Was der Händedruck über unsere Gesundheit aussagt
Schwach, feucht und irgendwie labberig – jeder hat schon einmal so einen – nicht gerade angenehmen – Händedruck bekommen. Dass so ein halbherziges Hinlangen einiges über die Persönlichkeit seines Gegenübers aussagt, ist nichts Neues. Kanadische Forscher drehen dieses Spielchen allerdings jetzt noch weiter.
Mit einer groß angelegten Studie haben sie herausgefunden: Die Festigkeit unseres Händedrucks lässt auf unsere Herzgesundheit schließen.
Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen nachlassender Muskelkraft und dem Risiko, an einem Herzinfarkt zu sterben. Darüber hinaus besteht laut der Studie auch ein Zusammenhang mit dem Risiko eines tödlichen Schlaganfalls.
Die Studie
Die Ergebnisse dieser sogenannten PURE-Studie (Prospective Urban-Rural Epidemiology) wurden kürzlich im Fachjournal „The Lancet“ veröffentlicht. Das Prinzip ist einfach: Die Stärke des Händedrucks diente bei der Untersuchung als Indikator für die allgemeine Muskelkraft. Rund 140 000 Probanden zwischen 35 und 70 Jahren in insgesamt 17 Ländern ließen dabei die Kräftigkeit ihres Händedrucks überwachen – durchschnittlich über einen Zeitraum von vier Jahren. Hände geschüttelt wurden im Rahmen dieser Studie allerdings nicht. Die Probanten mussten stattdessen ein sogenanntes Jamar-Dynamometer benutzen, das misst, wie stark ein Patient mit einer Hand zudrücken kann. Zusätzlich flossen Daten zu Erkrankungen und Klinikaufenthalten der Probanden sowie Todesfällen in der Familie in die Analyse ein. 3379 der Teilnehmer starben innerhalb des Beobachtungszeitraums.
Die Ergebnisse
Die Auswertung der Untersuchungen zeigen laut den Wissenschaftlern, dass ein Verlust an Druckkraft in der Hand ein relativ gutes Warnzeichen für einen verfrühten Tod ist: Mit einem Kraftverlust von je fünf Kilogramm ging ein um 16 Prozent erhöhtes Sterberisiko einher. Auch das spezielle Risiko für manche Todesursachen konnte ermittelt werden: Bei Herzinfarkt waren es sieben Prozent, für einen Schlaganfall neun Prozent. Das Risiko für tödliche Herz-Kreislauf-Erkrankungen war um 17 Prozent erhöht.
Die kanadischen Forscher behaupten sogar: Der Händedruck-Indikator ist aussagekräftiger für das Sterberisiko als gängige Werte wie der Blutdruck, den der Arzt regelmäßig misst. Für die Praxis würde das bedeuten, dass Ärzte einen schlaffen Händedruck als Alarmzeichen für mögliche gesundheitliche Probleme einordnen und die Patienten genauer untersuchen sollten. Der Zusammenhang, warum dies so ist, muss aber noch genauer erforscht werden. Er zeigte sich auch nicht für alle Erkrankungen: Bei Diabetes oder Lungenentzündungen etwa konnten die Wissenschaftler keine Aussagekraft des Händedrucks feststellen. Auch der Umkehrschluss – also, ob eine Verbesserung der Muskelkraft mit einer Verringerung der Risiken einhergeht – ist noch nicht geklärt. Dafür bedarf es erst noch weiterer Studien.
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