Was Männer über Sex wissen sollten

Pornos schauen ist übel? Socken im Bett killen die Lust?  Alles Quatsch, sagt der Geschlechter-Forscher Arne Hoffmann – und räumt mit ein paar Tabus auf
von  Irene Kleber
Der Experte über eine Gesellschaft die männliche Softies produziert: "Frauen sind gar nicht froh damit. Die meisten äußern, sie haben viel lieber einen fordernden und zupackenden Mann im Bett." (Foto: Teddybären-Museum in Hof)
Der Experte über eine Gesellschaft die männliche Softies produziert: "Frauen sind gar nicht froh damit. Die meisten äußern, sie haben viel lieber einen fordernden und zupackenden Mann im Bett." (Foto: Teddybären-Museum in Hof) © dpa

Da kann man sich schon mal mies fühlen als Mann: Über den „kaputten Kerl” gab es zuletzt viel zu lesen, „den Mann, das benachteiligte Wesen” oder: den „lustlosen Liebhaber”. Nur noch vier bis zehn Mal pro Monat haben junge Männer unter 30 Jahren heute Sex, errechnete die Hamburger Uniklinik Eppendorf – anders als in den 80-er Jahren, als noch 22- bis 28 Mal gezählt wurden. Tatsächlich klagen immer mehr Frauen in Deutschland über lasche Liebhaber oder totale Flauten im Bett.


Das kratzt am Selbstbewusstsein, schimpft der Geschlechter-Forscher Arne Hoffmann (41), kein Wunder sei es, dass immer weniger Männer sich noch trauen, entspannt ihre Lust zu genießen. Jetzt hat er – zur Hilfe und Ermunterung – „50 einfache Dinge” zusammengetragen, „die Männer über Sex wissen sollten” (Westend Verlag).


AZ: Herr Hoffmann, was stimmt denn nicht mit dem Sex-Leben der Männer?
ARNE HOFFMANN: Männersex taucht – anders als Frauensex – in den Medien nur selten als etwas Erfreuliches auf. Da geht es um Lustlosigkeit, Sex und Gewalt. Junge Männer verunsichert dieser Fokus. Sie glauben, sie müssten softeren Sex haben, die trauen sich kaum, ihre natürliche männliche Rolle einzunehmen und auch mal dominant zu lieben.

Wir produzieren lauter Sex-Softies?
Kann man so sagen – und Frauen sind gar nicht froh damit. Die meisten äußern, sie haben viel lieber einen fordernden und zupackenden Mann im Bett.

Welchen Irrtümern hängen Männer denn nach?
Dass Pornografie gucken Aggressionen auslöst zum Beispiel und Männer quasi zwangsläufig zu groben Sex-Monstern macht. Absoluter Unsinn. Die Zeitschrift „Psychology Today” beruft sich auf eine große Studie: Wo mehr Porno konsumiert wird, geht Gewalt gegen Frauen zurück.

Was ist der verbreitetste Fehler im Bett?
Männer sind so sehr damit beschäftigt, „perfekte Liebhaber” zu sein und im Bett Leistung abzurufen, dass vor lauter Stress oft gar nichts mehr geht. Sie beschäftigen sich auch viel zu wenig mit ihren eigenen erogenen Zonen und sie verraten sie ihren Frauen nicht. Darum sind viele Frauen so ahnungslos.

Erzählen Sie doch mal.
Wir lieben Berührungen am Damm. Wir sind auch sehr erregbar über die Berührung der Prostata.

Der G-Punkt des Mannes?
Exakt. Nur traut sich leider kaum ein Mann, seine Liebste zu bitten, doch bitte mal die Prostata zu stimulieren.

Die „Geheimakte Frau”, von der Sie gern reden – was ist das?
Viele Männer können heute die Signale, die eine Frau bewusst oder unbewusst aussendet, nicht mehr lesen. Dabei kann man an einer Frau relativ schnell ablesen, wie sie sich beim Sex verhält – und ob das mit dem Mann harmoniert.

Ach.
Schnell- und Vielrednerinnen sind wilder im Bett, als nachdenkliche Langsam-Sprecherinnen. Gleicht ihr Sprechtempo dem seinen? Dann passen die beiden auch im Bett gut zusammen.

Wie verräterisch ist essen?
Eine Frau, die lustlos im Salat stochert, wird auch nicht sehr lustvoll beim Lieben sein. Eine dagegen, die mit sichtbarem Appetit ihr Steak verschlingt, ist auch heißhungriger im Bett – das haben Forscher nachgewiesen. Spannend ist auch die Frage, welche Sorten Eis eine Frau mag.

Eisschlecken zur Pärchenfindung?
Oh ja! Ein amerikanische Neurologe hat in einer Vergleichsstudie zum Beispiel rausgefunden, dass Menschen, die Eiskaffee lieben, oft ein verführerisches Flirtverhalten zeigen und romantisch am besten zu Erdbeereisfans passen.

Haben Sie Benimm-Tipps fürs Liebemachen?
Rasieren vor dem Verführen ist mal nicht schlecht. Aber noch viel wichtiger: Männer, lasst den Frauen ihre warmen Socken!

Sex mit Söckchen, im Ernst?


Es gibt eine Studie, die belegt: Wenn Frauen im Bett Socken tragen, steigert das ihre Orgasmusfähigkeit. Vermutlich, weil sie sich dann umso mehr geborgen und gewärmt fühlen – da geht’s einer Frau einfach gut. Noch was: Männer, gebt Rückmeldung beim Sex!

Sie sollen Laut geben beim Höhepunkt?
Viele Frauen beklagen, dass Männer wenig darüber merken lassen, an welchem Punkt ihrer Lustkurve sie sich gerade befinden. Gerade Männer, die viel selber Hand anlegen und dabei in ihr Kopfkino eintauchen, sind dann aus Gewohnheit auch beim Sex ganz leise. Dann werden sie wie stumme Fische. Dabei hören Frauen genau so gern mit wie Männer – und am Ende stellt sich nicht die bange Frage: Hat’s Spaß gemacht?

Interview: Irene Kleber

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