinert. Obacht: Trocknet man sie zu stark, ist es nahezu unmöglich, die Schale abzupulen. Das weiß ich aus kürzlicher Erfahrung...
Die Alternative für Faule (wie mich): Rosskastanien, bereits fertig zerkleinert und immerhin in umweltfreundlicher Papiertüte geliefert. 30 Gramm also über Nacht ins Wasser einlegen – schon schäumt und grummelt es ordentlich. Das ist kein schief gelaufenes chemisches Experiment, nein, das gehört so. Denn das Schäumen zeigt an, dass die Saponine in den Kastanien freigesetzt werden. Am nächsten Morgen sieben. Wer denkt, ein normales Sieb reicht: Nein! Es braucht auf jeden Fall einen Kaffeefilter, die Kastanien-Bröckchen sind zu fein.
Der erste Anblick ist leicht bräunlich – es hat sich ein leichter Film wie auf einem heißen Kakao gebildet. Wie riecht es? Nicht besonders. Schnell Soda und Öle dazu. Abfüllen und fertig.
Das Wasch-Ergebnis:
Die Wäsche ist sauber, duftet allerdings, sagen wir, neutral. Weiße Wäsche sollte man damit nicht reinigen – Gelbstich-Gefahr! Fazit: Optisch befremdlich, dafür günstig. Dennoch aufwendig und der Duft nach frischer Wäsche? Ich vermisse ihn.
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