Warum stimmen die Wetterprognosen nicht?

Stiftung Warentest vergibt Wetterportalen nur durchschnittliche Noten – und auch gefühlt liegen die Dienste derzeit oft daneben. Was macht Prognosen so schwer?
von  mab

München - Sonne statt vorhergesagten Gewittern, Regendusche statt Aufheiterungen. Wer sich in den letzten Tagen auf die Wettervorhersagen verließ, erlebte oft sein blaues Wunder. Passend zu den Wetterkapriolen hat die Stiftung Warentest die Wetterseiten im Internet getestet. Und kam zu einem durchwachsenen Ergebnis. Die AZ hakte bei Meteorologen nach und wollte wissen: Was ist dran am Gefühl, dass sich das Wetter gerade so gar nicht an die Prognosen hält?

Einmal gerade noch „gut“, neunmal „befriedigend“, so ist das Fazit der Stiftung Warentest für zehn Wetterportale im Internet. Die Tester nahmen die Vorhersagen der Webseiten für fünf Orte unter die Lupe und verglichen sie hinterher mit dem tatsächlichen Wetter. Das ernüchternde Fazit: Kein Anbieter sagt das Wetter für die jeweils kommenden fünf Tage exakt voraus. Während die Prognosen für den aktuellen Tag meist noch richtig lagen, boten die mehrtägigen Vorhersagen ein anderes Bild: Im Schnitt lagen die Dienste am fünften Tag um drei Grad daneben, bei langfristigen Prognosen gar um stolze fünf Grad.

Das heißt: Sagte ein Anbieter 20 Grad vorher, dann könnte die Temperatur tatsächlich bei 15 oder aber bei 25 Grad liegen. Die Frage, ob T-Shirt oder warmer Pulli gefragt ist, lässt sich damit nicht beantworten. Auch beim Niederschlag lagen die Anbieter bei mehrtägigen Vorhersagen häufig daneben. Nur drei Webseiten schafften bei Regen und Co. gar eine verlässliche Prognose für den aktuellen Tag. Gesamt-Testsieger wurde das Portal von „wetter.com“ mit der Note 2,4. Hier gab es laut Stiftung Warentest die besten Prognosen. Auf dem letzten Platz landete mit der Note 3,2 das Portal „Donnerwetter.de“.

„Wenn man sich den Test anschaut, dann lagen ja alle recht nah beisammen“, sagt Frank Abel von der MeteoGroup, die unter anderem die Seite „wetter24.de“ betreibt - bei Stiftung Warentest auf Platz vier. Abel bemängelt, dass die Tester die Stichprobe für einen verlässlichen Test zu klein gemacht hätten. Denn nur viele einzelne Tests würden ein Bild davon geben, wie genau die Wettervorhersagen der Internetdienste übers Jahr gesehen sind.

Herrscht eine instabile Wetterlage, dann haben die Vorhersagen einen höheren Unsicherheitsfaktor. „Man berechnet mehrere sogenannte Wetterläufe, deren Ergebnisse schon einmal weiter auseinander liegen können“, erklärt Meteorologin Maria Frädrich. Dann wird eine Prognose errechnet, die irgendwo in der Mitte liegt. Ist die Wetterlage stabil, produzieren die Läufe Ergebnisse, die nahe beisammen liegen. Brodelt es in der Wetterküche, sind sie weiter auseinander. Dann hat auch die Vorhersage als Resultat eine höhere Ungenauigkeit.

„Wäre die Wetterlage beim Test sehr stabil gewesen, dann hätten vermutlich alle Portale sehr gute Noten bekommen“, vermutet Frank Abel. Er hält das Ergebnis der Stiftung Warentest für nicht mehr als eine Momentaufnahme. Gerade in den letzten Tagen habe das Schauerwetter den Meteorologen die Prognosen schwer gemacht, so Frädrich. „Das war lokal sehr schwer vorherzusagen – besonders im Süden Deutschlands“. Zog an einem Ort ein Schauer durch, konnte ein paar Kilometer weiter die Sonne scheinen. „Lokal ist das fast nicht vorherzusagen.“ Doch das turbulente Wetter im Süden wird sich beruhigen. Für Sonntag sagen die Wetterdienste unisono Sonnenschein voraus.

 

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