War da was?
Am „Ground Zero“ gibt es nach jahrelangem Gezerre erste Anzeichen eines Neuaufbaus. New York tut sich schwer mit dem Gedenken
Bis vor kurzem war Ground Zero eine offene Wunde. Jetzt gibt es, wenn man davon überhaupt sprechen darf, erste Zeichen von Heilung an der Südspitze Manhattans, wo die Zwillingstürme des World Trade Centers standen. Die ersten Träger sind eingerammt, sie sollen eine Gedenkstätte tragen für die fast 3000 Opfer, die heute vor sieben Jahren in den Trümmern der Türme starben.
Es ist eine der wenigen positiven Entwicklungen an dem Ort, der zum Symbol der Zeitenwende wurde, zum Schauplatz des schlimmsten Anschlags der jüngeren Geschichte. 2749 Tote gab es nach letzten Zählungen, nur 249 Leichen wurden geborgen, von 40 Prozent fehlt jede Spur: „Da wurde Stahlbeton in Sekunden zu Staub zermahlen“, sagt der Gerichtsmediziner nach den Anschlägen, kurz nachdem Mohammed Atta und 18 Gesinnungsgenossen zwei Verkehrsflugzeuge in die Türme gejagt hatten. Ein weiterer Jet raste ins Pentagon, ein vierter stürzte auf ein Feld in Pennsylvania.
Hochtrabende Pläne gab es, gleich nachdem der erste Schock vorbei war. Ein Mahnmal, das den Opfern gerecht würde und neue Hochhäuser sollten auf dem „geheiligten Grund“ entstehen. Doch preisgekrönte Entwürfe, zum Beispiel von Daniel Libeskind, wurden verworfen.
„Mein Vater ist kein Abfall“
Lokalpolitiker und Sicherheitsexperten, Pächter und natürlich Angehörige der Opfer bestimmten die Diskussion und verhinderten eine schnelle Bebauung. „Mein Vater ist kein Abfall“ sagt ein Angehöriger, der sich für den Rücktransport des Hochhausschutts von der Müllkippe auf den Platz des Geschehens ausspricht.
Das Gelände gehört dem über 80-jährigen Investor Larry Silverstein, der dort einen 511 Meter hohen „Freedom Tower“ errichten will. Wie geplant zum zehnten Jahrestag wird das Gebäude wohl nicht fertig. Ob die Gedenkstätte aus der Feder des Designers Ron Arad, ein Areal mit 400 Eichen, einem Pavillon und einem Museum rechtzeitig vollendet werden wird, ist auch ungewiss. Zwei leere Becken sollen die Umrisse der Türme nachzeichnen. Nur die „Treppe der Überlebenden“ ist an ihrem Platz. Die Kosten für die Gedenkstätte sind nach mehreren Umplanungen von 600 Millionen auf über eine Milliarde Dollar gestiegen.
Schicksal einer Skulptur
„Die murksen da nur rum“, sagt Fritz König zur AZ. Der Bildhauer aus der Nähe von Landshut hat eine eigene Beziehung zum Ground Zero. Dort stand seine Skulptur, genannt „The Sphere“, Sie war bis zum 11. September ein beliebter Treffpunkt in Manhattan. Trotz der unmittelbaren Nähe zur Katastrophe blieb die Skulptur gut erhalten. Ein Wrackteil aus einem der Flugzeuge landete darauf. Heute steht die „The Sphere“ am Battery Park, „wegelagernd sozusagen“, sagt der 84-Jährige, „und da soll sie auch bleiben“.
Matthias Maus
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