Was Frauen (auch nicht) besser können

Bügeln, kochen, telefonieren, auf die Kinder schauen - die Frau als Meisterin im Multitasking. So jedenfalls lauten immer wieder Ergebnisse von Umfragen. Doch die Wissenschaft räumt mit diesem Mythos auf.
von  Abendzeitung
Alles gleichzeitig - das geht nicht effektiv, haben Wissenschaftler herausgefunden
Alles gleichzeitig - das geht nicht effektiv, haben Wissenschaftler herausgefunden © dpa

Bügeln, kochen, telefonieren, auf die Kinder schauen - die Frau als Meisterin im Multitasking. So jedenfalls lauten immer wieder Ergebnisse von Umfragen. Doch die Wissenschaft räumt mit diesem Mythos auf.

Es ist eines der wenigen Dinge, die Männer Frauen zugestehen: Das weibliche Geschlecht ist besser darin, mehrere Dinge gleichzeitig zu erledigen. E-Mails lesen und dabei telefonieren? Auf die Kinder gucken, das köchelnde Essen im Auge behalten und gleichzeitig mit der Freundin quatschen? Kein Problem für Frauen, extrem schwierig für Männer, glauben laut mehreren Umfragen sowohl männliche als auch weibliche Befragte.

Doch das Bild der Frau Multitasking-Meisterin beginnt zu bröckeln. Angekratzt wird es vor allem von Psychologen und Hirnforschern: Deren Studien lassen nämlich nicht nur keine Überlegenheit beim weiblichen Geschlecht erkennen, sondern sie stellen gleich das gesamte Konzept des menschlichen Multitaskings infrage. „Das gibt es gar nicht“, lautet etwa Ernst Pöppels Einschätzung. Das Gehirn sei rein physiologisch gar nicht in der Lage, auf mehrere Dinge gleichzeitig zu reagieren, sagt der Psychologe von der Münchner Ludwig-Maximilians-Universität in „Bild der Wissenschaft“.

Nichts als eine Täuschung

Die Betonung liegt dabei auf reagieren, denn mehrere Reize parallel wahrnehmen und verarbeiten, wie es Mütter beim Aufpassen aufs kochende Süppchen und die spielenden Kinder tun, das geht durchaus. Allerdings scheint es sich auch hierbei um eine Fähigkeit zu handeln, die Frauen vor allem durch ständiges Üben besser beherrschen als Männer – und nicht etwa um eine angeborene Überlegenheit.

Folgerichtig ist auch das Gefühl, Verschiedenes gleichzeitig erledigen zu können, nichts als eine Täuschung. In Wahrheit rast die Aufmerksamkeit von einer Aufgabe zur nächsten, wieder zurück und dann weiter – ein System, bei dem es nicht überrascht, dass die Effizienz stark leidet. Test-Teilnehmer brauchten nicht nur jedes Mal Zeit, um sich umzustellen, wenn sie die Tätigkeiten wechselten. Sie reagierten auch langsamer und machten mehr Fehler, vor allem, wenn eine der Aufgaben zusätzlich Emotionen hervorrief.

Ein Problem am Arbeitsplatz

Die Unfähigkeit zu effizientem Multitasking wird zunehmend am Arbeitsplatz zum Problem. Ständig durchbrechen Telefonate, E-Mails oder Anfragen von Kollegen die Konzentration und verlangen sofortige Reaktionen. „Die Firmen täten besser daran, den Multitasking-Druck auf die Angestellten zu vermindern“, meint der Aachener Psychologe Iring Koch, „und zwar für Männer und Frauen“.

Ilka Lehnen-Beyel

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